Die Derivat-Börse CME (Chicago Mercantile Exchange) pirscht sich auf leisen Sohlen an die Spitze des Marktes für Bitcoin Futures heran. Wie aus Daten von bybt.com hervorgeht, liegt das Volumen der offenen Terminkontrakte aktuell bei 5,4 Milliarden US-Dollar. Damit liegt die Derivat-Börse bereits auf Platz zwei hinter Binance und schickt sich an, reinen Krypto-Börsen den Rang abzulaufen.
Zuletzt war die Nachfrage nach CME Bitcoin Futures stark gestiegen. Grund dafür dürften die neu zugelassen Futures-basierten Bitcoin ETFs, die – wir berichteten – eine Rekordnachfrage angezogen haben. Schließlich überträgt sich die Nachfrage nach den Indexfonds proportional auf die Nachfrage nach Futures, deren Basiswert sie sind.
Was ist “Open Interest”?
Anders als bei Aktien oder Bitcoin kann man Terminkontrakte nicht anhand der Umlaufmenge messen, sondern misst das Volumen anhand des “Open Interests”. Darunter ist die tatsächliche Anzahl der Futures-Veträge zu verstehen, die aktuell am Markt gehandelt werden. Denn im Prinzip wird jeder Terminkontrakt aus dem Nichts erschaffen. Alles, was es braucht, sind zwei Parteien, die sich auf die Vertragsmodalitäten einigen. Eine Future ist im Kern nichts anderes, als das Versprechen, ein Asset zu einem zukünftigen Zeitpunkt für einen festgelegten Preis zu handeln.
Insgesamt zeichnet das Open Interest nach Bitcoin Futures ein klar bullishes Bild von der Zukunft. Wie in der Grafik zu sehen ist, beläuft sich das gehandelte Volumen bis Redaktionsschluss auf rund 25 Milliarden US-Dollar und liegt damit gleichauf mit dem März-Level. Auch sichtbar ist die Abkühlung des Open Interest im Zuge des Mini-Bärenmarktes von April bis September dieses Jahres.
Ein hohes Aufkommen von Terminkontrakten während Kursrallyes spiegelt ein allgemein positives Sentiment am Markt wider. Damit reiht sich diese Statistik zweifelsfrei in die optimistische Grundstimmung am Markt ein.
Lange Zeit waren die Future-Kontrakte auf Binance vom Volumen her unangefochten an der Spitze. Durch die Einführung des ProShares Bitcoin-ETFs, welcher nicht Bitcoin selbst als Sicherheit (Colateral) nutzt, sondern die Future-Kontrakte der CME in Chicago, ist seit dieser Woche eine deutliche Veränderung der Marktverteilung ersichtlich. Die Futures der CME sind nun in Schlagweite der Binance Futures was das Handelsvolumen angeht und dürften bei einer Zulassung weiterer Future-backed ETFs in den USA zum Spitzenreiter aufsteigen,
meint BTC-ECHO-Analyst Stefan Lübeck.
ProShares: Überspannt der ETF den Bogen?
Der Siegeszug der CME in Sachen Bitcoin Futures zeigt auch die wachsende Bedeutung des traditionellen Finanzsektors in Sachen Bitcoin. Noch vor wenigen Jahren prallten da Welten aufeinander, mittlerweile scheinen sie immer weiter ineinanderzufließen. Die Rekordnachfrage nach dem ProShares Bitcoin Strategy ETF, des ersten Futures-basierten Bitcoin ETF in der US-Börsengeschichte, zeigt das eindrucksvoll. Bereits nach zwei Tagen handelnden die Anleger an der New Yorker Wertpapierbörse $BITO im Wert von über einer Milliarde US-Dollar. Das hat es in der Geschichte der New York Stock Exchange noch nie gegeben.
Wie Bloomberg derweil berichtet, kann ProShares die gigantische Nachfrage nach seinem Indexfonds möglicherweise bald nicht mehr bedienen, da die Terminkontrakte die der Verbriefung zugrunde liegen, zur Neige gehen. Nach Recherchen des Wirtschaftsmagazins können einzelnen Unternehmen nicht mehr als 2.000 Verträge für einen Monat gleichzeitig zeichnen; aktuell hält BITO 1.900. Ad-hoc hat $BITO wohl weitere Verträge hinzugekauft, die im November auslaufen. Das könnte allerdings dazu führen, dass der ETF den Bitcoin-Kursverlauf nicht mehr einwandfrei nachbilden kann.
Es lässt sich nicht leugnen: Bitcoin wirbelt den Finanzsektor dieser Tage ziemlich durcheinander.