FOMO bei Privatanlegern fehlt noch 8 Gründe, weshalb du jetzt keine Bitcoin kaufst

Bitcoin zählt aktuell zu den lukrativsten Investments. Dennoch zeigen sich viele Privatanleger nicht in Kauflaune. Erfahre, was die FOMO ausbremst.

Steffen Guthardt
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Auf einem digitalen Bildschirm wird ein großes Bitcoin-Symbol mit bunten Finanzdiagrammen und -grafiken im Hintergrund angezeigt, das die aktive Bitcoin-Handelsaktivität hervorhebt.

Beitragsbild: Shutterstock

| Obwohl der Bitcoin-Preis weiter steigt, bleiben Privatanleger zurückhaltend.

Der Bitcoin-Kurs eilt von einem Rekordhoch zum nächsten und es scheint, als könne der BTC-Zug derzeit durch nichts und niemand aufgehalten werden. Die Zahlen sprechen eigentlich dafür, dass auch das allgemeine Interesse an Bitcoin und an einem Kauf der Kryptowährung noch nie gekannte Ausmaße erreichen müsste. Dem ist allerdings nicht so, wie Analysen zeigen – zumindest im Privatsektor. Gehörst auch du zu jenen Anlegern, die zögern zu investieren? Die folgenden Gründe erklären die Kaufzurückhaltung.

Ein guter Indikator für die Nachfrage nach Bitcoin unter Privatanlegern ist das Suchvolumen auf Google. Auf einer Skala von 1 (niedriges Interesse) bis 100 (hohes Interesse) erreicht in Deutschland die Suchanfrage “Bitcoin kaufen” derzeit einen Wert von nur 14 Punkten (Stand 21. Juli 2025). Trotz der Hausse scheinen derzeit also wenige Bundesbürger über eine Investition in die Kryptowährung Nummer eins nachzudenken. Noch im November 2024, kurz nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und einer einsetzenden Markteuphorie, lag der Wert mit 46 Indexpunkten deutlich höher.

Ein Liniendiagramm zeigt das Suchinteresse für Bitcoin und Bitcoin kaufen in Deutschland von 2004 bis 2024, mit Spitzenwerten Ende 2017 und Anfang 2021 und geringerer Aktivität in anderen Jahren.

Im Bullenmarkt 2021, als Bitcoin einen Preis von knapp 70.000 US-Dollar erreichte, notierte der Index immerhin bei 65 Punkten. Der Referenzwert von 100 Punkten reicht jedoch noch deutlich weiter zurück: Im Bullrun 2017 – der Preis explodierte damals auf knapp 20.000 US-Dollar, was aus heutiger Sicht wenig erscheint – war der allgemeine Hype um Bitcoin wesentlich größer. Weltweit liefern die Statistiken von Google Trends übrigens dasselbe Bild. Von Bullenmarkt zu Bullenmarkt scheint das Interesse an BTC abzunehmen, obwohl der Preis immer weiter steigt. Wie passt diese Entwicklung zusammen? Die Antwort lautet: “Sehr gut sogar”, wie die nachfolgenden Argumente verdeutlichen.

Grund 1: Bitcoin ist zu teuer

Einen Bitcoin für Preise weit über 100.000 US-Dollar zu kaufen, das dürfte für die wenigsten Privatanleger heute noch möglich sein. Wer nicht absoluter Top-Verdiener ist, reich geerbt oder geheiratet hat oder auf sonstigem Weg ein größeres Vermögen anhäufen konnte, dürfte sich von der schieren Zahl abgeschreckt fühlen. Zwar lässt sich Bitcoin in kleinsten Einheiten, den sogenannten Satoshis (1 Bitcoin = 100.000.000 Satoshis), erwerben – doch diese Information ist vielen Kleinanlegern nicht bekannt oder wird psychologisch nicht als relevant empfunden.

Das psychologische Phänomen dahinter ist vergleichbar mit dem Aktienmarkt: Anleger fühlen sich oft abgeschreckt, wenn sie keine ganze Einheit eines Wertpapiers erwerben können. Sofern das Wissen des Erwerbs von BTC-Anteilen über Satoshis überhaupt vorhanden ist, wirkt es auf dem Papier nicht besonders attraktiv, für beispielsweise 1.000 US-Dollar nicht einmal 0,01 BTC kaufen zu können. Dieser Effekt wird durch die Darstellung auf Handelsplattformen verstärkt, die oft den Preis eines ganzen Bitcoins prominent hervorheben. Für den ein oder anderen könnte es da interessanter erscheinen, für dieses Geld etwa 5 ganze Apple-Aktien, 2 Microsoft-Aktien oder ein paar Münzen aus echtem Gold zu kaufen.

