Was ist Segregated Witness?

Segregated Witness, abgekürzt SegWit, ist ein Lösungsvorschlag für eine Reihe von Problemen in der Bitcoin-Software.

Mark Preuss
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hell leuchtende Glühbirne - Einfall und Ideenfindung

Beitragsbild: © fotomek - Fotolia.com

| ZK-Proofs: Hal Finney hatte die Idee bereits 1998

SegWit ist ein Update für den Bitcoin Core Quellcode, der seit eh und je vom Bitcoin Kernentwicklerteam betreut wird (Bitcoin Core Team). Der Bitcoin Core Client, oder die Core Node ist zudem die wohl bekannteste und weit verbreiteteste Bitcoin-Software weltweit.

Ursprünglich wurde das Update zur Lösung der Transaktionsverformbarkeit entwickelt, eine potentielle Schwachstelle in Bitcoin-Software. Obwohl diese Schwachstelle für die Nutzer keine große Gefahr darstellt, wurde die Sicherheitslücke bereits mehrmals ausgenutzt und signalisierte damit ein dringliches Handeln seitens der Core Entwickler.

Allerding bietet SegWit neben dem Lösungsansatz der Transaktionsverformbarkeit auch eine Reihe weiterer, nützlicher Updates. Ganz oben auf der Liste steht die Lösung des Skalierungsproblems. Wie bereits in zahlreichen Artikeln beschrieben, sieht sich das Bitcoin-Netzwerk einem massiven Skalierungsproblem ausgesetzt. Der Transaktionsdurchfluss wird der stetig wachsende Nutzerzahl nicht mehr gerecht und es wird es immer schlimmer. Folge: Das Netzwerk stößt an seine Grenzen, Transaktionen verlangsamen sich und die Gebühren steigen.

Welchen Lösungsansatz bietet SegWit für das Skalierungsproblem?

SegWit erhöht das Limit der Blockgröße und ermöglicht die Implementierung einer Second-Layer-Lösung.

Die aktuellen Probleme der Bitcoin-Skalierbarkeit ergeben sich vor allem aus der unzureichenden Blockgröße. Die Blockchain besteht aus unzähligen, aufeinander folgenden Blöcken. Die Blockchain wiederum ist das Verzeichnis aller Transaktionen, die je im Netzwerk stattgefunden haben – das Herzstück einer jeden Kryptowährung.

Das derzeitige Hauptproblem von Bitcoin ist die hart codierte Blockgröße von 1MB. Bei einem Netzwerk mit den Ausmaßen von Bitcoin mit mehreren hundert Transaktionen pro Minute ist 1 MB pro Block nicht mehr ausreichend. Die Folge ist eine Warteschleife unzähliger zu bestätigender Transaktionen. Einige Transaktionen mit einer niedrigen Transaktionsgebühr benötigen mittlerweile Stunden, wenn nicht gar Tage.

Mit einer wachsenden Nutzerbasis wächst zwangsläufig auch die Anzahl der Transaktionen. Bei gleichbleibender Blockgröße muss man kein Genie sein um zu erkennen, dass sich das Problem ohne ein rasches Handeln zusehnlichst verschlechtern wird.

SegWit bietet zwei Lösungsansätze zur Skalierung von Bitcoin. Zunächst einmal kann die Blockgröße mit SegWit per sofort auf 4 MB erhöht werden. Es gibt jedoch auch einen Haken: 4 MB ist das absolute Maximum, auch wenn sich die Blockgröße letztendlich am Netzwerk anpassen wird. Experten zufolge würde sich die Blockgröße unter gegebenen Umständen  bei einer SegWit Aktivierung auf 2 – 2,1 MB hochskalieren.

Den zweiten Trumpf den SegWit für das Bitcoin Netzwerk bereit hält, ist die Lösung der Transaktionsverformbarkeit. SegWit eliminiert damit eine große Hürde zur Einführung einer Second-Layer Lösung. D.h. mit der Aktivierung von SegWit könnte man gleichzeitig eine zweite Anwendung auf das Protokoll aufsetzten und damit den Weg für das Lightning Network ebnen. Das Lightning Network wird oftmals als die ultimative Lösung der Skalierbarkeit gesehen.  Mit dem Lightning Network könnte man einen Großteil der Transaktionen „offchain“,  also abseits der Blockchain abwickeln und das Netzwerk dementsprechend entlasten.

Warum wurde SegWit noch nicht aktiviert?

