Initial Exchange Offerings sind ähnlich wie Security Token Offerings Hoffnungsträger für einen Nachfolger der Initial Coin Offerings von 2017. Letztere hatten zweifelsohne ihren Einfluss auf die blasenartige Entwicklung vor zwei Jahren und sind für Ethereum-Kurse bis über 1.400 US-Dollar verantwortlich. Viele Anleger setzen entsprechend Hoffnung in einen neuen Goldrausch, der die Altcoin-Kurse wieder zu alten Höhen heben soll. Ein Hoffnungsträger dabei waren die Initial Exchange Offerings.
Initial Exchange Offerings oder kurz IEOs waren das Monatsthema in der Kryptokompass-Ausgabe von Mai 2019. Sie ähneln den klassischen Initial Coin Offerings, jedoch mit dem Unterschied, dass eine Börse hier eine zentrale Rolle einnimmt. Für Börsen ist zweifellos attraktiv, dass sie den Sekundärmarkt in der Hand haben. Projekte auf der Suche nach Funding sollen davon profitieren, dass große Börsen einen Multiplikator darstellen.
Der Vorteil für Investoren soll schließlich neben dem Wegfallen von wiederholten KYC/AML-Hürden eine gewisse Vorauswahl von Projekten sowie ein schneller Zugang zum Sekundärmarkt sein. Investoren erhofften sich so, dass ein frühes Investment in IEOs zu hohen Profiten führt. Doch konnte sich diese Hoffnung bisher bestätigen?
Um dem auf den Grund zu gehen, möchte der Artikel die IEOs von 2019, die schon den Sekundärmarkt erreichten, etwas genauer unter die Lupe nehmen. Ignoriert man das Gros an sonstigen Plattformen, die einzeln betrachtet weniger als fünf Initial Exchange Offerings in diesem Jahr durchführten, haben sich Coineal und gate.io zu den am häufigsten genutzten Plattformen gemausert:
Dump it! IEO-Token-Kurse weit jenseits des Allzeithochs
Was jedoch auffällt, ist, dass seit Mai das Interesse an IEOs nachlässt. Starteten im Mai 2019 noch 25 Initial Exchange Offerings, waren es im August weniger als die Hälfte:
Sicher, das mag ein Sommerloch sein, welches aber inzwischen über ein Quartal andauert. So oder so konnte der Hype des ersten Halbjahres nicht aufrechterhalten werden.
Diese negative Entwicklung bestätigt sich bei einem Blick auf die Kursentwicklungen: Mit Blick auf die Allzeithochs haben alle Initial Exchange Offerings nicht einfach negativ performt, sondern sind um durchschnittlich sechzig Prozent seit dem Allzeithoch gefallen. Ganz besonders hart traf es die IEOs, welche auf p2pb2b, Huobi Global oder Bitforex veranstaltet wurden, die jeweils einen Drawdown von über 70 Prozent ertragen mussten:
Sicher, entsprechende Kursentwicklungen sah man 2018 auch für Bitcoin und andere große Kryptowährungen. Hier sprechen wir aber von entsprechenden Verlusten in häufig weniger als einem halben Jahr. Zwar gilt erwartungsgemäß, dass jüngere IEOs bisher geringere Verluste verkraften mussten, jedoch sprechen wir auch bei den IEOs vom August von mindestens 30 Prozent:
Bitter gesagt: In all jenen Fällen wäre es sinnvoller gewesen, das Geld in Bitcoin zu halten. Sowohl eine Altcoin Season wie auch ein Erstarken der IEOs liegt aktuell in weiter Ferne.
2019 – Wird der Krypto-Markt erwachsen?
Es wäre jedoch falsch zu sagen, dass diese Analyse nur negative Schlüsse zulässt. Die Goldgräber- und Zockerstimmung, die gerade das vierte Quartal von 2017 prägte, ist lange passé. Ebenso ist die deprimierte Bärenstimmung von Ende 2018 Vergangenheit. An soliden Investments – sei es in Bitcoin oder etablierten Kryptowährungen, sei es im Decentralized-Finance-Ökosystem – ist das Interesse 2019 stark angestiegen. Ebenso schielt die Investoren-Welt auch jenseits der Kryptowährungen aufmerksam auf die Security Token Offerings. Zugegeben ist letztgenannter Markt ähnlich wie der der Initial Exchange Offerings noch in den Kinderschuhen. Man hat jedoch den Eindruck, dass sich hier mehr und mehr vernünftige Investment-Cases durchsetzen. Halten diese Entwicklungen an, kann es sein, dass 2019 das Jahr wird, in dem der Krypto-Markt wirklich erwachsen wird.
Charts auf Basis von Daten von Coincodex