Inflationsverlierer Gold Bitcoin-Aufstieg: Schlecht für den Goldkurs, gut für den Silberkurs?

Gold gilt als Inflationsschutz schlechthin. Trotz stark steigender Verbraucherpreise tritt das Edelmetall aber auf der Stelle. Immer mehr Gold-Investoren wenden sich ab und entscheiden sich stattdessen für das digitale Gold, Bitcoin. Wie es um die Substitution von Gold durch Bitcoin bestellt ist und warum der Silberpreis von einem starken Bitcoin profitieren kann.

Sven Wagenknecht
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Gold Münze wird mit Bitcoin Logo bemalt

Beitragsbild: Shutterstock

Das größte Einzelasset auf dieser Welt gemäß Marktkapitalisierung ist mit Abstand Gold (11,3 Billionen US-Dollar). Erst bei rund 2,5 Billionen US-Dollar folgen die Unternehmen Apple und Microsoft. Am spannendsten sind allerdings die Plätze sieben bis neun. Silber, Tesla und Bitcoin leisten sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen – Flippening im Dauermodus. Geht es nach einigen Bitcoin-Enthusiasten, dann wird Bitcoin über die nächsten Jahre einen Platz nach dem anderen für sich gewinnen und schlussendlich selbst das glänzende Edelmetall Gold vom Thron stoßen.

Trotz kontinuierlich steigender Geldmengen bedeutet dies aber auch, dass für das Gold-Bitcoin-Flippening eine Umverteilung zwischen den Assets stattfinden muss. Derartige Größenordnungen von Kapitalverschiebungen gehen nur zulasten des einzelnen Assets. Bereits heute murren Gold-Fans, dass Bitcoin potenzielle Gold-Mittelzuflüsse für sich beanspruchen kann – zulasten des Goldpreises.

Gold-Performance mehr als schwach

Selbstverständlich wirken verschiedenste Faktoren auf die Edelmetallkurse und Branche mit ihren Mining-Unternehmen ein. Der Krypto-Markt ist nur ein neuer Faktor unter vielen. Es wäre also fatal, sich nur auf diesen zu beschränken. Dennoch ergibt es Sinn, den neuen Faktor miteinzubeziehen und zu überlegen, wie sich dieser auf den Sektor auswirkt.

Gold Chart der letzten 10 Jahre
Goldkurs in US-Dollar von Januar 2010 bis heute, Quelle: gold.de

Die Performance von Gold dürfte für die allermeisten Anleger mehr als enttäuschend sein. Trotz aktueller Rekord-Inflation ist der Goldpreis auf Jahressicht um nicht einmal ein Prozent gestiegen. Auch auf die letzten zehn Jahre gesehen konnte man nicht einmal seine Kaufkraft mit dem Edelmetall absichern. Rund 1.750 US-Dollar kostet aktuell eine Unze – genauso viel wie vor zehn Jahren. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Gold-Anleger in das Bitcoin-Lager rüberwechseln.

Goldman Sachs und JP Morgan sehen Substitutionseffekt

Dass Bitcoin und Gold sehr wohl in einem Konkurrenzverhältnis stehen, darauf deuten auch Aussagen der großen Investmentbanken hin. So heißt es vom JP Morgan Anlagestrategen Nikolaos Panigirtzoglou, dass enttäuschte Gold-Anleger immer öfter zu Bitcoin greifen. Dies würde auch die Mittelabflüsse in den letzten Monaten bei Gold ETFs und Mittelzuflüsse bei Bitcoin-Fonds erklären.

Ähnliche Stimmen hört man auch aus dem Hause Goldman Sachs. Dort sieht man ebenfalls eine massive Outperformance von Bitcoin über Gold in den nächsten Jahren. Der Head of Energy Research, Damian Courvalin, unterstützt die These, dass Bitcoin das Edelmetall weiter verdrängen wird und äußert in einem Interview:

Genauso wie wir argumentieren, dass Silber das Gold des armen Mannes ist, wird Gold vielleicht die Kryptowährung des armen Mannes.

Damian Courvalin, Head of Energy Research bei Goldman Sachs (aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt)

Minengesellschaften durch Bitcoin unter Druck

Steigende Förderkosten durch unter anderem höhere Umweltauflagen und weiter stark steigende Energiepreise erhöhen den Druck auf die Minen-Betreiber. Um weiterhin profitabel arbeiten zu können, wäre ein steigender Goldpreis daher sehr wichtig für sie. Schließlich ist Gold im Vergleich zu anderen Edelmetallen vergleichsweise nutzlos. Gerade einmal 10 Prozent der Goldförderung basiert auf industrieller Nachfrage. Im Vergleich dazu: Bei Silber beträgt die industrielle Nachfrage ungefähr 50 Prozent – Tendenz steigend, da Elektromobilität und erneuerbare Energien den Silberbedarf voraussichtlich in Zukunft erhöhen werden. Während Silber, das ebenfalls auch als Investmentmetall fungiert, relativ unbeeindruckt von der “Krypto-Konvertierung” sein kann, ist dies bei Gold mit der Primärfunktion Wertspeicher nicht der Fall.

Profitiert Silber von der Goldschwäche?

Theoretisch könnte der Silberkurs sogar von der Bitcoin-Stärke respektive Gold-Schwäche profitieren. Schließlich gibt es nur ganz wenige reine Silberminen. Vielmehr ist Silber ein Beiprodukt bei der Förderung von Industriemetallen und eben auch Gold. Sinkt aufgrund geringer Gold-Nachfrage auch das Silberangebot, da die Minenbetreiber ihre Fördermenge reduzieren, dann könnte dies aufgrund der Angebotsverknappung einen sehr positiven Effekt auf den Silberkurs haben. Schließlich dürfte die Silbernachfrage im Gegensatz zu der von Gold nicht zukünftig nach unten korrigiert werden.

Natürlich könnte man auch argumentieren, dass Bergbauunternehmen versuchen, ihre fehlenden Einnahmen der Goldproduktion durch eine höhere Silberproduktion zu kompensieren, was wiederum einem steigenden Silberpreis entgegenwirken würde. Allerdings ist dies zu aktuellen Preisen kaum wirtschaftlich kaum möglich. Der Silbermarkt ist viel zu klein und die Marge ist gemessen an den Kosten deutlich zu gering, als dass Gold-Minen ihr Geschäft durch Silber-Mining kompensieren könnten – zumindest bei den gegenwärtigen Preisen.

Fazit: Gold vs. Bitcoin

Bitcoin wird Gold niemals ganz ersetzen, sehr wohl aber seine Marktposition deutlich schwächen können. Sicherlich wird das glänzende Edelmetall langfristig zum Kaufkrafterhalt weiterhin dienen können, doch dürfte die relative Performance gegenüber Assets mit ähnlichen Eigenschaften weiter abnehmen. Während Vermögensverwaltungen und Staaten respektive Notenbanken bereits über einen etablierten Stock an Gold besitzen, ist dies bei Bitcoin noch nicht der Fall.

Die Zuflüsse des großen Geldes durch institutionelle Investoren steht BTC in den nächsten Jahren noch bevor. Und wer weiß, wenn die Regulierung des Krypto-Sektors so weiter voranschreitet, dann könnte eines Tages nicht nur der kleine Staat El Salvador seine Währungsreserven in Bitcoin parken, sondern auch Notenbanken von wirtschaftlich relevanteren Volkswirtschaften. So fern dies aktuell noch scheinen mag, müsste sich allerspätestens dann Gold um seine Position als größtes Einzelasset auf dieser Welt ernsthafte Sorgen machen.

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