Die Zukunft der globalen Reservepolitik Bitcoin vs. Gold: Kommt die Kryptowährung bis 2030 in die Notenbank-Reserven?

Gold ist seit Jahrhunderten das Rückgrat der Notenbank-Reserven. Doch mit Bitcoin tritt ein neuer Kandidat auf den Plan, der durch Dezentralität, Knappheit und wachsende Akzeptanz immer stärker ins Rampenlicht rückt.

Josip Filipovic
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Bitcoin-Münzen

Beitragsbild: Shutterstock

| Gold ist bewährt, Bitcoin auf dem Weg: Welches wird das Reserve-Asset der Zukunft?

Gold ist seit Jahrhunderten die unangefochtene Nummer eins in den Tresoren der Notenbanken. Mit rund 36.000 Tonnen weltweit bleibt das Edelmetall der ultimative Wertspeicher – und erreichte zuletzt bei 3.780 US-Dollar pro Feinunze ein neues Rekordhoch. Doch auch Bitcoin ist in den vergangenen Jahren gereift: Seit der Zulassung der Spot ETFs in den USA fließen Milliarden in den Markt, die Volatilität ist spürbar gesunken und die Marktkapitalisierung kratzt an historischen Spitzenwerten. Damit drängt sich die Frage auf: Hat Bitcoin bis 2030 das Zeug, Gold als Reservewährung zu ergänzen?

Reservekriterien im Vergleich

Sowohl Gold als auch Bitcoin weisen zentrale Eigenschaften auf: Knappheit, Abwesenheit von Gegenparteirisiken und geringe Korrelationen zu klassischen Anlageklassen. Während das Edelmetall über Jahrhunderte hinweg Vertrauen aufgebaut hat, holt Bitcoin dank zunehmender Regulierung, geprüfter Verwahrstrukturen und institutioneller Produkte auf.

Die Balkendiagramme zeigen die höchste positive Korrelation von Bitcoin seit 2011 mit Ethereum (79 %) und eine negative Korrelation mit dem Dollar-Index (-7 %), während Gold am stärksten mit dem 10Y (30 %) und am schwächsten mit dem Dollar-Index (-48 %) korreliert ist.
Ein schwacher US-Dollar treibt Gold an, Bitcoin entwickelt sich dagegen fast losgelöst von klassischen Anlageklassen I Quelle: dbresearch

Besonders bemerkenswert: Selbst bei Rekordkursen ist die 30-Tage-Volatilität 2025 auf historische Tiefstände gefallen – ein entscheidendes Signal für Notenbanken, die auf Stabilität achten. Noch aber bleibt das Vertrauen in die digitale Variante fragiler, da rechtliche Standards und Marktmechanismen nicht in allen Regionen etabliert sind.

Politischer Katalysator USA

Ein möglicher Gamechanger kommt aus dem Heimatland des US-Dollars. In den USA wird derzeit über den sogenannten “BITCOIN Act“ diskutiert – ein Gesetzesvorschlag, der vorsieht, staatliche Bitcoin-Bestände aufzubauen und beschlagnahmte Coins zu konsolidieren. Geplant ist dabei sogar der Kauf von bis zu einer Million Bitcoin, was rund fünf Prozent des gesamten Bestands entspräche. 

Finanziert werden könnte dies über Haushaltsströme wie Zolleinnahmen, ohne dass neue Schulden aufgenommen werden müssten. Zudem schreibt der Entwurf eine Mindesthaltefrist von 20 Jahren vor, bevor diese Reserven wieder verkauft werden dürfen. Das Vorhaben ist politisch brisant, doch allein die Debatte sendet ein starkes Signal. Wenn die größte Volkswirtschaft und Emittent der Leitwährung mit Bitcoin als Reserve experimentiert, sind auch andere Staaten gezwungen, ihre Strategien zu überdenken.

Bitcoin und die Lehren aus der Gold-Geschichte

Trotz sinkender Schwankungen bleibt Bitcoin ein riskanter Kandidat für die Zentralbank-Bilanz. Zwar hat sich die Marktinfrastruktur verbessert, doch im Vergleich zu Gold bleibt die Kryptowährung anfälliger für abrupte Kursbewegungen. Vor allem Handelsplattformen und Verwahrdienstleister gelten als Schwachstellen, nicht das Protokoll selbst. Hinzu kommt die geopolitische Dimension: Während Stablecoins an Fiatwährungen wie den US-Dollar gekoppelt sind, besitzt Bitcoin diese Bindung nicht und könnte somit als Bedrohung für die Dollar-Hegemonie betrachtet werden.

Balkendiagramm der Netto-Goldverkäufe und -käufe der Zentralbanken (in Tonnen) von 1971 bis zum 2. Quartal 2023, wobei eine Verschiebung nach 2009 zu erkennen ist, als die Nettokäufe zunahmen, was die veränderten Reservestrategien im Zeitalter von Vermögenswerten wie Bitcoin widerspiegelt.
Seit der Finanzkrise 2008/2009 kaufen Zentralbanken verstärkt Gold – ein Trend, der bis heute anhält I Quelle: dbresearch

Ein Blick in die Geschichte des Goldes zeigt jedoch, dass selbst das “sicherste“ Reserve-Asset einst von starken Schwankungen geprägt war. Erst mit wachsender Akzeptanz, klaren Regeln und ausgereiften Märkten gewann das Edelmetall seine heutige Stabilität. Auch für Bitcoin könnte sich ein ähnlicher Prozess abzeichnen. Weg von “Boom-and-Bust-Zyklen”, hin zu einem stabileren, langfristigen Aufwärtspfad. Weder Gold noch Bitcoin werden den US-Dollar in absehbarer Zeit verdrängen. Doch wie Gold könnte sich auch BTC schrittweise von einem riskanten Nischenasset zu einem anerkannten Diversifikationsinstrument entwickeln.

Hat Bitcoin die besseren Eigenschaften?

Zentralbanken sind Institutionen, die sich üblicherweise auf bewährte Strukturen stützen. Gold blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück, ist tief in Wirtschaft und Gesellschaft verankert und gilt bis heute als unangefochtenes Reserve-Asset. Bitcoin dagegen ist noch immer jung, muss Vertrauen erst aufbauen und kämpft mit Skepsis sowie offenen Fragen.

Gleichzeitig bringt es Eigenschaften mit, die es Gold sogar voraus hat: überprüfbare Knappheit, Dezentralität und die Möglichkeit, Bestände transparent nachzuprüfen – ein Vorteil, der das Vertrauensrisiko klassischer Goldreserven minimiert. Bitcoin könnte daher den Weg von Gold wiederholen, aber mit besseren Eigenschaften als modernes Reserve-Asset in einer digitalen Welt.

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Quellen

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