BTC bei knapp 120.000 US-Dollar “Wenn Bitcoin Erfolg hat, sterben wir alle”

Es ist Jahre her, aber dennoch sorgt ein Interview mit einem Zentralbanker jetzt für Aufsehen. Was steckt hinter der “deflationären Todesspirale” bei Bitcoin?

Dominic Döllel
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Eine goldene Bitcoin-Münze wird scharf abgebildet und hebt sich von einer dramatischen Kulisse aus Flammen und Funken ab.

Beitragsbild: Shutterstock

| Geht die Welt in einem Bitcoin-Standard unter?

“Wenn Bitcoin die ultimative Form einer Währung wird, die von der menschlichen Zivilisation benutzt wird, kann ich genau sagen, was als schlimmstes Szenario passieren wird: Wir werden alle sterben. Das ist kein Witz.” Die Aussage stammt aus dem Jahr 2021. Qu Qiang war damals Professor an der China University of International Business and Economics und Berater der chinesischen Zentralbank.

In den sozialen Medien sorgt der Ausschnitt aus dem Interview jetzt erneut für Aufsehen. Qiang erklärte, dass Bitcoin im Erfolgsfall das bestehende Finanzsystem zerstören und damit großen gesellschaftlichen Schaden anrichten würde.

Deflationäre Todesspirale bei Bitcoin?

Der Grund: Bitcoins “deflationäre” Eigenschaften aufgrund der begrenzten Menge von 21 Millionen Coins. Eigentlich ist Bitcoin aber disinflationär. Das heißt: Die Inflation nimmt mit der Zeit ab und liegt ab dem Jahr 2140 bei null Prozent.

“Die Währung [Bitcoin] wird ihre Menge nicht mit dem Wachstum der ökonomischen Entwicklung erhöhen. Das bedeutet, dass unsere Gesellschaft in eine deflationäre Todesspirale rutscht”, so Qiang. Nicht alle Ökonomen dürften dieser Aussage zustimmen.

Weshalb Deflation in einem Bitcoin-Standard kein Problem wäre

Deflation, also ein allgemeiner Rückgang des Preisniveaus, wird in der modernen Volkswirtschaft häufig als bedrohlich wahrgenommen. Doch ein Blick in die Geschichte offenbart ein differenzierteres Bild. Zwischen 1880 und 1913, in der Zeit des klassischen Goldstandards, erfuhren die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland moderate Preisrückgänge bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum.

Eine Analyse in der Open Economies Review zeigt, dass diese Phase vor allem durch technologische Fortschritte und Produktivitätssteigerungen geprägt war. Zwar sanken die Preise, doch die Reallöhne stiegen – ein Zeichen gesunder wirtschaftlicher Entwicklung.

Ein vergleichbares Szenario wäre auch unter einem Bitcoin-Standard, also einem Geldstandard mit absolut begrenztem Angebot, denkbar. Dieser Auffassung sind vor allem Vertreter der Österreichischen Schule, welche in libertären Kreisen hohe Zustimmung findet.

Im Unterschied zum Hartgeldstandard kann Deflation im heutigen Fiatgeldsystem aber zu gravierenden Problemen führen. Denn während Preise sinken, bleibt die nominale Schuldenlast bestehen, wodurch sie real steigt. Das kann eine Schuldendeflation in Gang setzen, die Insolvenzen, Nachfrageeinbrüche und eine wirtschaftliche Abwärtsspirale (oder “Todesspirale”) auslöst. Zentralbanken versuchen daher, durch expansive Geldpolitik aktiv gegenzusteuern.

Bitcoin als Schutz vor Inflation

Zwar wird theoretisch versucht, die dadurch entstehende Preissteigerung bei Lebensmitteln, Konsumgütern oder auch Immobilienpreisen mit erhöhten Gehältern auszugleichen. In der Praxis klappt das aber kaum, wie ein Vergleich des Haushaltseinkommens mit den Immobilienpreisen in den USA verdeutlicht:

Liniendiagramm, das zeigt, dass der durchschnittliche Wert von Eigenheimen in den USA selbst unter Berücksichtigung der Inflation zwischen 1965 und 2020 deutlich stärker gestiegen ist als das mittlere Haushaltseinkommen.
Es wird für Arbeitnehmer immer teurer Immobilien zu kaufen I Quelle: CNBC

Man beachte den Schnittpunkt beider Graphen: in etwa das Jahr 1971. Ein Zufall? Nicht unbedingt: Am 15.08.1971 hob US-Präsident Richard Nixon die Konvertibilität des US-Dollars in Gold – also den Goldstandard – auf, Fiatgeld war geboren.

Zugegeben: Makroökonomische Faktoren und globale Ereignisse spielen sicherlich ebenfalls eine große Rolle in der aktuellen finanziellen Situation. Viele Probleme auf der Welt haben ihren Ursprung aber in der lockeren Fiatgeldpolitik. Mehr dazu hier: Geht die EZB unehrlich mit der Inflation um?

In einem solchen System wird Sparen bestraft, da der Realwert des Geldes kontinuierlich sinkt. Mit Bitcoin hingegen lohnt sich das Sparen wieder, wie das historische Kurswachstum belegt.

Fazit: Niemand muss wegen des Bitcoin-Erfolgs sterben

Qiang hat mit seiner Aussage bislang nicht Recht behalten. Seit 2021 ist der Bitcoin-Kurs um mehr als 1.000 Prozent gestiegen und notiert derzeit bei fast 120.000 US-Dollar in Nähe des Allzeithochs.

Zugegeben: Bitcoin wird bisher nur von einer kleinen Gruppe als Zahlungsmittel genutzt. Die BTC-Adoption steigt aber stetig. Ob Bitcoin tatsächlich einmal von der gesamten menschlichen Zivilisation benutzt wird, bleibt abzuwarten. Dass dieses potenzielle Szenario dann in einer “deflationären Todesspirale” endet, ist aber äußert unwahrscheinlich.

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Quellen

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