„Ökonomisch irrational“: Studie zeigt Mängel im Lightning-Netzwerk auf

Für die Bitcoin Community ist das Lightning-Netzwerk Ausdruck tiefer Hoffnung auf unendliche Skalierbarkeit der Kryptowährung Nr. 1. Daher konzentrieren sich aktuell eine ganze Menge Ressourcen auf die Second-Layer-Lösung. Eine aktuelle Studie bescheinigt dem Payment-Netzwerk jetzt allerdings große Mängel.

David Scheider
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Lightning (Symbolbild)

Beitragsbild: Shutterstock

„Die Netzwerk-Teilnahme ist für die Mehrheit der großen Routing Nodes, die das Netzwerk derzeit zusammenhalten, wirtschaftlich unvernünftig. Entweder muss der Traffic oder die Transaktionsgebühren um ein Vielfaches steigen, um das Payment Routing wirtschaftlich zu gestalten.“

So lautet das vernichtende Fazit einer Studie, die Wissenschaftler von drei verschiedenen ungarischen Instituten durchgeführt haben. Die Studie mit dem Titel A Cryptoeconomic Traffic Analysis of Bitcoin’s Lightning Network“ beschäftigt sich mit dem, was der Name bereits nahelegt: Der ökonomischen Realisierbarkeit des Lightning-Netzwerks. Konkret ging es in dem Paper um die Ergebnisse einer Simulation, die die Computerwissenschaftler anhand von öffentlichen Lightning-Daten durchgeführt hatten.

Für die Studie haben sich die Autoren einen sogenannten Traffic Simulator zunutze gemacht. Dabei handelt es sich um ein Werkzeug, mit dem man das Lightning Routing anhand von mehr oder weniger großen Payment Traffics testen kann. Allen voran interessiert die Wissenschaftler, ob der Betrieb eines Routing Node ökonomisch sinnvoll ist.

Betrieb von Routing Nodes macht sich nicht bezahlt

Routing Nodes seien ein „essentieller Bestandteil von Lightning“, heißt es in der Studie. Schließlich seien sie für die Verarbeitung von Zahlungen zuständig. Für die Bereitstellung von Liquidität zweigen sich die Node-Betreiber in aller Regel eine kleine Gebühr ab, die sie für ihre Dienste kompensieren soll.

Wie das Paper allerdings zeigt, scheinen diese Gebühren nicht ansatzweise für entstandene Kosten zu entschädigen. Mit anderen Worten: Der Betrieb einem Routing Node lohnt sich nicht.

Konkret heißt das: Nach Inhalt der Studie gibt es aktuell einen einzigen Node, der profitabel wirtschaften kann. Einzig rompert.com kann demnach einen hinlänglichen Umsatz einfahren – und das nur, weil deren Gebühren deutlich über dem Marktdurchschnitt liegen. Denn wie die Autoren schreiben, erhebt rompert.com Gebühren für das Verarbeiten von LN-Transaktionen, die denen von First-Layer-Transaktionen ähneln.

Allerdings, so die Autoren, unterminiere dieser Umstand das Wertversprechen des Lightning-Netzwerks. Schließlich war es von Anfang an dafür konzipiert, Transaktionen so günstig wie möglich zu halten. Im Gegensatz zu rompert.com verlangen Routing Nodes wie LNBIG.com lediglich Gebühren in Höhe von nur 0,2 Prozent des Transaktionsvolumens. Bei einer Transaktion von 60.000 Satoshi seien daher bloß 200 Satoshi als Gebühr angefallen.

Abhilfe schaffen könnte demnach lediglich ein deutlicher Anstieg der Gebühren oder des gesamten Zahlungsverkehrs im Netzwerk.

Privatsphäre-Bedenken

Auch in Sachen Privatsphäre lassen die Autoren kaum ein gutes Haar an Lightning. Denn entgegen der landläufigen Auffassung seien LN-Transaktionen keinesfalls privat.

Trotz Union Routing stellen wir fest, dass starke statistische Erkenntnisse über den Absender und Empfänger von LN-Zahlungen gesammelt werden können, da ein erheblicher Teil der Zahlungen nur einen einzigen Router betrifft, der die Teilnehmer leicht de-anonymisieren kann.

Diese Schwachstelle lässt sich der 21-seitigen Studie zufolge allerdings leicht umgehen: Nutzer könnten sich bewusst dazu entscheiden, längere Routing Channels zu wählen. Mit dem Nebeneffekt zwar, dass Zahlungen langsamer vonstatten gehen, dafür aber weniger einfach zurückzuverfolgen sind.

Zuletzt hatten Entwickler vor einer Sicherheitslücke im Lightning-Netzwerk gewarnt, die zum Verlust von BTC führen könnte. BTC-ECHO berichtete.

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