SegWit wird aktiviert, sobald 95% der Hashpower SegWit Support signalisieren.

Wenn der Support für die Einführung eines neuen Updates unzureichend ist und sich zwei Lager mit zwei unterschiedlichen Lösungsansätzen bilden, könnte es zu einer umstrittenen Hard-Fork kommen. Das heißt das Netzwerk würde in zwei Währungen gespalten werden. Nennen wir sie Bitcoin A und Bitcoin B. Dieses Szenario wäre wohlmöglich für beide digitalen Währungen kurzfristig die denkbar schlechteste Lösung. Sollten beispielsweise 50% des Netzwerks für Lösungsansatz A und 50% für Lösungsansatz B stimmen, wäre ein Konkurrenzverhalten beider Währungen mit einem unterschiedlichen Regelwerk vermutlich unumgänglich.

Um ein solches Szenario zu verhindern, benötigt eine SegWit Aktivierung mindestens 95% Support. D.h. 95% der Miner müssen ihren Support für SegWit signalisieren. Aktuell liegt der Support für SegWit bei 34,7%.

Das Niveau der Unterstützung ist so niedrig, weil es einen großen Block von Nutzern gibt, die dem Update auf verschiedenen Wegen entgegenwirken.

Was spricht gegen SegWit?

Argumente gegen SegWit können in drei Gruppen eingeteilt werden: technisch, politisch, und ideologisch.

Es gibt Kritiker die behaupten, SegWit könnte das Versprechen zur Lösung der Skalierungsdebatte nicht einlösen. Sie sagen, dass selbst die maximale Blockgröße von 4 MB der rasanten Entwicklung von Bitcoin nicht gewachsen wäre.

Ein Großteil der Experten scheint jedoch den Ansätzen von SegWit zu vertrauen. Als „Nicht-Programmierer“ ist es aber sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, die Konsistenz beider Aussagen zu beurteilen.

Die Debatte nimmt allmählich auch politische Ausmaße ein, was die ganze Sache noch komplizierter macht. Eine große Anzahl der SegWit Entwickler wird auch von einem Unternehmen namens Blockstream finanziert und Blockstreams Hauptprodukte sind Sidechain-Lösungen – wir erinnern uns an das Lightning Netzwerk.

Einige Kritiker behaupten jetzt, die Entwickler würden zwangsläufig in einen Interessenkonflikt gedrängt werden. Schließlich müssten sie die Basis für ein System bauen, was zukünftig auch Sidechain Lösungen unterstützt, wie in etwa das Lightning-Netzwerk.

Auch wenn es bisher keine Beweise für diesen Vorwurf gibt, hat ein Teil der Community Stellung gegen SegWit bezogen.

Das wohl wichtigste ideologische Argument, das sich gegen das SegWit Update richtet ist, dass es keine Skalierbarkeit bietet und gleichzeitig eine ausreichende Dezentralisierung des Bitcoin-Netzwerks bewahrt. Wie bereits erwähnt, löst SegWit die langfristigen Probleme einer unzureichenden Transaktionskapazität nur insofern, als es die Implementierung von Side-Chain-Lösungen wie dem Lightning Netzwerk ermöglicht.

Das Problem sehen viele Kritiker in der Arbeitsweise der Sidechains. Sidechains arbeiten parallel zur Blockchain und bestätigen nicht alle Transaktionen über die Blockchain. Die Transaktionen die neben der Blockchain abgewickelt werden, sollen von autorisierten Dritten bestätigt werden und nicht vom gesamten Netzwerk. Das spart natürlich enorm an Ressourcen und Zeit.

Der Einfluss von Dritten ist genau das, was Bitcoin als Peer-to-Peer Währung verhindern wollte. Für manche ist das ein unannehmbarer Kompromiss, egal wie wenig Macht die dritte Instanz auch zur Lösungen des Problems ausüben kann.

Wer sind die Unterstützer von SegWit?

Ein Großteil der Community, Unternehmen und Nutzer unterstützen SegWit.

Mehr als 100 der größten Bitcoin Unternehmen haben ihren Suport für SegWit angekündigt oder bereits signalisiert. Einige arbeiten noch an der Umsetzung.

Auch bekannte Entwickler und Unterstützer der Community haben sich für SegWit ausgesprochen. Darunter Andreas Antonopoulos, Samson Mow und Charlie Lee.

BTC-ECHO

Englische Originalfassung via Cointelegraph

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