HIVEs Geschäftsgebiet fokussierte sich auf kleine und mittlere Unternehmen. Dort haben diese sogenannten SMEs besonders Probleme mit der Liquidität, also nutzbaren Geldmengen. Bezahlt ein Großunternehmen ein Kleinunternehmen für Waren oder Dienstleistungen, so bleibt für die Bezahlung ein Zeitraum von 90-120 Tagen. In diesem Zeitraum fehlen gerade kleineren Unternehmen die Mittel, um kurzfristig selbst Ressourcen für die Produktion oder für das Wachstum einzukaufen.
Traditionell übernehmen sogenannte Factoring-Unternehmen diese offenen Rechnungen. Sie kaufen zu einem vergünstigten Preis Rechnungen von kreditwürdigen Unternehmen an und versorgen sie so viel früher mit Geld, welches wiederum in den Kauf von Ressourcen investiert werden kann. Hier fällt einem direkt der Nachteil traditioneller Factoring-Systeme auf: Sie benötigen viel manuelle Arbeit und sind dementsprechend wenig effizient.
Eine Blockchain kann das ändern, indem Rechnungen “tokenisiert” werden und auf die Blockchain übertragen werden. Somit wird das ganze Konzept digitalisiert und durch die Blockchain vollständig abgesichert. Nun ist es auch noch möglich einen Pool an Einzelinvestoren mit einem Token hinzuzufügen, in dem Fall von HIVE der HVN-Token.
Soweit die Geschäftsidee. Anfang September endete der ICO – doch nicht für jeden war er “erfolgreich”.
“In Slack ist die Hölle los”
Am ersten September meldete der CTO von HIVE, Dejan Jovanovic, einen Glitch im HVN-Token-Verteilsystem. Die Verteilung der Token wurde direkt angehalten, jedoch erhielten durch den Bug 119 Nutzer die doppelte Menge an HVN-Token. Insgesamt wurden bis dahin 9.023.873,95 Token von geplanten 500.000.000 ausgestellt.
Ein BTC-ECHO-Leser nahm an dem ICO von HIVE teil und investierte 19 ETH, was zum damaligen Zeitpunkt fast 6.200 Euro entsprach. Bei ihm und vielen anderen verlief dieser ICO alles andere als “erfolgreich” – er und viele andere haben einen Totalverlust ihres Investments erleiden müssen, die Kommunikation zwischen Investoren und dem HIVE-Team lief schleppend oder größtenteils gar nicht, erklärte er.
Und was geschah mit den doppelten Token? Wie jeder mit ein bisschen Grundwissen in Blockchain weiß, gibt es keine Möglichkeit, Zahlungen zurückzuholen. Es gab einige wenige, die aus eigener Überzeugung die doppelte Menge zurückgezahlt haben, doch der größere Teil behielt sein unerwartetes “Glück”.
Währenddessen brach im Slackchannel von HIVE Panik aus. Viele Nutzer schrieben davon, dass sie dem Team nicht mehr trauen könnten, andere forderten die Entwickler auf, ihre HVN direkt an eine Adresse zu schicken:
In der Zwischenzeit erklärte sich das Team in einem Post auf Medium dazu bereit, die fehlenden Auszahlungen durch die Token auszugleichen, die dem Team ursprünglich zustanden. Nach einiger Prüfung und Wartezeit wurde dieses Vorhaben aber scheinbar nicht umgesetzt. Der Nutzer keviu postete den Smart Contract, der zur Verteilung von HVN-Token genutzt wurde (hier).
Keine Änderung
Wie im Link zu sehen ist, liegen immer noch rund 43 Prozent der Token bei der auszahlenden Adresse (0xdb969febe…).
BTC-ECHO liegt außerdem eine Liste mit den Auszahlungen vor, welche die doppelten Auszahlungen belegen:
Gab es Reaktionen von HIVE?
Die Nutzer, die keine HVN-Token bekamen, wurden mit einer E-Mail beruhigt, die eine verspätete Auszahlung der Token ankündigte. Doch bis heute gab es keinen Ausgleich für die Teilnehmer, die im Token Sale leer ausgegangen sind – auch nicht für unseren BTC-ECHO-Leser.
Währenddessen veröffentlichte HIVE letzte Woche einen Blog-Eintrag auf Medium, der vielen Investoren ein Schlag ins Gesicht war.
“Mit kleineren Schwierigkeiten, die nun gelöst sind, sind wir erfreut, berichten zu können, dass HVN ab Montag, den 4. September 2017, […] auf HitBTC gehandelt werden kann!
Wie unser CEO gestern betonte: Unsere Zukunft ist groß! Wir sind überzeugt davon, dass wir die Eigenschaften und die Entschlossenheit besitzen, jede Hürde zu überwinden, die uns gegenübersteht – und wir werden weiterhin beweisen, dass wir uns die Prämierung BEST ICO 2017 von CoinAgenda redlich verdient haben.”
BTC-ECHO versuchte Kontakt mit dem Team von HIVE aufzubauen, um eine Stellungnahme zu bekommen, doch nach über einer Woche gibt es von dem Team keine Antwort. Ob das wirklich der “Beste ICO 2017” war? Zumindest wir bei BTC-ECHO kennen ein Dutzend ICOs, die für die Investoren dieses Jahr besser gelaufen sind.
BTC-ECHO