"Bitcoin hat sich als Anlageklasse etabliert" Alexander Brunner, wann bieten Schweizer Großbanken Bitcoin an?

In “Crypto Nation: die Schweiz im Blockchain-Fieber” gab Alexander Brunner 2019 einen Überblick über das Schweizer Krypto-Ökosystem. Wir haben den Präsidenten von Home of Blockchain Swiss zum Interview getroffen.

David Scheider
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Beitragsbild: Alexander E. Brunner

Wer könnte für ein Gespräch über den Schweizer Bitcoin-Markt besser geeignet sein, als Alexander Brunner. Der Präsident von Home of Blockchain arbeitet als Berater für diverse Web3-Unternehmen und hat mit Brunner Digital eine eigene Consulting-Firma gegründet.
Wir sprechen mit Alexander Brunner über den Status-quo der Schweizer Krypto-Szene, das Crypto Valley und wieso die größte Schweizer Bank UBS noch die Finger von Bitcoin, Ethereum und Co. lässt.

BTC-ECHO: Die Schweiz ist ein attraktives Land für Kryptounternehmen. Das zeigen die Bitcoin-Strategien der Kantonalbanken Zug und St. Gallen. Bei diesen Banken kann man bereits seit geraumer Zeit Bitcoin, Ether und Co. handeln. In Deutschland hinkt die Adoption im Bankensektor jedoch deutlich hinterher. Ist die Schweiz in Sachen Krypto-Adoption fortschrittlicher als Deutschland?

Alexander Brunner: Der Vorteil der Schweiz ist seine lange Tradition im Kryptospace. Das Crypto Valley geht auf 2013 zurück. Mittlerweile haben wir eine gute Beziehung zur Bankenwelt und zum Regulator, der natürlich auch mitreden möchte.

Zum Verständnis, wenn wir von Kantonalbanken sprechen, sind das Staatsbanken – das ist sehr offiziell.

Wer allerdings noch nicht im Krypto-Geschäft ist, ist Credit Suisse und UBS – die ehemals größten Schweizer Banken, die seit letztem Jahr fusioniert sind. Woran liegt es, dass die sich noch grämen?

Das stimmt, ich höre heute immer noch “Krypto gibt es bei der UBS noch nicht”. Das ist auch traditionell bedingt. Axel Weber war lange Verwaltungsratspräsident von UBS und Präsident der Deutschen Bundesbank. Der war immer gegen Kryptowährungen.

Wenn es aber darum geht, die Blockchain als neue Finanzmarktinfrastruktur auszubauen, ist die UBS vorne mit dabei. Da geht es darum, dass man künftig gewisse Finanzmarktgeschäfte auf der Blockchain abwickelt. In kurz: Krypto nein, Blockchain ja.

Das alte Narrativ.

Genau. Auf dem World Economic Forum (WEF) in Davos hat das Jamie Dimon auch so gesagt (der CEO von JPMorgan gilt als Kritiker von Bitcoin, Anm. d. Red.). Bei den klassischen Bankern hält dieses Narrativ noch vor. Zwar hat sich durch den Bitcoin ETF Krypto als Anlageklasse etabliert. Dennoch ist der Sektor noch recht klein und volatil. Das passt noch nicht ins Risikoprofil größerer Banken.

Wir bleiben beim Thema Bitcoin ETF. Mein Verdacht ist, dass durch die Genehmigung des Bitcoin ETFs eine Art Paradigmenwechsel anläuft. Können die Banken jetzt noch länger an der Seitenlinie bleiben?

Tatsächlich hat sich Bitcoin jetzt als Anlageklasse etabliert. Allerdings ist die Frage, was Bitcoin eigentlich genau ist, immer noch nicht abschließend beantwortet. Am Ende des Tages zeigt sich bei der Bankenadoption eine Art Henne-Ei-Problem: Wer macht den ersten Schritt?

Natürlich ist der Markt mit den Bitcoin ETFs etwas größer, aber im Vergleich etwa zum Aktienmarkt ist das Volumen noch gering. Die Banken, die jetzt ein Krypto-Angebot haben, haben diese Entscheidung vor zwei oder drei Jahren gefällt. Dann kam erst mal der Bärenmarkt. Viele wollen jetzt zunächst abwarten, ob sich der Markt positiv entwickeln wird. Da wird bei den Banken genau gerechnet.

Die FINMA hatte Ende 2023 ein Papier publiziert, nach dem man für das Staking eine Banklizenz benötigt. Darunter hätten Exchanges ohne Lizenz stark gelitten. Mittlerweile ist diese Gesetzesinterpretation zwar wieder vom Tisch. Eine kleine Restunsicherheit bleibt aber. Wie blickst du auf die Schweizer Krypto-Regulierung?

Schon 2018 hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) als einer der ersten Regulatoren überhaupt ICO-Guidelines publiziert. Grundsätzlich ist der Regulator mit der Materie gut vertraut. Das Beispiel mit dem Staking ist deshalb gut, weil die Publikationen der Behörde sehr tief in die technische Materie eintauchen. In dem Fall sind aber auch die Banken auf die FINMA zugekommen und haben auf die eingewirkt. Tatsächlich hat sich der Regulator in diesem konkreten Fall bewegt – das ist super positiv.

Das gesamte Interview mit Alexander Brunner hört ihr am 31. Januar 2024 im BTC-ECHO Experts Podcast.

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