In einem Artikel der Zeitung L’ENA hors les murs vom 30. November bezeichnete Lagarde den digitalen Euro erneut als „Ergänzung“ zu physischen Bargeld. Bei der Einführung gehe es in erster Linie darum, dass der Euro den Bedürfnissen der europäischen Bürger entspreche.
Es könnte in einer Reihe von Zukunftsszenarien wichtig sein, von einem Rückgang des Bargeldeinsatzes bis hin zur Verhinderung der Einführung ausländischer digitaler Währungen im Euroraum.
Lagarde erklärte, dass die Ausgabe eines digitalen Euro hinsichtlich der Währungssicherheit zur Notwendigkeit werden könne. Gleichzeitig hätte eine Einführung der digitalen Währung einen gewissen symbolischen Charakter. Sie sieht die Chance, dass die digitale Volkswirtschaft Europas auf diese Weise vereint werden könnte. Kryptowährungen wie Bitcoin betrachtet Lagarde indes allerdings eher skeptisch. Sie machte deutlich, dass Kryptowährungen neben Chancen auch große Risiken innewohnen:
Das Hauptrisiko besteht darin, sich ausschließlich auf die Technologie und das fehlerhafte Konzept zu verlassen, dass es keinen identifizierbaren Emittenten oder Anspruch gibt. Dies bedeutet auch, dass Benutzer sich nicht darauf verlassen können, dass Krypto-Assets einen stabilen Wert beibehalten
Währungssouveränität aufgrund von Kryptowährungen in Gefahr?
Lagarde ist der Meinung, dass Kryptowährungen zusätzliche Innovationen im Zahlungsverkehr vorantreiben. Außerdem würden sie sich gut in soziale Medien und ähnliche Plattformen integrieren lassen. Dennoch sieht sie Risiken bezüglich der Währungssouveränität:
Wenn der Emittent zum Beispiel keinen festen Wert garantieren kann oder wenn sie als unfähig wahrgenommen werden, Verluste aufzufangen, könnte es zu einem Run kommen. Darüber hinaus könnte die Verwendung von Stable-Coins als Wertaufbewahrungsmittel eine starke Verlagerung von Bankeinlagen auf Stable-Coins auslösen, was sich auf die Geschäfte der Banken und die Transmission der Geldpolitik auswirken könnte.
Einführung des digitalen Euros noch mindestens fünf Jahre entfernt?
Am gleichen Tag diskutierten einige Experten verschiedener europäischen Banken während eines Panels ebenfalls über eine mögliche Einführung. Austėja Šostakaitė von der Europäischen Zentralbank, erklärte entgegen Lagards Aussagen, dass die Entscheidung über eine Einführung des digitalen Euros frühestens Mitte 2021 stattfinden würde. Carl Andreas Claussen, Berater der schwedischen Riksbank, ist ebenfalls der Meinung, dass es längere Zeit in Anspruch nehmen wird, bis diesbezüglich Klarheit geschaffen werden kann. Er spricht in diesem Zusammenhang sogar von vier bis fünf Jahren:
Es gibt einige rechtliche Fragen, und dies ist ein so großes Problem, dass wir uns darüber nicht entscheiden können. Wir brauchen politische Unterstützung. Wir haben dem Parlament vorgeschlagen, dass sich ein Expertenausschuss damit befasst.