Bittrex Global CEO im Interview Krypto-Crackdown in den USA: “Am Ende gibt es keine Gewinner”

Oliver Linch ist CEO der Kryptobörse Bittrex Global. Auf der Paris Blockchain Week erklärte er, warum eine Überregulierung in den USA am Ende keine Gewinner hervorbringt.

Daniel Hoppmann
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Bittrex Global CEO Oliver Linch

Beitragsbild: BTC-ECHO

| BTC-ECHO traf Oliver Linch auf der Paris Blockchain Week zum Interview

Oliver Linch ist seit 2021 CEO von Bittrex Global. Der US-Ableger der Kryptobörse musste vor Kurzem seine Pforten in den USA schließen. Hauptgrund dafür: “Regulatorische Unsicherheiten”, durch die ein Weiterbetrieb “ökonomisch nicht mehr tragbar” gewesen sei, heißt es in einer Erklärung. Wie es mit dem Handelsplatz nun weitergeht und warum der Krypto-Crackdown in den USA am Ende keine Gewinner haben wird, erklärt Linch im Interview mit BTC-ECHO.

BTC-ECHO: Der US-Ableger schließt die Pforten. Was heißt das für die Strategie von Bittrex Global?

Oliver Linch: Zunächst muss man unterscheiden. Bittrex U.S. und Bittrex Global sind zwei verschiedene Entitäten. Wir wurden gegründet, um Dienstleistungen auch Kunden außerhalb der USA anbieten zu können. Daran wird sich nichts ändern.

Die USA ziehen gegenüber Krypto die Zügel an. Wie verfolgen Sie dieses Vorgehen?

Aus Unternehmenssicht wenig, da Bittrex Global keine US-Kunden betreut.

Ich persönlich empfinde das Vorgehen der USA aber als ein enttäuschendes Schauspiel. Es gibt Diskussionen, ob Krypto ein Wertpapier, eine Ware oder doch ein Derivat ist. Das ist meiner Meinung nach falsch: Es ist Krypto und bräuchte eine eigene Regulierung. Man versucht, veraltete Gesetze auf die Branche anzuwenden, aber das ist in etwa so, als würde ich ein Rechteck durch ein Loch pressen wollen. Das kann nicht erfolgreich funktionieren.

Sie meinen den Howey Test?

Ich meine die Wertpapiergesetze im Allgemeinen. Die sind in den USA mittlerweile 90 Jahre alt.

Was wären die Folgen einer Überregulierung?

Krypto würde in den USA erstickt werden. Folglich dürften Talente und Firmen auswandern, um irgendwo anders ihren Geschäften nachzugehen. Global betrachtet wäre das möglicherweise sogar nützlich.

Die Unsicherheit wird aber auch dazu führen, dass immer mehr Anleger die Lust an Krypto verlieren werden. Das ist nicht nur schlecht für die Branche, sondern auch für das traditionelle Bankenwesen und letztlich die Wirtschaft. Am Ende wird es keine Gewinner geben.

Der Rechtsstreit zwischen Ripple und der SEC steht für viele sinnbildlich für den Kampf der USA gegen Krypto. Wie verfolgen Sie den Fall?

Der Fall läuft seit Dezember 2020 und seitdem leben wir mit dieser allgegenwärtigen Unsicherheit. Ich kann der SEC hier keinen Vorwurf machen. Letztlich wendet sie die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente an. Gary Gensler und die SEC sind sehr schlaue Leute, die versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen die Regeln zu befolgen. Bei Ripple ist das genauso.

Wenn also diese zwei Gruppen mit den gleichen Absichten dieselben Fakten betrachten und zu völlig unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen, dann stimmt etwas nicht mit dem System. Die große Lehre, die man meiner Meinung nach aus dem Fall ziehen kann, ist, dass die Regeln so undurchsichtig sind, dass sie nicht ihren Zweck erfüllen können.

Vielen Dank für das Gespräch.



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