Grund 2: Der gute Zeitpunkt zum Kaufen ist vorbei

2011 gab es 1 Bitcoin für weniger als 1 US-Dollar zu kaufen. Doch nur die wenigsten Anleger waren schon so früh dabei und erkannten zu diesem Zeitpunkt das Potenzial der Digitalwährung. Im folgenden Bullenmarkt kletterte der Kurs auf mehr als 32 US-Dollar. Möglicherweise wird sich mancher der frühen Investoren während der damaligen Rallye schon geärgert haben, nicht ein paar Monaten früher eingestiegen zu sein.

Nur zwei Jahre später erreichte der Kurs jedoch erstmals die Marke von 1.000 US-Dollar und auch jene Investoren, die erst während der Rallye eingestiegen sind, haben aus heutiger Sicht alles richtig gemacht, obwohl sich der Preis von BTC innerhalb von 2 Jahren bereits um 1.000x verteuert hatte. Einige werden jedoch schon damals auf der Seitenlinie geblieben sein. Sie konnten ohne das Wissen von heute nicht ahnen, dass ein Asset, welches es mal zum Stückpreis von nur 1 US-Dollar zu kaufen gab, auch für 1.000 US-Dollar noch ein Schnäppchen war.

Dieses Prinzip hat sich bis heute in jedem Bullenmarkt wiederholt. Der Preis von Bitcoin stieg jedesmal noch höher und fast jeder, der in den vergangenen rund 17 Jahren BTC gekauft hat, befindet sich heute mehr oder weniger stark im Gewinn. Doch mit jedem neuen Preislevel dürften mehr potenzielle Investoren vor dem BTC-Kauf zurückschrecken, weil sie davon ausgehen, den besten Zeitpunkt verpasst zu haben.

Dieser psychologische Faktor nimmt über die Preisentwicklung von 1.000, zu 10.000 und jetzt zu mehr als 100.000 US-Dollar immer weiter zu. Vielleicht zählst auch du zu denjenigen, die in diesen Bullenmarkt keine Bitcoin kaufen, weil du glaubst, zu spät zu sein. Doch wer weiß, sollte der Preis in Zukunft einmal 500.000 US-Dollar, 1 Million US-Dollar oder sogar mehr erreichen, wäre heute ein guter Zeitpunkt für eine Investition.

Grund 3: Die Renditemöglichkeiten sind zu klein

Mit seiner enormen Marktkapitalisierung von inzwischen mehr als 2,3 Billionen US-Dollar und Kursen jenseits der 100.000 US-Dollar dürfte Bitcoin auf manche Anleger inzwischen wie ein behäbiger Tanker wirken. Dynamische Kurssprünge, die hohe Renditen versprechen, werden mit den hohen Preisen von BTC immer seltener.

Dabei ist zu bedenken, dass für Investoren, die Profite erzielen möchten, die absoluten Zahlen von Bitcoin relativ uninteressant sind. Steigt der Bitcoin-Kurs etwa in kurzer Zeit von 100.000 US-Dollar auf 123.000 US-Dollar, mag das enorm viel klingen, tatsächlich handelt es sich aber “nur” um eine Rendite von 23 Prozent. Kursanstiege um 10.000 US-Dollar bedeuten auf dem aktuellen Preisniveau keine großen Gewinnsprünge mehr im eigenen Depot.

Vor ein paar Jahren sah das noch ganz anders aus: Nachdem Bitcoin etwa im vergangenen Bärenmarkt 2022 Richtung 15.000 US-Dollar gefallen war, bedeutete ein Kursanstieg auf 20.000 US-Dollar bereits eine deutlich höhere Rendite für Anleger (mehr als 30 Prozent), obwohl BTC “nur” um 5.000 US-Dollar zulegte. In den früheren Jahren von Bitcoin war dies noch extremer: Beim Anstieg von 1.000 auf 2.000 US-Dollar erzielten Investoren mit einem Kursanstieg von 1.000 US-Dollar noch 100 Prozent Rendite. In den Anfangsjahren der Kryptowährung waren die Gewinnchancen noch viel extremer.

