Kaum ein Staat auf der Welt ist wirtschaftlich derart isoliert wie Nordkorea. Internationaler Handel als Einkommensquelle ist für das kommunistische Land kaum existent. Und so erscheint es nachvollziehbar, wieso das Regime in Pjöngjang „alternative“ Wege für die Staatsfinanzierung auslotet.
Wie ein aktueller Bericht, den eine entsprechende Expertenkommission der UN erstellt hat, aufzeigt, spielt dabei der Diebstahl von Kryptowährungen wie Bitcoin eine größere Rolle als bisher angenommen. Dies berichtet Reuters.
Dem Bericht zufolge habe Nordkorea „den Cyberspace genutzt, um immer ausgereiftere Attacken auf Finanzinstitutionen und Krypto-Börsen durchzuführen. So konnte das Regime Einkommen generieren“. Das so entwendete Krypto-Vermögen soll in erster Linie in die Finanzierung seines Programms zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen geflossen sein.
Cyber-Aktivisten der Demokratischen Volksrepublik Korea haben Gelder akquiriert, die in die Finanzierung von Massenvernichtungswaffen fließen. Insgesamt sind dadurch bis zu zwei Milliarden US-Dollar gestohlen worden.
Dabei beziehen sich die UN-Ermittler konkret auf mindestens 35 Fälle von Angriffen auf Krypto-Exchanges, die die Hacker in 17 Ländern durchgeführt haben sollen.
Auf eine Anfrage von Reuters reagierte die nordkoreanische UN-Mission bisher nicht.
Krypto-Geldflüsse nur schwer nachvollziehbar
Dass Nordkorea immer wieder auf Angriffe gegen Bitcoin-Börsen zur Finanzierung des Staatshaushalts zurückgreift, begründen die UN-Experten mit „Schwierigkeiten, derlei Zahlungsströme zurückzuverfolgen, da einheitliche Regularien wie im Bankensektor fehlen“. Krypto-Geld ließe sich überdies deutlich einfacher waschen als Fiatgeld.
Um der aus Sicht der USA wachsenden Gefahr, die mit dem Massenvernichtungswaffenprogramm Nordkoreas einhergeht, Herr zu werden, ruft das US State Department zu internationaler Solidarität auf.
Wir fordern alle Staaten dazu auf, gegen Nordkoreas Fähigkeit vorzugehen, durch Cyber-Angriffe Einkommen zu generieren, das in das Raketenprogramm fließt.
Über Nordkoreas Ambitionen, mit Bitcoin & Co. Massenvernichtungswaffen finanzieren zu wollen, berichteten wir bereits im April dieses Jahres. Aus Geheimdienstkreisen drangen Gerüchte an die Öffentlichkeit, nach denen nordkoreanische Hacker zwischen Januar 2017 und September 2018 mindestens 571 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen gestohlen haben sollen. Im Fokus der Angreifer standen dabei fünf asiatische Exchanges.
Die Hackergruppe APT 38 steht im Verdacht, die Angriffe durchgeführt zu haben. Sie untersteht mutmaßlich direkt dem nordkoreanischen Geheimdienst.