Interview mit Head of Institutional Bullish: Das ist die Strategie der Krypto-Börse für Institutionelle

Was die Krypto-Börse Bullish ausmacht und wie die Expansionspläne nach Europa aussehen, hat uns Chris Tyrer, Head of Institutional bei Bullish, im Interview auf der Token2049 in Singapur verraten.

Sven Wagenknecht
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Bullish

Beitragsbild: BTC-ECHO

| Chris Tyrer von Bullish (rechts) stellt sich auf der Token2049 in Singapur den Fragen von Chefredakteur Sven Wagenknecht (rechts)

Bullish steht für eine neue Art von Krypto-Börse. Während sich in der Vergangenheit das Marktangebot von Exchanges primär an Retail-Kunden orientiert hat, erleben wir aktuell die Eroberung des institutionellen Segments. Bullish hat sich aufgemacht, dieses Marktsegment zu dominieren, mit Erfolg, wie die hohen Volumina beweisen. Um mehr über die Ausrichtung der Krypto-Börse mit Wall-Street-Image zu erfahren und zu wissen, wie die Expansionspläne gen Europa aussehen, haben wir auf der Token2049 in Singapur Chris Tyrer getroffen. Als Head of Institutional bei Bullish hat er die Insights, um jene Fragen zu beantworten.

Das Interview wurde ursprünglich auf Englisch geführt und anschließend ins Deutsche übersetzt.

BTC-ECHO: Bullish ist als Krypto-Börse für institutionelle Investoren bekannt. Fühlt ihr euch schon als Teil der Wall Street?

Chris Tyrer: Wir glauben, dass traditionelle Finanzen und Krypto weiterhin weitgehend getrennt sind, aber die Distanz verringert sich langsam. Die großen Namen an der Wall Street, insbesondere die großen Banken, arbeiten noch nicht mit physischen Coins, was zum Teil auf die Regulierung zurückzuführen ist. Vorschriften wie SAB 121 in den USA oder Basel III in Europa machen es für Banken äußerst unattraktiv, Krypto-Assets direkt zu halten, selbst wenn es für ihre Kunden ist.

Auch unterscheiden sich noch unsere institutionellen Kunden von denen, die im TradFi-Bereich überwiegen. Dort dominieren vor allem Pensionsfonds, Lebensversicherer oder Staatsfonds. Im institutionellen Krypto-Segment hingegen sind es vor allem risikoaffine institutionelle Investoren. Viele unsere Kunden sind daher Hochfrequenzhändler, Hedgefonds oder Family Offices, die relativ frei entscheiden können.

Was unterscheidet Bullish von Krypto-Börsen, die sich primär auf Privatkunden konzentrieren?

Die Geschäftsmodelle sind sehr unterschiedlich, auch wenn sich viele Produkte ähneln. Die meisten unserer Kunden verbinden sich über APIs wie FIX oder REST, während viele Einzelhandelsbörsen stärker auf grafische Benutzeroberflächen (GUIs) setzen. Bullish hat weniger Kunden und kann dadurch einen “White-Glove”-Service anbieten. Jeder Kunde hat einen Relationship Manager und einen Onboarding-Manager, der durch den gesamten Prozess führt. Wir brauchen keine großen Callcenter oder IT-Support-Systeme, da unsere Kunden spezialisierte Betreuung erhalten.

Was ist für eure institutionellen Kunden besonders wichtig?

Das Wichtigste für unsere institutionellen Kunden ist Liquidität und niedrige und konsistente Latenz. Unsere Automated Market Maker (AMM)-Technologie sorgt für eine optimale Liquiditätsquelle, was mehr Kunden anzieht. Liquidität zieht mehr Liquidität nach sich, und das ist ein wesentlicher Faktor für unsere Kunden.

Der Stablecoin USDC scheint auf Bullish präsenter zu sein als USDT. Ist das eine bewusste Entscheidung?

Ja, unsere Partnerschaft mit Circle beruht auf gemeinsamen Werten wie Transparenz, Regulierung und Audits. Bullish ist der größte USDC-Handelsplatz weltweit. Es geht nicht unbedingt darum, dass wir Tether weniger vertrauen, sondern dass unsere Philosophie stärker mit Circle und USDC übereinstimmt.

Ihr habt CoinDesk übernommen und bietet den CoinDesk 20 Index an. Was hat es damit auf sich?

Viele Märkte haben etablierte Indizes, wie den FTSE 100 oder den GSCI, aber im Kryptomarkt fehlt ein solcher Standard. Der CoinDesk 20 Index soll diese Lücke schließen und als Indikator für den Gesamtmarkt dienen. Wir haben Produkte wie einen Perpetual Swap auf den CoinDesk 20 eingeführt, der seit Jahresbeginn ein Handelsvolumen von 8 Milliarden US-Dollar erreicht hat.

Gibt es Pläne, in Europa stärker Fuß zu fassen?

Wir sind derzeit in Gibraltar reguliert. Was unsere regulatorische Roadmap für Europa betrifft, so haben wir einen Antrag bei der BaFin in Deutschland eingereicht. Dieser läuft bereits seit einiger Zeit, und wir hoffen, die volle Genehmigung noch vor Jahresende zu erhalten und unter die MiCA-Regelungen zu fallen.

Auch in anderen Jurisdiktionen sind wir mit Lizenzanträgen aktiv. So haben wir auch einen Antrag bei der New York State Department of Financial Services (NYDFS) für eine Bit-Lizenz gestellt. Die neuesten Informationen von der Aufsichtsbehörde deuten darauf hin, dass wir diese ebenfalls noch vor Jahresende erhalten sollten.

Glaubt ihr, dass institutionelle Investoren den Krypto-Markt langfristig dominieren werden?

Die Volumina werden zunehmend institutionell getrieben, aber vieles davon ist eine Art Inter-Börsen-Arbitrage und ähnliche Aktivitäten. In Bezug darauf, wo die Assets letztlich gehalten werden, glaube ich, dass es immer noch überwiegend ein Markt für Privatanleger ist. Das beginnt sich jedoch zu ändern. Ich denke, dass ETFs in den USA ein großer Treiber dieser Veränderung waren, da sie erstmals für viele institutionelle Investoren einen klaren und regulierten Rahmen geboten haben, um in Bitcoin und Ethereum zu investieren. Der Einfluss der institutionellen Investoren wird mit Sicherheit weiter wachsen.

Wie bewerten institutionelle Investoren den Unterschied zwischen Bitcoin und Ethereum?

Bitcoin hat sich als digitales Makro-Asset etabliert, vergleichbar mit einem digitalen Rohstoff. Ethereum hat dagegen noch viel Konkurrenz von anderen Smart-Contract-Plattformen, was institutionelle Investitionen bremst. Es gibt mehr Unsicherheit darüber, welche Plattform sich durchsetzen wird. Viele Institutionen investieren derzeit über Venture-Capital in Krypto, aber langfristig wird der Markt für breit angelegte Krypto-Indizes wachsen, da sie eine einfachere Möglichkeit bieten, in den gesamten Markt zu investieren.

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