Neue Epoche Blockchain und NFTs – Chancen für Kunst und Kultur

Die Blockchain ermöglicht es, die Gesellschaft neu und vor allem dezentral zu organisieren, damit wir unser Leben selbstbestimmt und eigenverantwortlich gestalten können. Von den Gewinnen der Plattformökonomie könnten Kulturproduzenten und Urheber endlich in dem Maße partizipieren, wie es ihnen zusteht.

Reiner Schmidt
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Digitales Bild auf roter Leinwand

Beitragsbild: Shutterstock

Ein Gastbeitrag von Reiner Schmidt: Heute Rentner, Künstler und Hobby-Astrologe, möchte der gelernte Bankkaufmann, Alt-Hippie, Globetrotter und langjährige Qualitätsmanager einen ganz anderen, ungewohnten Blick auf Krypto, Blockchain und die neue Zeit werfen.

Die Blockchain-Plattform Ethereum für neue Anwendungsbereiche

Die Ethereum Blockchain gilt als besonders zukunftsträchtig. Die zugehörige Kryptowährung Ether erreichte im September 2020 eine Marktkapitalisierung von rund 38 Milliarden Dollar. Während die Bitcoin Blockchain lediglich Geldtransaktionen ermöglicht, können über die Ethereum-Plattform verschiedene Vermögens- und Wertgegenstände ausgetauscht werden – eben über „Smart Contracts“. Daraus ergeben sich für Kunst- und Kulturschaffende viele Anwendungen. Auch für Versicherungen, FinTech, Logistik, Verkehr und Energiewirtschaft, für die Sharing Economy, das Internet der Dinge und Industrie 4.0, für Datensicherheit und Transparenz, für Verwaltung und eGovernment bieten sich zukunftsträchtige Chancen. E-Voting-Systeme, virtuelle Organisationen, Identity-Management und Crowdfunding sind nur einige Beispiele. 

Chancen für die Kultur- und Kreativwirtschaft

Die EthereumBlockchain kann als eine Art Vertrauens-Technologie den Austausch von Wertschöpfungen revolutionieren, denn auch immaterielle Werte können damit verwaltet und auf neue Weise vergütet werden. Ethereum weckt daher besonders in der Kultur- und Kreativwirtschaft große Hoffnungen. Das Schaffen kreativer Werke wurde in den letzten Jahren demokratisiert und damit kostengünstiger, aber der Vertrieb läuft nach wie vor über zentralisierte Plattformen wie YouTube, Audible, Spotify, Netflix, Instagram, Facebook. Von den Gewinnen und Werbeeinnahmen profitieren meist nicht die Kreativen, sondern die Plattformen selbst.

Von der Blockchain könnten endlich auch die Künstler selbst profitieren, indem über die neue Plattform Patente für Ideen und Lizenzen für schöpferisch-kreative Werke verwahrt, ausgetauscht und vergütet werden. Das gilt für Musik, Fotos, Gemälde, Graphiken, Logos, Texte, Filme usw. Kreative Urheber und auch Künstler sollen ihren Anteil am Werk sofort erhalten, wenn es konsumiert wird und nicht, wie derzeit üblich, erst Monate später.

Die kreative Werke selbst können in der Blockchain nicht aufbewahrt werden, es lassen sich lediglich Lizenzen verwalten. Noch sind die Marktanteile der bekannten Plattformen riesig und es wird eine Menge Umdenken und Marketing notwendig sein, um Youtube und Co. herauszufordern. Doch jede Revolution hat einmal im Kleinen angefangen.

Beispiele kreativer Blockchain-Aktivitäten – Musik

Bereits 2009 wurde in London PledgeMusic gegründet. Das Team entwickelt ein neues Format für die Musikbranche, das sogenannte .bc-Format, basierend auf dem Smart Contract der Blockchain. In diesem Datenpaket, vergleichbar mit einer Zip-Datei, soll nicht nur der Musiktitel selbst, sondern auch weitere Metadaten gespeichert werden. Sie sollen zu Komponisten, ausübenden Musikern und weiteren Firmen führen, die an der Produktion beteiligt waren. Auch Nutzungsformen des Songs sollen hinterlegt werden, wer den Song zu welchem Zweck und zu welchem Preis verwenden darf.

Eine britische Sängerin und die Firma Ujo Music arbeiten an einem Prototypen auf Blockchain-Basis für die Musikindustrie. Ziel ist eine transparente und effiziente Form der Musiklizensierung. Gebühren für Künstlerlizenzen sollen anonym und in Echtzeit transferiert werden

Inzwischen gabt es bereits das erste Blockchain-Musikfestival in San Francisco, das Musik, Kryptowährungen und Blockchain-Technologie zusammenführte. Das Our Music Festival (OMF) fand im Oktober 2018 im Greek Theatre, UC Berkeley, statt. Laut der Website des Festivals gehörten die Hip-Hop-Ikone Big Sean, die elektronischen Musikkünstler Zedd, Matt + Kim und 3LAU zum Programm sowie die Popsängerin Charlotte Lawrence.

Für das Festival wurde ein neuer digitaler Währungstoken, OMF, als Tauschmittel entwickelt. Konzertbesucher konnten die Tickets mit Bitcoin, Ether, Litecoin und Bitcoin Cash kaufen. Der Vorverkauf war schnell ausverkauft. OMF enthielt außerdem ein kostenloses Upgrade-Punkte-Programm für jeden Freund, der zum Festival mitgebracht wurde. Teilnehmer, die sechs Tickets verkauften, erhielten Punkte für einen Wochenendpass. Diejenigen, die 11 verkauften, einen VIP-Eintritt.

