Neue Enthüllungen Whistleblower bringt Credit Suisse in Bedrängnis

Die Schweizer Großbank Credit Suisse soll über Jahre dubiose Personen zu Ihren Kunden gezählt haben. Das geht aus einem Bericht namens “Suisse Secrets” hervor.

Nicola Hahn
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Credit Suisse

Beitragsbild: Shutterstock

Es sind heikle Veröffentlichungen von Kundenlisten, die die Schweizer Großbank Credit Suisse in Erklärungsnot bringen. Das Kreditinstitut soll unter anderem jahrzehntelang Despoten und mutmaßlichen Kriminellen unter dem Deckmantel des Bankgeheimnises einen sicheren Hafen geboten haben. Darüber hinaus kamen im Rahmen der Enthüllungen auch neue Erkenntnisse im Siemens-Schmiergeldskandal ans Licht. Die Credit Suisse wies bislang alle Vorwürfe zurück und versicherte, weitere Schritte einleiten zu wollen.

Die Vorwürfe basieren dabei auf Berichten, die am Sonntagabend von einem Rechercheverbund um die Süddeutsche Zeitung, die New York Times sowie die britische Zeitung Guardian veröffentlicht wurden. In den Berichten mit dem Titel “Suisse Secrets” soll es um Fälle gehen, die bis in die 1940er-Jahre zurückreichen. Laut neuesten Auswertungen sollen die Papiere Aufschluss über mehr als 30.000 Kunden aus aller Welt geben. Einer davon ist demnach Abdullah II., König von Jordanien, dem bereits mehrfach Korruption vorgeworfen wurde. Darüber hinaus soll auch der Name einiger Familienmitglieder der ehemaligen kasachischen Präsidentenfamilie Nasarbajew auftauchen. Zu den Kunden sollen außerdem vor allem zahlreiche Staats- und Regierungschefs, aber auch Geheimdienstchefs und etliche Oligarchen zu den Kunden gehört haben. Auch ist die Rede von Geschäften mit sogenannten politisch exponierten Personen (PEP), wie beispielsweise mehreren Managern des venezolanischen Ölkonzerns PDSVA. Der Bericht stützt sich dabei auf einen Whistleblower, der die Informationen dem Rechercheteam anonym zukommen ließ.

Die Credit Suisse wies bislang alle Vorwürfe zurück. In einer Pressemitteilung heißt es dazu:

Die Credit Suisse weist die Vorwürfe und Unterstellungen über angebliche Geschäftspraktiken der Bank entschieden zurück. Die vorgebrachten Themen sind überwiegend historischer Natur und gehen in einigen Fällen bis in die 1940er Jahre zurück. Die Berichterstattung basiert auf unvollständigen, fehlerhaften oder selektiven Informationen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, um die Bank in tendenziöser Art und Weise darzustellen.

Quelle: Credit Suisse

Unter Beobachtung

Die Bank steht dabei schon seit 2018 unter genauerer Beobachtung der Schweizer Finanzaufsicht Finma. Die Vorwürfe: Verfehlungen im Bereich Geldwäsche und Geschäfte mit zwielichtigen Personen. Diese habe laut Aussagen der Aufsichtsbehörde gleich in mehreren Fällen gegen aufsichtsrechtliche Pflichten zur Bekämpfung der Geldwäscherei verstoßen. Dazu zählten Geschäfte mit PDSVA sowie mit der Fifa und dem Ölkonzern Petrobas. Infolgedessen hatte die Aufsicht der Großbank prompt einen Aufpasser an die Seite gestellt.

Erst im letzten Jahr stand die Credit Suisse im Fokus der Öffentlichkeit, als das deutsche Kreditinstitut Greensill drohte, pleite zu gehen. Die Schweizer hatten zusammen mit Greensill Fonds aufgelegt und anschließend versucht, dadurch entstandene Verluste auf Investoren abzuwälzen.

Enthüllungen um Ex-Siemens-Manager

Recherchen von NDR, WDR und SZ hatten dabei noch weitere Details ins Dunkle des Siemens-Schmiergeldskandals gebracht. Im Frühjahr 2007 hatten Ermittler die Büros der Münchener Siemens-Zentrale gestürmt und etliche Beweise für Schmiergeldzahlungen gesichert. Im Fokus steht seit den neusten Enthüllungen vor allem der ehemalige Siemens-Manager Eduard Seidel. Dieser hatte im Jahr 2008 einen Strafbefehl erhalten, wurde anschließend zu einem Jahr Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 240.000 Euro verurteilt. Die Anschuldigungen: Bestechung von nigerianischen Amtsträgern in 22 Fällen. Nun haben Auswertungen des Rechercheteams ergeben, dass auch Seidel zur damaligen Zeit Konten bei der Schweizer Bank gehabt haben soll. Seitens Siemens wurde bislang dementiert, von Seidels Konten bei der Credit Suisse gewusst zu haben.

Schweizer Bankengeheimnis in Kritik

Die neusten Enthüllungen rücken auch eine bereits seit längerem andauernder Diskussion rund um das Schweizer Bankengeheimnis zurück in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch der anonyme Whistleblower zeigte sich äußerst verärgert darüber und kommentierte dies wie folgt:

Ich glaube, dass das Schweizer Bankgeheimnis unmoralisch ist. Der Vorwand, die finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist lediglich ein Feigenblatt, um die schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern zu verschleiern. (…) Diese Situation ermöglicht Korruption und bringt die Entwicklungsländer um dringend benötigte Steuereinnahmen.

Quelle: “Suisse Secrets”

Der Skandal gilt als einer der größten und umfangreichsten der jüngsten Bankengeschichte und könnte noch weitere Kreise ziehen. Immerhin befinden sich auf dem Datensatz Informationen zu Konten im Umfang von rund 100 Milliarden US-Dollar.

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