Meinungs-ECHO Der Stich ins Bitcoin-Wespennest: Raoul Pal findet KYC gar nicht mal so schlimm

Raoul Pal ist eigentlich Bitcoin-Bulle. Mit Thesen zu notwendiger Krypto-Regulierung bringt er auf Twitter nun Privacy-orientierte Bitcoiner gegen sich auf. Das Meinungs-ECHO.

David Scheider
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Wespe

Beitragsbild: Shutterstock

Da hat er sich ausnahmsweise mal keine Freunde gemacht. Raoul Pal ist eigentlich für seine Schützenhilfe aus dem traditionellen Finanzsektor bekannt. Der ehemalige Hedgefondsmanager und CEO des Finanzmediums Real Vision gilt als ausgemachter Bitcoin-Bulle und bringt das Wertversprechen in wöchentlichen Updates einem weniger Krypto-affinen Publikum näher.

Jüngst gründete Pal mit Real Vision Crypto sogar eine eigene Sparte, die sich einzig Wohl und Wehe von BTC und Co. widmet. Aufsehen erregte der Unternehmer indes mit einem Tweet, der der Bitcoin Community weniger gut geschmeckt hat.

Wenn Sie glauben, dass Geheimhaltung vor Regierungen und kein KYC die Zukunft von Bitcoins ist, dann verstehen Sie nicht, wie die Verbreitung aussieht. Bitcoin wird reguliert werden. Man wird KYC machen müssen, und das ist in Ordnung. Das nimmt Bitcoin nicht sein Wertversprechen weg, sondern verstärkt es nur.

Raoul Pal via Twitter.

KYC (know your customer) ist in Bitcoin-Kreisen ein unbeliebter Begriff. Verbirgt sich dahinter doch die Praxis, Exchange-Konten einem Klarnamen zuzuordnen, der im Zweifel Aufschluss über die Krypto-Aktivitäten der jeweiligen Person gibt. Bei der Eröffnung von Bankkonten im traditionellen Finanzsektor ist das gängige Praxis.

Bitcoin will aber eine Alternative zum traditionellen Finanzsektor sein – KYC unterwandert aus Sicht der Community Bitcoins Zensurresistenz und damit ein grundlegendes Feature, das Bitcoin zu dem macht, was es ist. Entsprechend groß war der Widerstand auf Twitter.

Privatheit ist kein Verbrechen. KYC ist nicht “in Ordnung”.

Jameson Lopp. Übersetzung des Tweets.

Empörung gab es vor allem darüber, dass Pal, selbst im Steuerparadies Cayman Islands angesiedelt, aus Sicht der Bitcoin-Community für die Arroganz des traditionellen Finanzsektors steht. Wer in demokratischen Rechtsstaaten lebt, der muss natürlich erst einmal keine Verfolgung durch den Staat fürchten, wenn er oder sie Bitcoin nutzt. Diesen Luxus haben aber nicht alle Bitcoiner.

Auf die Notwendigkeit eines privaten Geldes sowie Verschlüsselungstechniken wies sodann auch Alex Gladstein, seines Zeichens Chief Strategy Officer der Human Rights Foundation, hin.

Bitte steh in diesem Kampf nicht auf der falschen Seite. Bei Bitcoin geht es um Privatsphäre und Freiheit, nicht um institutionelle Adoption.

Alex Gladstein, Übersetzung des Tweets.

Trotz Korrektur: Bullisher Bitcoin-Kurs intakt

In einem dürften beide Parteien indes übereinstimmen: Bitcoin zeigt sich dieser Tage von seiner bullishten Seite. Denn selbst im Dip, also dem vorübergehenden Abbruch des Bull Run, hält die Community der Kryptowährung die Stange – und nutzt die Rutschpartie auf unter 17.000 US-Dollar für neue Investitionen. Dass Kurskorrekturen über 10-20 Prozent auch in Bullenmärkten nicht ungewöhnlich sind, zeigt Trader Bob Loukas.

Demnach habe BTC vor und nach Durchbruch des zurückliegenden Alltime High jeweils um 34 Prozent korrigiert. Im Laufe des darauffolgenden Bullenmarktes stellte die Kryptowährung dennoch das bis heute geltende Allzeithoch bei 19.600 US-Dollar auf. Also: Kein Grund zur Panik.

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