Digitalisierung in der EU EZB startet Umfrage zum digitalen Euro

Auf dem Weg zum digitalen Euro wendet sich die EZB nun an die Öffentlichkeit. Auf ihrer Webseite befragt sie Bürger und Unternehmen, wie und ob sie digitale Euros nutzen würden.

Dana Hajek
Teilen
Christine Lagarde

Beitragsbild: Shutterstock

Lange Zeit hat die Europäische Zentralbank (EZB) Kryptowährungen wie Bitcoin kritisiert. Doch weil andere Notenbanken verstärkt digitale Staatswährungen Währungen (Central Bank Digital Currency, CBDC) erforschen, sieht sich die EZB zunehmend unter Zugzwang. Am 12. Oktober hat die europäische Notenbank ein Konsultationsverfahren zur Vorbereitung auf einen digitalen Euro gestartet.

Deine Meinung ist gefragt

Unter der Überschrift „Digitaler Euro: Ihre Meinung interessiert“ lädt die EZB auf ihrer Website Interessierte ein, an einer Befragung teilzunehmen. Diese richtet sich einerseits an Bürger und Unternehmen; doch auch Vertretern aus Wissenschaft, dem Finanzsektor sowie Behördenmitarbeitern wird auf den Puls gefühlt. Sie sollen angeben, wie und ob sie die Digitalwährung nutzen würden und welche Vor- und Nachteile dadurch entstehen könnten.

EZB-Befragung folgt auf CBDC-Bericht

Die Befragung folgt auf den bereits am 2. Oktober veröffentlichten Bericht über den Digitalen Euro, der von einer Taskforce um EZB-Direktor Fabio Panetta erarbeitet wurde. Demnach soll eine solche elektronische Form von Zentralbankgeld von der breiten Bevölkerung genutzt werden, ähnlich wie Bargeld, nur in digitaler Form. Die Währungshüter versicherten aber, ein digitaler Euro wäre eine Ergänzung zum Bargeld – kein Ersatz: „In jedem Fall wird das Eurosystem auch weiterhin Bargeld ausgeben,“ betont die Notenbank. Solange die Nachfrage nach Bargeld groß genug sei, werde es auch weiterhin den harten Taler geben.

Diesem Entschluss liegt eine plausible Entscheidung zugrunde. Der Euro soll laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde „fit für das digitale Zeitalter“ werden. Denn „die Menschen in Europa bezahlen, sparen und investieren immer häufiger auf elektronischem Weg. Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern“. Die europäischen Währungshüter wollen somit „gerüstet“ sein, einen digitalen Euro bereitzustellen, falls es Bedarf dafür gebe.

EZB spürt Innovationsdruck

Ferner entwickeln US-Konzerne wie beispielsweise Facebook mit Libra längst eigens digitale Währungen. Aber im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Initiativen stünde ein digitaler Euro unter der Aufsicht der Zentralbank. Auch die CBDCs der chinesischen Zentralbank (PBoC) und die Zentralbank von Schweden stehen seit geraumer Zeit in den Startlöchern – erstere ist bereits vereinzelt im Einsatz. Hier möchte der EZB-Rat wohl den Anschluss und den Einfluss nicht verlieren.

So begründet die EZB ihr verstärktes CBDC-Interesse unter anderem damit, dass der digitale Euro die Digitalisierung und Unabhängigkeit Europas voranbringen würde.

Vorteile eines programmierbaren Euros

Folglich biete sich an, einen solchen digitalen, programmierbaren Euro basierend auf einer Distributed-Ledger-Technologie (DLT) respektive Blockchain–Technologie zu entwickeln. Dadurch könnten folgenden Vorteile realisiert werden:

  • Programmierbarkeit von Geldflüssen durch Smart Contracts: Dies ermöglicht automatisierte Prozesse und Finanzdienstleistungen (Zinszahlungen, Darlehen, Treuhandkonten, Leasing, und Factoring).
  • Interoperabilität (über verschiedene Ökosysteme hinweg)
  • Machine-to-Machine Payments: Transaktionen von Maschinen und Geräten, zum Beispiel aus dem Bereich des Internet of Things (IoT) werden möglich
  •  Grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr: Durchführung weltweiter Zahlungen innerhalb von Sekunden.

Corona befeuert bargeldloses Zahlen

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Trend zum digitalen Bezahlen in Deutschland und im Euroraum verstärkt. Doch auch vorher haben Europäer bereits in großem Umfang digital bezahlt: 98 Milliarden Zahlungen im Gesamtwert von gut 162 Billionen Euro in 19 EU-Staaten wurden 2019 nach EZB-Angaben bargeldlos abgewickelt. Das waren 8,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Bequemlichkeit statt Privatsphäre

Da die Zentralbank über den digitalen Euro jede Transaktion nachvollziehen kann, beäugen Datenschützer das Vorhaben kritisch. Sie verlangen, dass die Privatsphäre ähnlich dem Bargeld geschützt wird. Mit Blick auf den digitalen Euro ist es allerdings wenig überraschend, dass sich die europäischen Währungshüter gegen anonymes Zentralbankgeld und Stable Coins aussprechen. Ihre Aufgabe ist es schließlich, das Geldmonopol des Staates durchzusetzen. In anderen Worten: die Kontrolle zu behalten.

Zumindest reagierte die EZB auf den Vorwurf, indem sie anonyme Käufe bis zu einem gewissen Geldbetrag ermöglichen will.

Noch kein offizieller Beschluss

Mit Blick auf den digitalen Euro stehen noch viele Grundsatzfragen offen. Bislang hat der EZB-Rat noch keinen offiziellen Beschluss gefasst, ob ein digitaler Euro eingeführt werden soll oder nicht. Bis etwa Mitte 2021 will die EZB entscheiden, ob ein entsprechendes Projekt wirklich umgesetzt wird.

Doch EZB-Präsidentin Christine Lagarde vermittelt den Eindruck, dass es ihr Ernst ist mit dem Projekt. Europas Notenbank möchte wohl nicht zu spät kommen. Denn auch die EZB weiß: Wenn sie jetzt eine wichtige technische Entwicklung verschläft, wäre das sicher ein Nachteil für die internationale Bedeutung des Euros und den gesamten europäischen Wirtschaftsraum.

Du willst Cardano (ADA) kaufen?
Wir zeigen dir in unserem Leitfaden, wie und wo du einfach und seriös echte Cardano (ADA) kaufen kannst.
Cardano kaufen