Geldsystem im Ausnahmezustand Das Helikoptergeld kommt – Zeit um in Bitcoin zu investieren?

Nun ist es soweit, das Helikoptergeld wurde in den USA angekündigt. Warum auch Europa bald folgen wird, welche Auswirkungen das auf die Inflation haben wird und warum Bitcoin wichtiger denn je ist. Ein Kommentar.

Sven Wagenknecht
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Helikoptergeld

Beitragsbild: Shutterstock

In den USA hat die Trump-Regierung am 17. März bekannt gegeben, dass es Helikoptergeld geben soll. Um die kommende Rezession abzufedern und eine Depression zu vermeiden, sollen jedem US-Bürger voraussichtlich 1.000 US-Dollar via Scheck zugestellt werden. Dieses Maßnahmenpaket ist Teil eines gesamten Hilfspakets von 850 Milliarden US-Dollar. Im Gegensatz zu bisherigen Notenbankmaßnahmen erreicht man dadurch die Realwirtschaft. Das Geld kommt direkt bei den Bürgern an, anstatt bei den Geschäftsbanken zu verharren, da diese sich nicht mehr trauen, Kredite zu vergeben.

Helikoptergeld auch in Europa

Die Aktion der USA ist absolut nachvollziehbar und es ist damit zu rechnen, dass Europa nachzieht. Auch in der Krise müssen die Menschen Miete zahlen und Lebensmittel einkaufen können. Gerade in Italien dürfte dies schon im nächsten Monat einigen Menschen große Probleme bereiten. Ohne Helikoptergeld wird es schwer werden, die Menschen unter Quarantäne zu halten. Um die Kontrolle über den Ausnahmezustand zu behalten, so schwierig dies auch ist, muss die Grundversorgung aller Bevölkerungsschichten sichergestellt werden.

In der Krise ist sich jeder Staat der Nächste. Zwar sind die USA unsere Verbündeten, was aber nicht bedeutet, dass Staaten korrespondierend zu Grenzschließung nun ihren Schwerpunkt auf Innen- anstatt Außenpolitik legen. Stabilität um jeden Preis bedeutet auch, dass man die Bevölkerung ruhig halten muss. Ohne Direkthilfen wie das Helikoptergeld in den USA wird es bald zu Aufständen in der EU kommen. Europa kann es sich nicht erlauben, auf radikal expansive Geld– und Währungspolitik zu verzichten. Alle Staaten und Notenbanken werten ab, sodass es fatal für die innere Stabilität und den Eurokurs wäre, hier nicht mitzuziehen.

Zentralbanken werden entmachtet

Unklar ist hingegen, wie die genaue Finanzierung von Helikoptergeld in Europa aussehen kann. Die Frage ist, ob die EZB das Helikoptergeld direkt auf ihre Bilanzen packt oder ob die Finanzspritzen an die Bürger über den nationalen Haushalt finanziert werden, zumal nicht alle EU-Mitgliedsländer teil der Eurozone sind. Erste Gespräche, wenn sie nicht schon im Gange sind, dürften noch diese Woche geführt werden, sodass man gespannt abwarten kann, zu welchem Ergebnis Staaten und Notenbanken kommen.

Die Unabhängigkeit der demokratischen Notenbanken ist nun nicht mehr gegeben. Zwar existiert sie noch auf dem Papier, aber letztlich sind die aktuellen Regierungsentscheidungen auch Notenbankentscheidungen. Wenn Donald Trump bestimmte Notenbankmaßnahmen wünscht, dann wird er diese auch bekommen. In der EU sieht es nicht viel anders aus, auch wenn alles ein wenig komplizierter als in den USA ist. Das Mandat der Geldwertstabilität ist nun endgültig hinüber.

Inflation um jeden Preis

Das größte Schreckgespenst eines Staates ist nicht die Deflation, sondern die Inflation. In ihrer finalen Ausprägung führen beide zwar zu einem Kollaps des Wirtschafts- und Finanzsystem, dennoch sind die Wege dahin andere. Auch gibt es eine feste Reihenfolge, wann welches Szenario eintritt.

