Während Europa und die USA noch mit dem Für und Wider einer digitalen Staatswährung (CBDC) ringen, hat man in China bereits Fakten geschaffen. Die People’s Bank of China (PBoC) hat in manchen Regionen schon vor einigen Monaten mit der Herausgabe ihrer CBDC begonnen. Viele Beobachter sehen darin einen Versuch Chinas, langfristig die Hegemonie des US-Dollars im Welthandel anzugreifen. Doch offenbar soll der Digitale Renminbi auch ein anderes Monopol stürzen, nämlich das der in China überaus populären Bezahldienste Alipay und Tenpay von den Mega-Konzernen Alibaba beziehungsweise Tencent.
Das haben Insider gegenüber dem Finanznachrichtenportal Financial Times bestätigt.
Es geht um die Rolle einer digitalen Währung für den inländischen Einzelhandel. Sie wollen einheitlichere Wettbewerbsbedingungen für die Banken. Massenzahlungen werden bislang von Alibaba und Tencent dominiert, während die Banken im elektronischen Zahlungsverkehr weniger aktiv sind,
zitiert die FT einen leitenden Angestellten der Hong Konger Finanzmarktaufsicht (Hong Kong Monetary Authority), der mit der „Denkweise der PBoC vertraut“ sei.
PBoC jagt mit CBDC die Geister, die sie rief
Tatsächlich ging in China laut Daten von iResearch im vergangenen Jahr beinahe jeder mobile Bezahlvorgang – Kreditkarten ausgenommen – über die Apps von Alipay und Tenpay.
Der Asienbeauftragte einer „großen internationalen Bank“ hält diesen Umstand indes für hausgemacht. Er sieht die Schuld bei Zhou Xiachuan, dem ehemaligen Vorsitzenden der PBoC. Dieser habe Tencent und Alibaba nicht rechtzeitig an die Kandare genommen, im Gegenteil:
Sie [Tencent und Alibaba] haben von der PBoC Vorzugsbehandlung erhalten. Alle Banken und die CBRC [China Banking Regulatory Commission] beschwerten sich. Jetzt ist es unglaublich schwierig, sie im Zaum zu halten.
Industrie als neuer Wachstumsmarkt für mobiles Bezahlen – bald auch mit CBDC?
Während der Markt für auf Konsumenten zugeschnittene mobile Bezahllösungen seit 2013 mit dem rasanten Wachstum von E-Commerce aufzublühen begann, ist er nun – nach Auffassung von iResearch – nahezu saturiert. Dafür gebe es im industriellen Bereich noch viel Beinfreiheit:
Das explosive Wachstum der Offline-QR-Code-Zahlungen begann 2017. […] Die dritte Periode begann 2019 und wird von industriellen Zahlungen angetrieben. Online- und Offline-Zahlungen, die von einzelnen Benutzern getätigt werden, begannen stetig zu wachsen, da der Verkehr seinen Höhepunkt erreicht hatte. Mit dem raschen Aufstieg des industriellen Internets hat sich die industrielle Zahlung allmählich zu einem neuen Treiber für mobile Zahlungen entwickelt.
Im Jahr 2013 betrug das Volumen von mobile Payments noch 1,2 Billionen Renminbi (umgerechnet rund 145,8 Milliarden Euro). Nun prognostizieren die Analysten von iResearch für 2020 ein Transaktionsvolumen von insgesamt über 249 Billionen Renminbi (über 30 Billionen Euro).
Es ist davon auszugehen, dass China mit seiner CBDC diese Entwicklung weiter befeuern wird.