Das Renditepotenzial von Bitcoin scheint damit trotz der jüngsten Rekorde deutlich begrenzt, sofern du nicht etwa riskantes Hebel-Trading nutzen möchtest. Ein möglicher Grund, jetzt keine Bitcoin zu kaufen, sondern lieber in junge und aufstrebende Projekte zu investieren.

Grund 4: Die Korrektur von Bitcoin ist überfällig

Seit dem Ende des vergangenen Bärenmarktes im November 2022 kennt Bitcoin nur noch eine Richtung: nach oben. Seit inzwischen nun 32 Monaten ist der Aufwärtstrend beim BTC-Kurs intakt. Von rund 15.000 US-Dollar ging es in dieser Zeit hinauf auf bis zu 123.000 US-Dollar, ein Plus von mehr als 700 Prozent.

Besonders bemerkenswert an dieser Rallye ist, dass es keine solchen starken Korrekturen mehr gab wie in den vergangenen Bitcoin-Bullenmärkten. Der stärkste Rückgang zwischen Januar und April 2025 lag bei 30 Prozent, was für den volatilen Krypto-Markt äußerst wenig ist. In den vergangenen Bullenmärkten waren Abverkäufe von mehr als 50 Prozent keine Seltenheit. Bitcoin hat über die vergangenen 3 Jahre deshalb eine beeindruckende Dominanz am Kryptomarkt mit einem Marktanteil von zuletzt mehr als 60 Prozent aufgebaut.

Vielleicht fragst du dich, wie lange dieses “immer weiter, immer höher” bei Bitcoin noch anhalten kann. Womöglich bestehen bei einigen Interessenten Ängste, jetzt noch in den Markt einzusteigen, wo eine kräftige Korrektur doch überfällig erscheint. Auch technische Indikatoren wie der Relative Strength Index (RSI) zeigen BTC auf dem Wochenchart im Bereich der überkauften Zone. Natürlich möchte niemand derjenige sein, der Bitcoin zum höchsten Punkt in der Rallye kauft und dann wenig später auf einem großen Verlust sitzt.

Grund 5: Altcoins sind das attraktivere Investment

Anleger, die aus den ersten vier genannten Gründen jetzt keine Bitcoin kaufen, spielen vielleicht auch mit dem Gedanken, lieber in Altcoins statt in BTC zu investieren. Denn alle bisher genannten Argumente, die dich vom Bitcoin-Kauf abhalten könnten, treffen auf viele Altcoins bislang nicht zu.

Zu nennen ist hier zunächst das Preis-Argument. Während Bitcoin extrem teuer wirkt, scheinen viele Altcoins bezogen auf den Preis pro Token echte Schnäppchen zu sein. Ob Cardano (ADA) für rund 90 Cent, Dogecoin für 27 Cent oder ein Pepe für sogar nur 0,0014 Cent – diese Kryptowährungen sind für jeden Käufer erschwinglich. Selbst die teureren Altcoins wie Solana oder Binance Coin für einige hundert US-Dollar dürften für viele noch zu bezahlen sein. Der ein oder andere dürfte sogar mit dem Kauf einer ganzen Einheit von Ethereum liebäugeln, die es derzeit noch für unter 4.000 US-Dollar zu kaufen gibt. Warum also zu Bitcoin greifen, könnte der Gedanke lauten.

Zudem ist der aktuelle Bullenmarkt bei vielen Altcoin-Projekten bislang längst nicht so erfolgreich verlaufen wie bei Bitcoin. Zahlreiche Kryptowährungen befinden sich noch weit von früheren Höchstständen entfernt und kommen jetzt erst in Gang. Damit scheint auch der Zeitpunkt noch nicht verpasst, hier zu investieren. Mit dem Aussicht auf eine mögliche Altcoin-Season gibt es derzeit tatsächlich mehrere Argumente, weshalb Anleger diese Bitcoin vorziehen könnten.

