Innovativ, frech, genial: Das Berliner Startup Lition will die konservative Energiebranche aufmischen – mit erneuerbaren Energien und der Blockchain. Richard Lohwasser gründet das Unternehmen 2018 zusammen mit einem Partner.
Es wird das Vorzeige-Startup der deutschen Krypto-Branche. Im August 2021 zählt es circa 20.000 Kunden, blickt auf einen Jahresumsatz von circa 20 Millionen Euro. Renommierte Investoren wollen mit saftigen Beiträgen einsteigen.
Einen Monat später wirft der Gründer den Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Charlottenburg ein. Lition ist pleite – eines der ersten Opfer der weltweiten Energiekrise.
Wie geht man mit so einem Rückschlag um? Darüber sprachen wir mit Richard Lohwasser. Die ganze Geschichte lest ihr in der kommenden Ausgabe 5 (Mai) des BTC-ECHO-Magazins.
BTC-ECHO: Lition war bis 2021 auf Erfolgskurs, nach schwierigen Anfängen. Und dann, zack, werdet ihr ein Opfer der Energiekrise. Wie verarbeitet man sowas?
Richard Lohwasser: Meine Familie gab mir Halt. Die war wie ein Fels in der Brandung für mich da, obwohl ich sie sicherlich in den Jahren zuvor auch vernachlässigt habe. Das möchte ich jedem Gründer sagen: Am Ende des Tages sollte man nie seine Familie für die Firma opfern.
Andererseits bin ich ein sehr rationaler Typ. Ich habe alles durchanalysiert und gesehen: Das ist ein Black-Swan-Event. Seit der Ölkrise in den 1970ern war die Preisentwicklung nicht so extrem. Keiner wollte wahrhaben, was da gerade passiert.
BTC-ECHO: Was für Lehren nimmst du aus der Erfahrung mit Lition mit?
Richard Lohwasser: Sei dir niemals sicher, dass du es geschafft hast. Und unterschätze niemals eine Insolvenz. Viele wissen nicht: In zwei Drittel aller Fälle kommt es in Deutschland zu einer Insolvenzverschleppung, weil Gründer den Antrag zu spät stellen. Er muss drei Wochen eingereicht werden, bevor du deine letzte Rechnung nicht mehr zahlen kannst.
Bei einer Insolvenzverschleppung haftest du als Geschäftsführer mit deinem Privatvermögen und bist mehrere Jahre in der Position nicht mehr einstellbar. Im schlimmsten Fall kriegst du fünf Jahre Gefängnis. Wir hatten Glück, das uns Leute außerhalb der Gründerszene rechtzeitig davor gewarnt haben.
BTC-ECHO: Reden wir nicht genug über das Scheitern?
Richard Lohwasser: Nein. In der Gründerszene redet kaum jemand über Misserfolge. Ich glaube, das liegt auch ganz stark an Social Media. Unsere Kommunikation verflacht dort. Auf Linkedin schreiben alle immer nur, wie gut alles gerade bei ihnen läuft. Aber das Scheitern gehört zum Leben dazu.