Das OMF-Token ist im Ethereum-Netzwerk vorhanden und kann bei ähnlichen Markenveranstaltungen als Währung verwendet werden. Dies ist die erste Instanz, in der Konzertbuchungsgebühren in einer Live-Blockchain-Anwendung verarbeitet werden.

Blockchain-Aktivitäten – Kunst

Das Wiener Museum für Moderne Kunst (MAK) hat im Rahmen seines MAK NITE Lab bereits im März 2015 ein Kunstwerk mit Bitcoin gekauft, geschaffen von dem niederländischen Künstler Harm van den Dorpel. Es wurde von den Künstlern Valentin Ruhry und Andy Boot auf ihrer kuratierten Plattform zum Verkauf angeboten – zu einem festen Bitcoin-Preis unabhängig von seinem aktuellen Wechselkurs.

Krypto-Kunst auf dem NFT-Marktplatz

Trevor Jones ist ein in Schottland lebender Künstler. Er ist zweifellos einer der führenden Künstler im Krypto-Kunstmedium. Jones macht hauptsächlich Bilder und animiert sie anschließend. Er hat den höchsten durchschnittlichen Umsatz mit dem digitalen Marktplatz SuperRare und sein allererster NFT wurde dort für über 10.000 USD verkauft. Der Künstler hat auch das wertvollste NFT-Kunstwerk aller Zeiten mit seiner Picasso-Bull-Animation auf Nifty-Gateway geschaffen, das für erstaunliche 55.555,55 USD verkauft wird. Nach seinem Abschluss an der Edinburgh University und dem Edinburgh College of Art im Jahr 2008 machte er sich daran, ständig Innovationen zu entwickeln. Das NFT-Medium war und ist perfekt für ihn. Er hat das Medium so weit nach vorne gebracht und war schließlich ein Schlüsselkünstler auf dem Weg zur Mainstream-Adoption.

Rechte und Lizenzen

Das Berliner Startup BigchainDB bietet mit dem Dienst ascribe für Kunstwerke bzw. Musik im Internet ein digitales Wasserzeichen an. Bei der Registrierung eines Werkes vergibt ascribe eine eindeutige ID. Sie setzt sich aus dem jeweiligen Datenfile und der Identität des Urhebers zusammen. Alle Informationen über Kopien des Werkes und deren Verbreitung werden in der Bigchain gespeichert. Künstler können so per Mausklick die Rechte an ihren Kunstwerken verwalten und Musik, Texte, Bilder, Filme zeitlich befristet vermieten oder verkaufen. Eine unerlaubte Verbreitung des Werkes kann bisher nicht verhindert werden, aber zumindest kann der Urheber und Eigentümer des Werkes nachverfolgt werden. Zu den ersten Nutzern von ascribe gehören der bereits erwähnte Künstler Harm van den Dorpel, außerdem Titanium Comics.

Der deutsche Künstler Stephan Vogler möchte indes seine digitalen, immateriellen Schöpfungen als Unikate vertreiben, via Bitcoin. Gemeinsam mit Kunstrechtsexperten hat er eine Lizenz für digitale Kunstwerke als limitierte und eigenständig handelbare virtuelle Güter entwickelt. Die Werke werden mit einer eindeutigen elektronischen Signatur versehen. Der Eigentümer ist in der Blockchain registriert. Die Nutzungsrechte werden durch Bitcoin-Transaktionen vergeben. So können nicht nur greifbare, sondern auch digitale, nichtmaterielle Kunstwerke zu Sammler- oder Handelsobjekten werden.

Das Unternehmen Kodak, das die Digitalisierung gründlich verschlafen hat, ist mit einer neuen Idee an Fotoliebhaber herangetreten. Sie sollen ihre Bilder in einer Foto-Blockchain registrieren. Darin integriert ist die Währung KodakCoin, die den Nutzern das Lizenzieren der Fotos ermöglichen soll. Fotografen bzw. Urheber sollen auf diese Weise die volle Kontrolle über Ihre Werke behalten, vor allem über die weitere Verwendung der Fotos.

Blockchain-Aktivitäten – Verlagswesen

Ein weiteres Beispiel für Schriftsteller und Journalisten ist die Plattform Po.et mit dem Po.et Coin. Po.et ist eine Plattform mit einer Reihe von dezentralen Protokollen und Anwendungen, die sich auf den Besitz, die Erkennung und die Monetarisierung von Inhalten in Medien konzentrieren. Der Po.et Coin ist die Kryptowährung der Plattform, die sich mit Smart-Media-Anwendungen und Lizenzierungen von digitalen Assets beschäftigt. Die Entwickler wollen eine Plattform aufbauen, auf der geistiges Eigentum wie Texte, Bilder, Musik und Grafiken registriert und gehandelt werden können. Es soll folglich ein Marktplatz für digitale Assets entstehen.

Ihre Mission ist es, ein besseres Web zu schaffen, das auf den Tugenden des Vertrauens, der Überprüfbarkeit und der Rechenschaftspflicht für Medienorganisationen und Ersteller von Inhalten basiert. Ebenso wie Blockchain-Technologien die Finanzbranche revolutioniert haben, möchte Po.et die Verlagsbranche verändern, indem ein unveränderliches und verteiltes Ledger für kreative Werke erstellt wird, das als Plattform für zentralisierte und dezentralisierte Medienanwendungen dienen kann. Im April 2018 veröffentlichte Po.et zudem ihr WordPress-Plugin, mit dem Schriftsteller und Journalisten ihre Arbeit mit einem Zeitstempel versehen können.

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