Grund 6: Bitcoin gehört jetzt Unternehmen wie (Micro-)Strategy

Die Einführung der Bitcoin Spot ETFs im Januar 2024 war ein Meilenstein für den Krypto-Sektor und insbesondere BTC selbst. Seitdem internationale Vermögensverwalter wie BlackRock in den Markt gekommen sind und ihren Kunden einen komfortablen Zugang zu Bitcoin verschaffen, hat BTC in der öffentlichen Wahrnehmung einen neuen Rang als Anlageklasse erhalten. Hinzu kommen Unternehmen wie Strategy, die ihre Bitcoin-Strategie mit aggressiven Zukäufen vorangetrieben haben.

Doch während institutionelle Anleger frohlocken, dürfte mancher Privatanleger sich in diesem Umfeld nicht mehr so recht wohlfühlen. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass Bitcoin dadurch ein Stück seines ursprünglichen Charakters verloren hat. Entstanden als Antwort auf das zentralistische Bankensystem und Gegenentwurf zu den Konzernen an den Börsen, ist Bitcoin längst nicht mehr rebellisch, sondern ziemlich Mainstream geworden.

Auch wenn sich technologisch nichts geändert hat am Bitcoin-Prinzip, dürften einige private Investoren dem “Wilden Westen” der früheren Krypto-Branche nachtrauern. Wenn du dich als Privatanleger nicht mehr mit diesem Markt identifizieren kannst, könnte das ein Grund sein, bewusst auf den Kauf von Bitcoin zu verzichten.

Grund 7: Die Finanzmärkte bilden eine Blase

Bitcoin ist längst nicht das einzige Asset, was sich in einem fortwährenden Aufwärtstrend befindet. Ob US-Aktien, Wertpapiere aus dem deutschen Aktienindex (DAX) oder Rohstoffe wie Gold – Rekorde so weit das Auge reicht. Die Party scheint für Anleger keine Grenzen zu kennen. Doch wie lange kann das noch gut gehen?

Für manch einen scheinen die Märkte längst irrational zu agieren und sie trauen sich deshalb nicht, jetzt zu investieren. Ob Kriege wie in der Ukraine und im Mittleren Osten, chaotische Politik wie in den USA oder anhaltende Wirtschaftsschwäche in vielen Staaten mit hoher Inflation – die Finanzmärkte zeigen sich davon vollkommen unbeeindruckt. Aber es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Märkte überhitzen und es zu einer Blasenbildung kommt.

Wann es genau so weit ist, kann niemand sagen, aber es mehren sich bereits kritische Analysen. So warnt etwa der Vermögensverwalter und Milliardär Jeremy Grantham vor einer “Superblase”, wie er in einem Podcast bei Bloomberg erklärte. Er hat bereits in der Vergangenheit treffend den Zusammenbruch der Dotcom-Blase sowie die Finanzkrise vorhergesagt. Grantham ist der Meinung, dass die Bewertung der US-Börsen durch die Begeisterung rund um Themen wie Künstliche Intelligenz zu einer der drei größten Blasen der Geschichte geführt habe. Er betont: Je länger und stärker eine solche Blasenentwicklung anhält, desto gefährlicher werde die Lage.

Grund 8: Du kaufst grundsätzlich keine Bitcoin

Vielleicht hält dich aber auch keiner der bisher genannten Gründe davon ab, Bitcoin zu kaufen, sondern du planst ohnehin niemals BTC zu kaufen. Auch dafür kann es nachvollziehbare Argumente geben. Vielleicht sind dir die Kurse am Krypto-Markt zu volatil und du bist ein stark auf Sicherheit bedachter Anleger.

Möglicherweise bevorzugst du andere Anlageformen wie etwa Rohstoffe. Goldbarren oder -münzen sind nicht nur wertstabil, sondern sind im Gegensatz zu Bitcoin auch ein physisch verfügbares Asset. Aus emotionaler Sicht könnte das glänzende Gold im Tresor ein besseres Gefühl verleihen als digitale Münzen in einer Wallet.

Vielleicht bist du sogar ein Bitcoin-Bär und davon überzeugt, dass Bitcoin überhaupt keinen Wert hat. Gehörst du zur Fraktion “Peter Schiff”, dürfte dich auch in Zukunft nichts zum Kauf von Bitcoin bewegen, unabhängig davon, wie hoch der Preis auch stehen wird. Oder doch? Sogar Schiff scheint derzeit seine Meinung über Bitcoin zu überdenken.

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Quellen

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