Immer mehr frühere Bitcoin-Kritiker springen auf den BTC-Zug auf. Alle Bitcoin-Kritiker? Nein! Auf dem Innovation Summit 2024 der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) äußerte Yuval Noah Harari kürzlich erneut seine Bedenken gegenüber Bitcoin als Geld der Zukunft. Der israelische Historiker und Bestseller-Autor mag die Krypto-Leitwährung nicht, weil es sich seiner Ansicht nach um eine “Währung des Misstrauens” handelt. Laut Harari könne die Entwicklung zwar Richtung eines elektronischen Geldes gehen, aber das historische Vertrauen in Banken und Regierungen habe sich bewährt.
Wir haben in den letzten Jahrhunderten gesehen, dass es eine gute Idee ist, Banken und Regierungen die Möglichkeit zu geben, mehr und mehr Geld zu schaffen, um das Vertrauen in der Gesellschaft zu stärken.
Yuval Noah Harari auf dem Innovation Summit 2024
Damit steht die Ansicht des Intellektuellen, der über 40 Millionen Bücher weltweit verkaufte, im direkten Gegensatz zur wesensbestimmenden Dezentralität von Bitcoin. “Wenn ich mir Bitcoin ansehe, mag ich es als Historiker nicht, weil es ein Geld ist, das auf Misstrauen aufgebaut ist”, erklärte Harari. Was er offen ließ: Warum genau Menschen in Zeiten von Dauer-Inflation und beschleunigter Kaufkraftentwertung von Fiat-Währungen eigentlich noch Zentralbanken vertrauen sollten. Im Krypto-Sektor sorgten die Aussagen von Harari dementsprechend für Aufsehen und zogen harsche Kritik nach sich.
Heftiger Gegenwind für Harari aus der Krypto-Community
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Vor allem Cardano-Mitbegründer Charles Hoskinson griff den Bestseller-Autor an und bezeichnete Hararis Analyse in einem Beitrag auf X als “Dunning-Kruger auf Steroiden”. Mit seinem polemischen Kommentar spielt er auf das schlechte Urteilsvermögen von Menschen an, die ihre eigene Kompetenz überschätzen. Ergänzend wies der Bitcoin-Advokat Walker auf die umstrittene Geschichte der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich während des Zweiten Weltkriegs hin.
Ihm zufolge plädiert die BIZ heute eindeutig für die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs). Diese könnten zu einer noch nie dagewesenen Überwachung einzelner Finanztransaktionen führen. Derzeit treiben über 134 Staaten, welche 98 Prozent des globalen BIP repräsentieren, die CBDC-Entwicklung voran. Auch die EZB forscht an einem digitalen Euro und plant dessen Einführung im Jahr 2026, wobei es bisher kein politisches Mandat gibt. EU-Blockchain-Experte Dr. Joachim Schwerin äußerte sich im BTC-ECHO Interview skeptisch über eine baldige Massentauglichkeit der CBDC.
Die “Vertrauenslosigkeit” von Bitcoin
Was Harari als Nachteil erscheint, gilt überzeugten Bitcoinern als einer der wichtigsten Vorzüge der Kryptowährung. Doch was meint Vertrauenslosigkeit im Kontext von Bitcoin überhaupt? Der Begriff bezieht sich auf eine Eigenschaft der Bitcoin-Blockchain, bei der man sich für die Nutzung nicht auf eine dritte Partei verlassen muss. Keine Regierung, keine Zentralbank, kein Unternehmen – keine zentrale Partei. Dank des Proof-of-Work-Algorithmus können alle Teilnehmer einen Konsens erreichen, und das ganz ohne eine übergeordnete Autorität.
Das Grundproblem konventioneller Währungen ist das Vertrauen, das erforderlich ist, damit sie funktionieren. Man muss der Zentralbank vertrauen, dass sie die Währung nicht entwertet, aber die Geschichte der Fiat-Währungen ist voll von Vertrauensbrüchen.
Sataoshi Nakamoto im Bitcoin Forum, 2009
Dabei basiert Proof-of-Work auf der simplen Idee, dass Miner im Netzwerk einen bestimmten Arbeitsaufwand zur Block-Erzeugung nachweisen müssen. Auch wenn es der Begriff “vertrauenslos” zunächst suggerieren mag, benötigt es also bei Bitcoin durchaus Vertrauen. Aber: Statt in eine Finanzinstitution wie SWIFT wird das Vertrauen in den Bitcoin Code gesetzt. Somit ist Vertrauen dezentral verteilt, aber keineswegs vollständig eliminiert.