Videos schauen dezentral YouTube-Alternativen LBRY vs. DTube: Was taugen sie?

Verschiedene Plattformen versuchen, dezentrale Alternativen zu YouTube zu werden. Manche davon setzen auch auf Blockchain-Technologie oder haben Kryptowährungen integriert. Welche Vorteile bieten DTube und LBRY für Konsumenten und Content-Producer?

Dr. Philipp Giese
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Was gibt es für alternative Youtube-Plattformen?

Beitragsbild: Shutterstock

Auch wenn das Meme „Decentralize all the things“ im Ethereum-Kosmos seinem Konkurrenten „Ethereum is Money“ weichen musste: An dezentralen Alternativen zu bestehenden Anwendungen im Internet wird eifrig gearbeitet. Ein Beispiel dafür sind Video-Plattformen. Gerade die Löschwelle von Ende Dezember war, gemeinsam mit weitreichenden Änderungen der Nutzungsbedingungen, welche Anfang 2020 auf die Nutzer zukamen, ein Grund für viele Contentschaffende, sich nach Alternativen umzusehen.

Oft stolpern die Suchenden als erstes über Seiten wie Vimeo oder Dailymotion. Sie sind nicht YouTube und haben andere Regelungen bezüglich Zensur und Content-Monetarisierung. Doch auch bei diesen Plattformen stört speziell die Content-Produzenten weiterhin die zentralisierte Natur. Immer noch existiert ein Mittelsmann, der Inhalte zensieren oder Monetarisierungsmöglichkeiten einen Strich durch die Rechnung machen kann.

Bei dezentralen YouTube-Alternativen fällt einem als erstes BitChute ein. Diese sehr bekannte YouTube-Alternative baut jedoch eher auf einem Peer-to-Peer-System wie Torrent denn einer Blockchain auf. Außerdem können Content-Ersteller ihre Videos nur über Spendenaufrufe monetarisieren. Schließlich ist BitChute spätestens nach den Amokläufen von Christchurch und Pittsburgh in der Kritik und den regulatorischen Organen berechtigterweise ein Dorn im Auge. Schaut man sich den Content an, scheinen besonders rechte Aluhut-Träger Videos hochzuladen.

Dezentrale Video-Hosting-Plattformen versprechen jedoch, diese Kontrolle wieder in die Hände der Nutzer zu legen. Und, wie soll es anders sein? Einige dieser Projekte sind blockchainbasiert beziehungsweise verwenden Kryptowährungen für die Content-Monetarisierung. Zwei bekanntere dieser Plattformen sind DTube und LBRY.

DTube: Dezentrales YouTube dank Steem und IPFS

Jene, die BTC-ECHO schon länger folgen, mögen bereits über DTube gestolpert sein, schließlich hatten wir vor zwei Jahren einen Kanal auf der YouTube-Alternative gestartet. Die Video-Plattform DTube kann man sich als eine Erweiterung von Steem vorstellen. Wobei hier ein großes „noch“ angefügt werden muss. Ende 2019 startete DTube ein Initial Exchange Offering (IEO) und kündigte an, DTube auf einer eigenen Blockchain-Lösung namens Avalon aufzusetzen. Laut dem White Paper ist ein Grund dafür, dass Steem eher ungeeignet für eine Massenadaption sei. Ob die Strategie, eine weitere Plattform zu schaffen, dieser erhofften Massenadaption zuträglich ist, sei jetzt dahin gestellt. Sicherlich kann die Emigration auf eine neue Plattform im Licht der aktuellen Konflikte auf der Steem Blockchain sinnvoll sein, die doch so bekannte Marketing-Rhetorik im White Paper überzeugt jedoch nicht.

Ob nun mithilfe von Steem oder Avalon; DTube nutzt in beiden Fällen eine Delegated-Proof-of-Stake-Blockchain und ein IPFS-Netzwerk. Wie in der Academy erläutert steht IPFS für Interplanetary filesystem und ist eine dezentrale Speichertechnologie. Während die Blockchain für Governance-Fragen, für die Kommunikation und vor allem für die Monetarisierung der Videos genutzt wird, liegen die Videos dezentral im IPFS.

Die Content-Monetarisierung läuft aktuell noch wie man es von Steem kennt. Je nach Resonanz auf die Videos, sprich nach Anzahl der Likes, werden Contentschaffende an den neu ausgeschütteten STEEM Token beteiligt. Wirklich reich kann man nicht davon werden, aber umgekehrt können Konsumenten auch ohne nervige Werbung kostenlosen Content anschauen. Aktive Konsumenten, die mit Kommentaren und Likes den Contentschaffenden Feedback zu den Videos geben, werden ebenfalls, wenn auch in einem kleineren Maße, an diesen Geldausschüttungen beteiligt. Warum? Weil basierend auf diesem Feedback Content präsenter dargestellt wird. Der Gedanke ist also, dass aktive Nutzer dafür sorgen, dass der besonders präsente Content auf DTube gut ist.

DTube: Bei genauerer Betrachtung einige Mängel

So weit klingt es interessant und dezentral. Bei genauerem Anschauen von DTube stolpert man jedoch über verschiedene Enttäuschungen: Zum einen sind längst nicht alle Videos im IPFS gespeichert. Konkret können Content-Provider überlegen, welchen Gateway sie zum Speichern ihrer Videos nutzen wollen. Was das bedeutet? Viele Videos sind einfach auf YouTube gehostet.

