"Krypto-Winter, keine Krypto-Eiszeit" War 2022 das Krypto-Jahr der Katharsis?

Wissenschaftler und Krypto-Experte Prof. Dr. Philipp Sandner wirft einen Blick auf die Zahlen des vergangenen Jahres und sieht neben Pleiten auch viel Potenzial.

Tim Reindl
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Bitcoin Winter

Beitragsbild: Shutterstock

| An den Märkten ist es kalt – in einer Krypto-Eiszeit befinden wir uns aber nicht, meint der Krypto-Experte

“Die Zeiten, in denen VCs massenhaft billiges Geld an Projekte verteilten, sind vorbei”, schreibt Prof. Dr. Philipp Sandner in einem Artikel für Forbes. Darin zieht er die Bilanz des letzten Jahres und erklärt, warum die Krypto-Branche nach einem turbulenten Jahr 2022 längst nicht so schlecht dasteht, wie es die aktuelle Stimmung vermuten lässt. Zunächst einmal: Dass das Krypto-Jahr 2022 von einer Vielzahl von Krisen und Problemen geplagt war, ist nicht von der Hand zu weisen. Große Player meldeten Insolvenz an. Terra Luna, Celsius, 3AC und FTX rissen durch ihre Pleiten die Branche und damit die Kurse mit sich in die Tiefe. Ganz zu schweigen vom entstandenen Schaden bei den Anleger:innen. Die Marktkapitalisierung des Krypto-Gesamtmarkts brach um 60 Prozent ein. Der Bitcoin-Preis fiel auf 16.000 US-Dollar.

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Auch Philipp Sandner erkennt die Krisen des letzten Jahres an, sieht darin aber auch einige Chancen. “Auch wenn die enormen Kurseinbrüche der bekannten Kryptowährungen Stoff für aufmerksamkeitsstarke Schlagzeilen sind, so spiegeln sie doch vor allem die öffentliche Anlegerstimmung wider[…]. Dies soll nicht heißen, dass das jüngste bärische Ereignis, der Untergang von FTX, keine äußerst nachteiligen Auswirkungen auf die gesamte Branche haben wird. Zweifellos wird es eine Welle von Konkursen bei Unternehmen geben, und viele Projekte mit schwacher Finanzausstattung werden scheitern”, so Sandner.

Vor allem appelliert er an die Akteure aus der Branche, ihre Lehren aus den Ereignissen zu ziehen und in Zukunft eine gesündere Regulierung, ein besseres Risikomanagement und eine angemessene Rücklagenpolitik zu forcieren. Wie viele andere sieht Sandner in 2022 auch eine Art Jahr der Katharsis, in dem sich der Markt von einigen seiner schwarzen Schafe befreit hat und in Zukunft mit “mehr Kontrolle und weniger Gier” gut beraten ist.

Wie performten DeFi, NFTs und Co.?

Ein Blick in die Entwicklung der Investitionssummen zeigt eine klare Trendwende zur Jahresmitte. Ein wenig Balsam auf die Wunden verspricht ein Vergleich mit dem Vorjahr. Wie performten ausgewählte Teilbereiche?

DeFi: Mit fast 1,8 Milliarden US-Dollar hat die DeFi-Branche in den ersten sechs Monaten 2022 mehr Mittel aufgebracht als im gesamten Jahr 2021. Im Juni verzeichnete die Branche einen sprunghaften Anstieg der Finanzierung von 224 auf 624 Millionen US-Dollar. Die Vermutung liegt nahe, dass der Zusammenbruch einiger CeFi-Projekte dabei eine wesentliche Rolle spielte. Besonders stark gefördert wurden dezentralen Börsen, Protokolle zur Vermögensverwaltung und Ertragssteigerung sowie Stablecoin-Projekte.

CeFi: Im ersten Halbjahr konnten CeFi-Projekte noch größere Investitionssummen einwerben. Die Hoffnung lag dabei auf den Potenzialen nutzerfreundlicher Modelle, die Onboarding-Hürden abbauen und neue Krypto-Kunden akkumulieren. In den ersten sechs Monaten hat der CeFi-Sektor mit über 10 Milliarden US-Dollar die höchsten Investitionen angehäuft. Nach den Pleiten um Terra und Co. brachen diese schlagartig ein.

NFTs: Der NFT-Bereich gehört zu den klaren Verlierern des vergangenen Jahres. “Da NFTs zu den spekulativsten Anlagen innerhalb des Krypto-Marktes gehören und wir uns in einem extrem ungünstigen Umfeld für risikoreichere Anlagen befinden, waren NFTs im dritten Quartal dieses Jahres mit den wenigsten Transaktionen überhaupt die klaren Verlierer”, so Sandner.

Wird der Krypto-Winter milder als gedacht?

Trotz Bärenmarkt und einer komplizierten makroökonomischen Lage stimmt ein zweiter Blick den Wirtschaftswissenschaftler verhalten optimistisch: “Obwohl das aktuelle Marktumfeld auf den ersten Blick extrem düster erscheint, zeigen die Zahlen auf den zweiten Blick ein anderes Bild, zumindest vorübergehend. Auch wenn die Turbulenzen an den Märkten nur wenige unberührt lassen, wird das Motto #BUIDL weiterhin konsequent verfolgt. Die finanziellen Mittel lassen es zu und die Finanzierung und Entwicklung hinter den Kulissen erreicht zumindest in der ersten Jahreshälfte kontinuierlich neue Höchststände. Die Schöpfer und Gründer dezentraler Systeme sind nach wie vor davon überzeugt, dass DLTs das Potenzial haben, viele Bereiche unseres täglichen Lebens positiv zu verändern.”

Bevor der nächste Krypto-Sommer zu erwarten ist, braucht es für Sandner jedoch mehr “kryptofreundliche” Rechtssicherheit und günstigere makroökonomische Rahmenbedingungen. Denn, so der Krypto-Experte, “das makroökonomische Umfeld macht es […] äußerst schwierig, die Finanzierung und das Transaktionsvolumen im gleichen Tempo wie in den vergangenen Quartalen fortzusetzen.

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