„Wir werden euch zermalmen“ – Selbsternannter ICO-Erfinder erpresst Start-up

Steven Nerayoff und Micheal Hlady müssen sich vor einem US-Gericht verantworten. Mit ihrer ICO-Beratungsfirma haben sie zwei Menschen damit gedroht, ihr Unternehmen zu zerstören. Und bekamen dafür mindestens 10.000 Ether (ETH).

Phillip Horch
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Steven Nerayoff Erpressung

Beitragsbild: Shutterstock

Ether (ETH) ist die Grundlage der Ethereum Blockchain. Mit ihren Smart Contracts, den „intelligenten Verträgen“, ermöglichten sie vor allem im Jahr 2017 vielen jungen Unternehmen, sich zu finanzieren, indem sie eigene Kryptowährungen herausgeben konnten. Diese Token sammelten sie bei Initial Coin Offerings (ICOs) ein. Ihr Vor- und Nachteil: Es handelt sich um eine unregulierte Form, Kapital einzusammeln. Einerseits erleichterte das die Möglichkeit, Kapital einzusammeln. Andererseits lockte es reihenweise Betrüger an. Doch beide Seiten profitierten vom ICO-Hype.

Steven Nerayoff: Mutmaßlicher ICO-Erfinder & ICO-Berater

So auch Steven Nerayoff. Auf seiner Homepage gibt der Unternehmer an, maßgeblich an der Erfindung des ICOs beteiligt zu sein. Darüber hinaus soll er an den Blockchain-Projekten Ethereum, CasperLabs, tZero, Lisk und AION mitgearbeitet haben. Laut eigenen Angaben also eine schillernde Figur im Bitcoin-Ökosystem. Ein aktuelles Gerichtsdokument wirft jedoch einen Schatten auf das Rampenlicht, in dem sich der Unternehmer positioniert.

Laut dem Dokument soll Nerayoff maßgeblich an einer Erpressung im ICO-Bereich beteiligt gewesen sein. Gemeinsam mit Michael Hlady hat er demnach zunächst die ICO-Beratungsfirma Alchemist gegründet. Nerayoff trat dabei als Geschäftsführer (CEO) auf, Hlady als Chief Operations Officer (COO).

Unternehmer gab sich als Mitglied verschiedener Geheimdienste aus

Das Unternehmen von Nerayoff begann im Juli 2017, ein Unternehmen beim Token Sale zu beraten. Die vereinbarte Bezahlung lag hier bei 22,5 Prozent aller Einnahmen. Nachdem der erste Vertrag unterschrieben worden war, begannen Nerayoff und Hlady, die Chefetage des Unternehmens (im Gerichtsdokument als John und Jane Doe bezeichnet) zu beraten. Die Forderung belief sich plötzlich auf 30.000 Ether – mehr als das Doppelte des ursprünglichen Prozentsatzes.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, inszenierte sich Hlady als Mitglied verschiedener Geheimdienste. So gab er laut Gerichtsdokument gegenüber Jane Doe an, dass er „angeschossen wurde, Menschen getötet hat, dass er ein Staatsoberhaupt [tötete und außerdem] Mitglied der Irish Republican Army (IRA), National Security Agency (NSA), Central Intelligence Agency (CIA) und Federal Bureau of Investigations (FBI) sei“. Damit erreichte er bereits erste Zahlungen, die über die ursprünglich vereinbarten Beträge hinausgingen.

„Wir werden euch zermalmen“

Offenbar war es damit für Hlady und Nerayoff noch nicht getan. Wie man der Anklageschrift weiter entnehmen kann, übernachtete Jane Doe im März 2018 bei Nerayoff. Michael Hlady betrat ihren Raum, machte das Licht an, setzte sich vor sie und forderte weitere zehn Millionen US-Dollar sowie Firmenanteile. Sonst würden er und Nerayoff sie „zermalmen“ (we will crush you). Nerayoff setzte in derselben Nacht mit ähnlichen Drohungen nach. Hlady gab an, dass er wisse, wo ihr Kind zur Schule ging. Das alles gipfelte in einer Nachricht, die Hlady an Doe sendete:

Kümmere dich um die Angelegenheit oder ich verspreche dir, dass ich deine Community zerstöre. Wir werden […] an die Öffentlichkeit gehen. Dann werden wir die Token verkaufen und alle, die wir kennen, dazu bringen, das auch zu tun. Wir werden euch verklagen. Über [euer Unternehmen] wird eine Story geschrieben werden. […].

Am Ende dieser Drohungen und Erpressungen überwies John Doe dann die Menge von 10.000 ETH als Leihgabe, die – man mag es ahnen – nie zurückgezahlt wurde.

Ein Urteil steht indes aus, die Verhandlungen laufen noch.

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