Zum anderen soll DTube alte Videos löschen. Das macht DTube nicht willkürlich. Videos, welche länger als 14 Tage ohne Upvotes oder Rewards bleiben, fliegen aus dem IPFS. So verständlich die Begründung, dass man mit dem via IPFS zur Verfügung stehenden Speicherplatz haushalten müsse, auch ist, so sehr widerspricht etwas Derartiges dann doch Gedanken wie Dezentralität oder Zensurresistenz.

Außerdem brauchen Videos, die im IPFS gespeichert sind, sehr lang zum Laden. Ob also die Skalierbarkeit wirklich mit einer neuen Blockchain verbessert wird? Man kann daran zweifeln.

Berücksichtigt man diese drei Punkte, bleibt der nach einer YouTube-Alternative suchende Krypto-Enthusiast eher enttäuscht zurück. Erste Schritte in Richtung einer dezentralen Video-Plattform sind getan, jedoch sorgen zu viele Kinderkrankheiten dafür, dass keine wirkliche Freude aufkommt. Aber vielleicht macht Avalon tatsächlich alles besser…

LBRY: Video-Plattform ohne Frontend

Bei LBRY handelt es sich um eine weitere dezentrale Plattform. Sie ist, verglichen mit DTube, noch recht unbekannt, hat jedoch schon für reges Interesse auch jenseits der Krypto-Szene gesorgt. Anders als bei BitChute weniger durch Rechtsaußen-Inhalte, sondern glücklicherweise durch verschiedene Persönlichkeiten aus der Linux-Szene.

Einige Dinge sind an LBRY interessant: Ähnlich wie bei Steem wird zwischen dem Protokoll-Layer und dem Application-Layer unterschieden. Konkret existieren drei derartige Layer:

Eine Proof-of-Work-Blockchain bildet die Basis der LBRY-Architektur. In dieser sind Metadaten für die Videos enthalten. Ebenso finden sich in der Blockchain die Transaktionen von sogenannten LBRY-Credits.

Das Data Network ist das eigentliche Fleisch in der LBRY-Suppe. Ähnlich wie bei einem IPFS oder einem anderen Peer-to-Peer-Netzwerk finden sich hier die Videos. Sie sind mit den zuvor angesprochenen Metadaten verknüpft. So manch einer wird sich an Torrents oder ähnliches erinnert fühlen. Sprich: Die Videos werden als Kopien von Nutzern gehostet.

Was Nutzer in erster Linie mitbekommen, ist der Application Layer. Dieser bildet das Fenster, durch das Konsumenten und Contentschaffende mit der LBRY-Architektur kommunizieren, Videos ansehen und hochladen. Auch wenn die Videos auf LBRY über die Website lbry.tv ansehbar sind, ist die Nutzung der LBRY App vorgesehen. Über diese wird man auch Teil des Data Network.

LBRY besitzt mit den LBRY Credits eine eigene Kryptowährung, mit der sowohl Content-Provider entlohnt werden können als auch Gebühren für das Hochladen von Inhalten gezahlt werden. Bei der Monetarisierung von Videos geht es dabei nicht einfach um einen Spenden-Button. Contentschaffende können im Vorfeld einstellen, dass die Videos nur gegen eine bestimmte Gebühr freigeschaltet werden.

LBRY: Wirklich YouTube oder eher Bittorrent?

Zweifellos ist LBRY eine interessante Plattform. Ebenso erfreut, dass prinzipiell eine Zensurresistenz gewährleistet ist. Zwar kann auf der Ebene des Application Layers Content gefiltert werden, die Blockchain kann jedoch nicht manipuliert werden.

Was allerdings sehr stört: Möchte man wirklich am Netzwerk teilhaben und nutzt deshalb die Libry App, bedeutet das, dass man jedes Video, welches man anschaut, auch herunterlädt. Klar, damit beteiligt sich der Konsument am Data Network, aber der eigene Festplattenplatz ist auch begrenzt. Fröhliches Binge Watching kann so zu einem Problem werden. Die älteren Semester werden sich etwas an die Filesharing-Plattform KaZaA erinnert fühlen, welche ebenfalls ein Peer-to-Peer-System war. Entsprechend ist ein weiteres Problem, dass Nutzer sich hier zumindest in einer regulatorischen Grauzone bewegen. Klar, Content, welcher exklusiv für LBRY erstellt wurde, wird keine Probleme bereiten. Eine schnelle Recherche zeigte jedoch, dass man auch verschiedene Filme in voller Länge findet. Sicherlich sind beispielsweise Jumanji oder Addams Family nicht mit dem Segen der Rechteinhaber hochgeladen worden.

Sieht man von diesen Punkten ab, kann LBRY deutlich mehr als DTube überzeugen. Die Qualität der Videos ist sehr gut, das Angebot ist breit gefächert und die Videos laden sehr schnell.

Wirkliche Alternativen für YouTube?

Sind nun Plattformen wie DTube oder LBRY eine Alternative zu YouTube? Sicherlich (noch) nicht. Dennoch erfüllen sie eine wichtige Rolle als Plattform für bestimmte Nischen. DTube ist beispielsweise eng mit der Steem Community verknüpft, während LBRY sich immer mehr in der Nerd-Community als Zweitplattform erfreut. Gerade LBRY kann für Contentschaffende eine Absicherung gegen einen neuen Bannhammer auf YouTube sein.

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