Wir schreiben das Jahr 2020. Dagmar wohnt in Stuttgart und ist 63 Jahre alt. Vor zwei Jahren ist ihr Ehemann nach langer Krankheit verstorben. Mitten in der Corona-Pandemie arbeitet die Controllerin von zu Hause, ist oft allein. Als sie über die Social-Media-Plattform LinkedIn eine Nachricht von dem 45-jährigen Kelly bekommt, freut sie sich besonders: “Ich war geschmeichelt – ein wirklich schöner Mann spricht mich an”, erklärt Dagmar in einer Dokumentation des ZDF.
Aus einem harmlosen Small Talk werden bald unzählige Nachrichten, in denen sie sich näher kennenlernen. Kelly behauptet, Unternehmer zu sein und aktuell in Kambodscha Straßen zu bauen, schickt der 63-Jährigen regelmäßig “Beweisfotos” von seiner Arbeit. Bald wolle er nach Europa reisen. Er hoffe, Dagmar dann persönlich zu treffen. Schnell ist von Liebe die Rede, Kelly macht Dagmar sogar einen Heiratsantrag. Die 63-Jährige freut sich über die Aufmerksamkeit, die sie schon so lange nicht mehr erfahren hatte: “Aus Erstaunen wird ganz schnell Liebe, das war ein schönes Gefühl.”
Als Kelly klagt, er sei überfallen worden und habe dadurch 55.000 US-Dollar verloren, überlegt die Stuttgarterin nicht zweimal: Sie will ihm helfen. “Ich habe ihm auf verschiedene Banken in Deutschland Geld überwiesen, jeweils 10.000 Euro.” Doch damit nicht genug: Kelly verlangt auch Zahlungen in Kryptowährung. Über lediglich vier Monate schickt Dagmar dem vermeintlichen Unternehmer insgesamt knapp 120.000 Euro. Der 45-Jährige fragt immer wieder nach Geld, bis Dagmar selbst kurz vor dem finanziellen Ruin steht. Sie wird misstrauisch und fängt an zu recherchieren. Ihr wird klar: Sie ist einem Romantikbetrüger zum Opfer gefallen. “Da ist mir schlecht geworden”, erinnert sich Dagmar zurück.
Das Spiel mit Krypto und den Gefühlen
Auch Kriminaldirektor Harald Schmidt, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, ist mit den Maschen der Romantikbetrüger:innen vertraut. “Scammer werden immer perfider”, erklärt Schmidt gegenüber BTC-ECHO. “In Online-Partnerbörsen oder auch in sozialen Netzwerken sind sie auf der Suche nach potenziellen Opfern. Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden diese mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeit überhäuft – und zwar einzig und allein mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.”
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