Bereits im Jahr 2013 gestartet, hat die Bitcoin Suisse als Schweizer Krypto-Pionier alle Höhen und Tiefen am Markt durchlebt. Nach einem harten Bärenmarkt befindet sich die Bitcoin Suisse wieder auf Erfolgskurs. Welche Maßnahmen dafür notwendig waren, auf welche Geschäftsfelder man sich verstärkt konzentrieren möchte und welche Rolle die MiCA-Einführung für die Expansionspläne spielt, hat der Bitcoin Suisse CEO und Co-Founder Andrej Majcen im Interview mit BTC-ECHO verraten.
BTC-ECHO: Die Jahre 2022 und 2023 waren sehr herausfordernd für den Krypto-Sektor, auch die Bitcoin Suisse wurde nicht verschont. Was war Eure Strategie, um wieder auf Erfolgskurs zu kommen?
Andrej Majcen: Unsere Hauptstrategie war es, die Zeit zu nutzen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Während des Booms 2021 sind wir personell stark gewachsen, was sich während des Bärenmarkts als Belastung herausstellte. Wir mussten unseren Personalbestand anpassen, da wir uns zunehmend auf institutionelle Kunden fokussiert haben, für die unsere Dienstleistungen attraktiver sind. Das bedeutete, dass wir Personal durch natürliche Fluktuation reduziert und in Bereichen, die nicht mehr relevant für unsere zukünftigen Ziele waren, bewusst nicht neu eingestellt haben. Zudem haben wir sämtliche externen Kosten radikal gesenkt und unseren Fokus auf die Schaffung von Mehrwert in der Krypto-Industrie gelegt. Risikomanagement und die damit zusammenhängende Verteilung unseres Risiko-Exposures zu Handelsplätzen war ebenfalls ein zentraler Bestandteil unserer Strategie, um uns vor großen Verlusten wie z.B. im Falle von FTX und anderen zu schützen.
Angesichts des starken Auf und Ab im Kryptomarkt, was ist eure Strategie, dass ihr zukünftig auch Bärenmarktphasen gut durchsteht?
Der Kryptomarkt entwickelt sich in Zyklen, die stark von makroökonomischen Faktoren beeinflusst werden. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten 12 bis 18 Monaten eine Erholung eintreten wird. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Diversifizierung unserer Einkommensströme. In der Vergangenheit waren wir stark transaktionsbasiert, was in einem Bärenmarkt problematisch sein kann. Daher haben wir begonnen, neue Einkommensquellen zu erschließen, wie etwa Custody-Services und Asset Management. Diese bieten uns eine stabilere Grundlage, um auch in volatilen Zeiten bestehen zu können.
Bitcoin Suisse ist kürzlich eine Partnerschaft mit der Privatbank Maerki Baumann eingegangen. Warum?
Die Partnerschaft ermöglicht es uns, unsere Vertriebsinfrastruktur erheblich zu erweitern und unsere Dienstleistungen wie Brokerage und Custody einer breiteren Kundschaft zugänglich zu machen. Viele unserer krypto-nativen Kunden benötigen klassische Bankkonten und die Zusammenarbeit mit einer etablierten Bank kann genau diese Infrastruktur bieten. Ein weiterer Aspekt ist das Potenzial im Bereich Private Banking. Traditionelle Banken verfügen oft nicht über das nötige Krypto-Know-how, und hier können wir mit Maerki Baumann eine Lücke schließen und eine umfassende Servicepalette anbieten.
Ihr habt kürzlich den Digital Asset Blue Chip Index eingeführt. Welche Rolle spielen solche Produkte in Eurer Strategie?
Der Index ist ein wichtiger Schritt zur Standardisierung von Krypto-Assets und bietet Investoren eine einfache Möglichkeit, in den Markt zu investieren. Es gab bis anhin kein vergleichbares Produkt, weshalb wir zuerst das Framework dazu, die Bitcoin Suisse Global Crypto Taxonomy, aufgebaut haben, auf deren Grundlage Strategien abgeleitet werden können. Dieses Framework setzt den Standard für alle Produkte, die darauf aufgebaut sind, und wird konstant aktualisiert. Unsere Zusammenarbeit mit dem renommierten Anbieter STOXX bei der Entwicklung des ersten Crypto Index mit Blue Chip-Charakter ist für uns eine große Ehre und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dieser Index hilft uns, die Nachfrage nach strukturierten Krypto-Produkten zu bedienen und bietet gleichzeitig eine vertrauenswürdige Grundlage für weitere Finanzprodukte.
Wie steht es um traditionelle Vermögensanlagen, wie beispielsweise Anleihen, spielen die zukünftig ebenfalls eine größere Rolle bei euch, beispielsweise in tokenisierter Form?
Unser Fokus liegt stark auf der krypto-nativen Seite. Wir arbeiten daran, innovative Krypto-Produkte zu entwickeln, bevor der Markt sie entdeckt. Die Tokenisierung von Real-World-Assets ist ein komplexes Thema, das viel regulatorische Klarheit und Infrastruktur erfordert. Wir konzentrieren uns auf Krypto und überlassen traditionelle Assets anderen Anbietern, die näher an diesem Bereich dran sind. Die Diversifizierung in traditionelle Wertpapiere sehen wir aktuell nicht als Priorität, da wir uns auf die Stärkung und Erweiterung unserer Krypto-Dienstleistungen konzentrieren möchten.
Wie siehst Du die Rolle von MiCA für den europäischen Krypto-Markt und die Bitcoin Suisse?
MiCA wird Europa als Markt definitiv attraktiver und zugänglicher machen und die gesteigerte Rechtssicherheit wird der zunehmenden Akzeptanz von Krypto-Diensteistungen und -Produkten dienlich sein. Unser langfristiges Ziel ist es, unsere Präsenz in Europa, insbesondere in Deutschland und den nordischen Ländern, weiter auszubauen. Durch MiCA eröffnen sich durchaus interessante Möglichkeiten, unsere Dienstleistungen europaweit anbieten zu können und unsere Position auf dem Markt weiter zu stärken.
Welche Auswirkungen wird MiCA auf die Schweiz haben?
Ich denke, dass der Schweizer Kryptomarkt nicht übermäßig von MiCA tangiert sein wird, sofern es in der Schweiz domizilierte Anleger betrifft. Schweizer Kunden schätzen die lokalen Angebote und die Schweiz wird weiterhin eine wichtige Rolle im globalen Krypto-Markt spielen. Es wird sicherlich zu einer gewissen Konkurrenz durch große Player und Plattformen, die durch MiCA vereinfacht nach Europa kommen können, geben, aber ich glaube nicht, dass dies die Schweiz als Krypto-Hub erheblich beeinträchtigen wird. Die Schweiz hat ihre eigene starke Position und wird diese auch in Zukunft halten können.
Wie siehst Du die Marktzyklen im Krypto-Bereich und was ist Dein Ausblick?
Der Krypto-Markt folgt zyklischen Bewegungen, stark beeinflusst von makroökonomischen Faktoren wie Zinspolitik und regulatorischen Änderungen. Wir erwarten, dass der Markt in den nächsten 12 bis 18 Monaten einen Aufschwung erleben wird, besonders durch die Nachfrage nach Bitcoin-ETFs und eine mögliche Lockerung der Geldpolitik. Langfristig könnte die Überschuldung der USA und der Druck auf den US-Dollar den Krypto-Markt weiter befeuern. Diese Entwicklungen könnten zu einer verstärkten Nachfrage nach Bitcoin und Kryptowährungen führen.