Der Bitcoin-Cash-Bürgerkrieg: ABC vs. SV

Bitcoin Cash steht kurz vor seiner nächsten Hard Fork, doch in den eigenen Reihen herrscht Uneinigkeit. Zwei Lager stehen sich gegenüber: Bitcoin Cash ABC und Bitcoin Cash Satoshi Vision. Wer kann die Hard Fork für sich entscheiden?

Alex Roos
von Alex Roos
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Beitragsbild: Shutterstock

Die Seiten erhalten ihren Namen von der jeweiligen Implementierung, die ihre Vision vertritt. ABC ist bisher die populärste Node-Implementierung in Bitcoin Cash. Unter der Führung von Amaury Sechet forkte sich letztes Jahr Bitcoin Cash von Bitcoin weg. Damals wollte man die Entscheidung in der Skalierungsfrage den Minern überlassen anstatt den Entwicklern oder Nutzern. Diese Meinungsverschiedenheit fand ihren Ausdruck in der User Activated Soft Fork (UASF) und der Hard Fork Bitcoin Cash.

Nach der ersten Hard Fork am 1. August 2017 begann die Bitcoin Cash Community sich mit dem Gedanken der Hard Forks anzufreunden. Man traf den Beschluss, alle sechs Monate eine Hard Fork durchzuführen. Mitte Mai 2018 war es dann auch wieder soweit: Bitcoin Cash forkte zum zweiten Mal. Die Blockhöhe fand ihr neues Limit bei 32 Megabyte und einige OP_Codes wurden wieder aktiviert. Mit den OP_Codes gewinnt BCH an Funktionen und ermöglicht beispielsweise soziale Netzwerke auf der BCH Blockchain. Damals waren sich noch alle einig. Doch heute, Mitte November 2018, hat sich die Situation dramatisch gewandelt.

Bürgerkrieg in Bitcoin Cash

Tatsächlich kann man von einem Drama sprechen, wenn man die Entwicklungen in der Bitcoin Cash Community mitverfolgt. Alles begann mit dem von Amaury Sechet vorgeschlagenen Preconsensus, der die BCH Community entzweite. Man würde sich von der Vision Satoshis entfernen und nicht mehr die Prinzipen des White Papers einhalten, hieß es von der Opposition. Doch damit nicht genug, die generelle, experimentierfreudige Haltung Sechets gegenüber Bitcoin Cash trifft auf Widerstand. Dieser Widerstand vereinigt sich unter dem Namen „Satoshi Vision“ oder kurz SV. Auch die kanonische Sortierung von Transaktionen (CTOR) findet keine Freunde bei SV. So stehen sich nun zwei Lager innerhalb der BCH Community gegenüber: ABC vs. SV.

Alte Kameraden scheinen nun Todfeinde zu sein. Roger Ver und Craig Wright sind keine Freunde mehr. Auf dem Bitcoin.com YouTube Channel verliest Roger Ver die offizielle Kriegserklärung von nChain Lead Scientist Craig Wright. Wright lässt keinen Zweifel zu: Er möchte nicht, dass die vorgeschlagenen Änderungen von ABC ihren Weg in das BCH-Protokoll finden.

Es kann nur einen Gewinner geben in diesem Kampf der Visionen. Wright ist dafür auch bereit, monetäre Verluste hinzunehmen. In seinen Äußerungen geht Wright soweit, Drohungen bezüglich ABC zu äußern – mit einer größeren Hashrate will er nach der Hard Fork ABC angreifen und leere Blöcke minen, damit Transaktionen nicht bestätigt werden. Dies nennt man auch Sharkmining. Diese Drohung ist sogar ernst zu nehmen, da SV aktuell zwischen 76 Prozent und 83 Prozent der gesamten Bitcoin Cash Hashrate für sich beanspruchen kann.

 

Die Unterschiede zwischen BCH ABC und BCH SV

Was sind denn nun die Unterschiede zwischen ABC und SV? Eine detaillierte Auflistung und jeweils eine Erklärung findet sich bei Coin.Dance. In kurze Listen zusammengefasst:

Bitcoin Cash – ABC:

  • Canonical Transaction Ordering (CTOR) anstatt Topological Transaction Ordering (TTOR)
  • Mindestgröße von Transaktionen auf 100 Byte
  • Push-Only für scriptSig
  • Aktivieren von OP_CHECKDATASIG und _CHECKDATASIGVERIFY (DSV)
  • Clean Stack benötigt

Bitcoin Cash – SV:

  • Erhöhen der Blockgröße zu 128 Megabyte
  • Reaktivierung der OP Codes MUL, SHIFT, INVERT
  • Restriktionen für Skripte gelockert

Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass SV weniger Änderungen am Protokoll vornehmen möchte. Ein Fakt, der vielen Anhängern der Vision Satoshis zusagt. Außerdem sind gerade CTOR und DSV vielen ein Dorn im Auge, handelt es sich doch um tiefe Eingriffe in das BCH-Protokoll.

Hat CSW doch Recht?

So unsympatisch einem die Art von Craig Wright vorkommen mag, in der BCH Community findet er viele Anhänger. Sein so selbstbewusst proklamierter Ansatz steht in Linie mit der ursprünglichen Version von Bitcoin.

Gegen ABC spricht noch die plötzlich umgekehrte Richtung, dass die Miner nun doch nicht das Sagen bei Protokolländerungen haben. Hatte man sich 2017 doch gerade mit dieser Begründung von BTC losgesagt, so scheint diese Rechtfertigung nicht mehr zu dienen. SV hat deutlich mehr Hashrate als ABC.

Auch ein Blick auf /r/btc erinnert an die Debatte von 2017. Damals beklagte Roger Ver die Zensur der Moderatoren auf /r/bitcoin gegenüber großen Blöcke und Bitcoin Cash. Doch heute findet sich eben diese Zensur gegenüber Craig Wright auf /r/btc wieder. Ein Umstand der nicht gerade positiv auf ABC und die Moderation von /r/btc blicken lässt.

Ein Spektakel, wie man es noch nie sah

Das Drama um Bitcoin Cash liefert eine willkommene Ablenkung in Zeiten, in denen sich der Bitcoin-Kurs nur seitwärts bewegt und das Lightning Network nach wie vor zwölf bis 18 Monate auf sich warten lässt. Einen Hash-Krieg, wie ihn Craig Wright ausgerufen hat, hat es in der Bitcoin-Welt noch nie gegeben. So werden nun auch die BTC-Anhänger wieder auf Bitcoin Cash aufmerksam und verfolgen, vielleicht schadenfroh, den Hahnenkampf auf der Blockchain. Bis man selbst den ein oder anderen Coin aus der Hard Fork verkauft, empfiehlt es sich zu warten, bis sich der Staub gelegt hat.

Wer die Hard Fork für sich entscheiden kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. In Führung liegt gerade Satoshi Vision. Gibt ABC den Kampf auf, bevor er begonnen hat? Oder wird man den ersten Hash-Krieg der Geschichte sehen? Ab dem 15. November um 17:40Uhr ist der Ring eröffnet. Möge der Bessere gewinnen.

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