In der ersten Phase versucht der Staat, wie aktuell zu beobachten, alles zu vermeiden, um in eine Depression und folglich Deflation abzurutschen. Die Lehren aus der Deflationsspirale von 1929 sitzen tief, sodass man einen Verfall der Preise und ein Austrocknen von Investitionen unbedingt vermeiden möchte. Entsprechend werden in den kommenden Monaten maximal expansive geldpolitische Maßnahmen, wie eben Helikoptergeld, folgen. Dadurch kann die Wirtschaft am Laufen gehalten werden, sodass Menschen ihren Arbeitsplatz behalten und konsumieren können. Das Problem ist allerdings, dass bei der Schwere des wirtschaftlichen Schadens eine Deflation nur aufgeschoben werden kann. Gleichzeitig werden die Maßnahmen immer extremer, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Inflation im Anschluss an die Deflation immer weiter zunimmt. Die 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts sind hier leider eine gute Vorlage.

Inflation bald auch in der Realwirtschaft

Schon vor Ausbruch des Coronavirus verfolgten die Notenbanken eine inflationäre Notenbankpolitik, um ein Abrutschen in die Deflation zu vermeiden. Der Unterschied zur aktuellen Situation ist, dass das Geld die Realwirtschaft nur sehr eingeschränkt erreicht hat. Die unzähligen Milliarden haben zu einer Vermögensinflation geführt. Immobilien und Aktienkurse sind in die Höhe geschossen, während sich die Teuerungsrate beim Kaffeehausbesuch, dem Kauf einer Jeans oder dem Flug in die Südsee kaum bewegt hat.

Nun werden aber direkte Maßnahmen an der Realwirtschaft durchgeführt. Um den Finanzsektor macht man diesmal einen Bogen, da dieser seiner Funktion, insbesondere Kredite zu vergeben, nicht mehr nachkommt. Wenn auch noch nicht in den nächsten Monaten, so könnten wir dadurch aber in den kommenden Jahren auch eine Inflation bei realwirtschaftlichen Gütern erleben. Trotz aller historischen Präzedenzfälle befinden wir uns in einem gigantischen geldtheoretischen Experiment, dessen Entwicklungen und Folgen man nur schwer abschätzen kann.

Diese Rolle spielt Bitcoin als Anti-Euro

So wie das Finanzsystem gegenwärtig an seine Belastungsgrenze geführt wird, macht es mehr Sinn denn je, sich mit Bitcoin auseinanderzusetzen. Dabei geht es nicht darum, ob der Bitcoin-Kurs zeitnah zu einer Gegenbewegung ansetzen kann oder nicht, sondern ob Bitcoin langfristig die Kaufkraft absichern kann. Wie schon oft erklärt, ist es vollkommen normal, dass in einer Verkaufspanik an den Märkten auch Bitcoin und der gesamte Krypto-Markt unter die Räder kommen.

Bitcoin ist eine langfristige Absicherung, da er nicht der Entwertung wie Euro & Co. unterliegt. Auch lasten auf dem Bitcoin-Geldsystem keine erdrückenden volkswirtschaftlichen Schulden. Genau wie Gold wird Bitcoin zwar aktuell verkauft, da man jetzt Cash benötigt, um die Löcher zu stopfen. Sobald der Verkaufsdruck allerdings versiegt und die expansive Geldpolitik sowie Geldentwertung zu greifen beginnt, ist Bitcoin als antiinflationäres Asset eine Pflichtposition für jedes Portfolio.

Es ist nicht wichtig, ob man Bitcoin gut oder schlecht findet. Es ist aus rein portfoliotheoretischer Sicht und einer Risikoaversion heraus sinnvoll, ein Asset zu besitzen, das weitestgehend entkoppelt und unpolitisch ist. Man kann Bitcoin nicht nach Belieben drucken und im Gegensatz zum Euro muss der Bitcoin nicht die Last einer gigantischen Rettungsaktion tragen. Auch für konservative Anleger, die der Krypto-Ökonomie nicht viel abgewinnen können, ist die Systemausfallversicherung namens Bitcoin unerlässlich.

Disclaimer: Es handelt sich hierbei um die persönliche Meinung des Autors. Unter keinen Umständen handelt es sich hierbei um Anlage- respektive Kaufs- oder Verkaufsempfehlungen.

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