Abseits der Frage, ob der Bitcoin-Kurs die 5.000 US-Dollar halten wird, bewegte die Krypto-Community vergangene Woche vor allem das Drama um den selbsternannten Bitcoin-Erfinder Craig Wright. Dieser droht seinen Kritikern schon länger mit rechtlichen Konsequenzen. Nun hat der Begründer der Bitcoin Fork Bitcoin Satoshi Vision (BSV) seine Anwälte eingeschaltet. Diese versandten mahnende Briefe an ausgewählte Kritiker Wrights. Auch der Blogger und Podcaster Peter McCormack erhielt Post von Craig Wright. McCormack wollte den Wortlaut der Briefe der Öffentlichkeit auf Twitter nicht vorenthalten:
https://twitter.com/PeterMcCormack/status/1116733748794540033
1/ Ich bekam meinen Brief von Craig Wright und @CalvinAyre. Das ist es, was sie an die Leute aussenden, jetzt könnt ihr alle sehen. Ich lehne ihre Forderungen strikt ab. (PS Ich empfehle niemand anderem, das hier zu tun).
„Es tut mir leid, Dr. Wright“
Bei den Forderungen handelt es sich um fünf Bedingungen, die der Adressat des Schreibens erfüllen muss, damit Wright von einer Anklage wegen Verleumdung und Belästigung absieht. So sollen etwa alle Tweets gelöscht werden, in denen Wright als Betrüger bezeichnet wird. Bei zweien der fünf Punkte geht es um eine Entschuldigung – einmal vor Gericht, einmal per Tweet. Deren Wortlaut liefert Wright gleich mit:
Es war falsch, zu behaupten, dass Craig Wright in betrügerischer Absicht den Anspruch erhoben hat, Satoshi zu sein. Ich akzeptiere, dass er Satoshi ist. Es tut mir leid, Dr. Wright. Ich werde diese Verleumdung nicht wiederholen.
Calvin Ayre, ein enger Vertrauter Wrights und Gründer des Krypto-Newsportals Coingeek, freut sich über das „Troll Hunting“:
First round of Troll Hunting letters went out to Vitalik (front for his father) and Eth, nobodies at Chepicap and an even lessor nobody named Peter McCormack who says he wants to spend his money to prove that Craig did not invent Bitcoin. Stay tuned as this will be fun 🙂
— Calvin Ayre (@CalvinAyre) April 12, 2019
Die erste Runde der Troll-Hunting-Briefe ging an Vitalik (Fassade für seinen Vater) und Eth, Nobodies bei Chepicap und einen noch weniger bekannten Nobody namens Peter McCormack, der sagt, er wolle sein Geld ausgeben, um zu beweisen, dass Craig Bitcoin nicht erfunden hat. Bleibt dran, denn das wird Spaß machen 🙂
Einen ähnlichen Brief muss auch Hodlonaut erhalten haben. Der Initiator des Bitcoin-Lightning-Staffellaufs #lntrustchain hat Craig Wright mehrfach scharf kritisiert.
#WeAreAllHodlonaut
Nun ist Hodlonaut untergetaucht – Wrights Drohung hat offenbar Wirkung gezeigt. In der Zwischenzeit hat sich eine breite Unterstützung für den Twitterati gebildet, die sich nicht nur in dem Hashtag #WeAreAllHodlonaut, sondern auch in einer erfolgreichen Spendenkampagne niedergeschlagen hat. Elizabeth Stark, Lightning Labs Mitbegründerin und Initiatorin der Spendenaktion, verkündete bereits einen Tag nach dem Aufruf:
We've hit our $20k goal in less than 24 hours! 🔥
Thanks to everyone who donated. Keep it up, as the more we can raise, the better defense @hodlonaut can have, or the more @btcven can use to help people in need. 🙌https://t.co/X95BoQbO8D 👩🏻🚀😺🌮
— elizabeth stark 🌋 (@starkness) April 13, 2019
Wir haben unser 20.000-US-Dollar-Ziel in weniger als 24 Stunden erreicht!
Vielen Dank an alle, die gespendet haben. Macht weiter so, je mehr wir sammeln können, desto bessere Verteidigung kann @hodlonaut haben, oder desto mehr kann @btcven nutzen, um Menschen in Not zu helfen.
Darüber hinaus gibt es nun T-Shirts und anderen Merchandise zu kaufen, die das Antlitz des Hodlonauten ziert. Alle Erlöse sollen in den Spendenfonds fließen. Von dem Geld sollen die Anwaltskosten von Hodlonaut übernommen werden, sollte es tatsächlich zu einer Anklage kommen.
Changpeng Zhao platz der Kragen
Changpeng Zhao fehlt es dagegen nicht am nötigen Kleingeld, um vor Gericht bestehen zu können. Der Chef der Bitcoin-Börse Binance hat von Craig Wrights Gebaren endgültig die Nase voll. Er droht nun damit, BSV nicht mehr auf Binance zu listen, sollte Wright sich nicht zusammenreißen:
Craig Wright is not Satoshi.
Anymore of this sh!t, we delist! https://t.co/hrnt3fDACq
— CZ 🔶 Binance (@cz_binance) April 12, 2019
Craig Wright ist nicht Satoshi. Noch mehr von der Sche!ße, und wir delisten [BSV].
Calvin Ayre will das nicht unkommentiert lassen. Wright-Jünger durch und durch hat er für die Drohung Zhaos nur wenig übrig:
how stupid is this. They want to delist the original bitcoin BSV because they don't like to hear the truth about Craig inventing Bitcoin. Censorship does not change facts. https://t.co/XcgUTlJWet
— Calvin Ayre (@CalvinAyre) April 12, 2019
wie dumm das ist. Die wollen den originalen Bitcoin BSV streichen, weil sie nicht gerne die Wahrheit darüber hören, dass Craig Bitcoin erfunden hat. Zensur ändert nichts an den Fakten.
Ein Gedanke, dem Anthony „Pomp“ Pompliano naturgemäß einiges abgewinnen kann. Der Bitcoin-Cash-Evangelist steht mit Wright und Bitcoin Satoshi Vision auf Kriegsfuß. Pomp schlägt er ein konzertiertes Delisting von BSV durch die Bitcoin-Börsen vor:
Every exchange should delist BSV simultaneously on May 1st in a sign of solidarity behind the only Bitcoin that ever mattered.
This community is the responsibility of the people. Sometimes we must do the hard thing, not because it is easy, but because it is right.#DelistBSV
— Pomp 🌪 (@APompliano) April 12, 2019
Jede Exchange sollte den BSV gleichzeitig am 1. Mai von der Börse nehmen als Zeichen der Solidarität hinter dem einzigen Bitcoin, der jemals wichtig war.
Diese Community liegt in der Verantwortung der Menschen. Manchmal müssen wir den schwierigen Weg gehen, nicht weil es einfach ist, sondern weil es richtig ist.#DelistBSV
Entpuppt sich Pomp hier etwa als Bitcoin-Maximalist? Oder meint er mit „dem einzigen Bitcoin, der jemals wichtig war“ etwa Bitcoin Cash? Dessen Kurs könnte von einem BSV-Delisting zumindest mittelbar profitieren – ein netter Sekundäreffekt des „schwierigen Weges“, den die Börsen nach Pomp einschlagen sollen.