Bitcoins CO₂-Bilanz Der Aktienmarkt ist klimaschädlicher als Bitcoin

Eine Studie gibt Aufschluss über die CO₂-Bilanz von Bitcoin-Investments im Vergleich zu Investitionen in den SP500. Wie grün ist Bitcoin wirklich?

David Scheider
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Bitcoin Mining

Beitragsbild: Picture Alliance

Mit der Klimabilanz von Bitcoin ist es so eine Sache. Während sich der Stromverbrauch des größten dezentralen Netzwerks der Welt recht gut ermitteln lässt, ist es um Schätzungen den CO₂-Ausstoß betreffend deutlich schlechter bestellt. Schließlich ist Mining ein dezentral organisierter Prozess. Je nachdem, wo die Minen stehen, ziehen die Unternehmen unterschiedliche Energiequellen für das Hashing heran. Außerdem lassen sich die Miner nicht gerne in die Karten schauen; man weiß also nicht genau, ob das Gros des für die Sicherung des Netzwerks aufgewendeten Stroms von erneuerbaren oder fossilen Energiequellen stammt.

In Zahlen ausgedrückt: Nach Daten des Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index verbraucht Bitcoin 127,98 TW/H Strom. Diese Statistik ergibt sich aus tatsächlich öffentlich einsehbaren Daten wie der Mining Difficulty, der Hashrate und den gebräuchlichen Mining-Geräten beziehungsweise deren Energieeffizienz.

CO₂-Bilanz gibt Rätsel auf

Anders sieht es bei der CO₂-Bilanz aus; hier muss man sich auf Schätzungen aus der Wissenschaft verlassen. So kommen die Wissenschaftler Krause und Tolaymat (2018) zu dem Ergebnis, dass Bitcoin lediglich 1,2 bis 5,2 Megatonnen CO₂ pro Jahr ausstößt. Am anderen Ende des Spektrums sitzt die Schätzung von Jiang et. al (2021), die auf einen CO₂-Ausstoß von sage und schreibe 130,50 Mt pro Jahr kommt.

Allerdings, und das ist entscheidend, wurden diese Zahlen in der Literatur bisher nur absolut behandelt und nicht in Relation zu Bitcoins Marktkapitalisierung gesetzt. Die Messung der sogenannten Kohlenstoffintensität ist aber eigentlich Standard bei der Bewertung des ökologischen Fußabdrucks von Assets. Zum Vergleich: Unternehmen, die im wichtigsten Aktienindex der Welt, dem S&P500, zusammengefasst sind, stoßen mit 3.000 Mt CO₂ ein Vielfaches von Bitcoin an Kohlenstoffdioxid aus – hat aber auch etwa die fünfzigfache Marktkapitalisierung.

Bitcoin kann CO₂-Bilanz des Portfolios aufbessern

In einem im November letztes Jahres veröffentlichen Paper machen die Autoren Dirk Baur von der University of Western Australia und Josua Oll von der Universität Oldenburg aber genau das: Sie setzen den Bitcoin-CO2-Ausstoß ins Verhältnis zu seinem Marktwert. Und mehr noch: Die Autoren vergleichen in dem Papier den Klima-Einfluss von einem 10.000-USD-Bitcoin-Investment mit dem eines gleichwertigen Aktien-Investments. Siehe da: Je nach CO₂-Schätzung kann die Beimischung von Bitcoin den eigenen CO₂-Fußabdruck sogar senken.

Dies geht aus der folgenden Tabellenkalkulation hervor.

Quelle: “Bitcoin investments and climate change: A financial and carbon
intensity perspective
.” https://doi.org/10.1016/j.frl.2021.102575

Bei allen grün unterlegten Feldern verringert die Beimischung von Bitcoin ins Portfolio den ökologischen Fußabdruck. Die Werte im orangen Teil der Tabelle stehen für eine Erhöhung des CO₂-Ausstoßes durch Bitcoin-Diversifikation – abhängig eben davon, wie viel CO₂ Bitcoin nun tatsächlich emittiert.

“Die Tabelle besagt, dass nach diesen Daten die Anlage des Geldes in Bitcoin nur 50-60 Prozent der Klimaauswirkungen einer Anlage in den S&P500 hat”, schreibt Stefan Richter, seines Zeichens Kopf hinter Netpositive.money, einer Initiative, die sich für eine faktenbasierte Auseinandersetzung mit Bitcoins Energieproblematik auseinandersetzt.

Aktienindex schädlicher als Bitcoin

Die Untersuchung leistet einen wichtigen Beitrag zur Klima-Debatte rund um Bitcoin, da sie erstmals Bitcoins Marktkapitalisierung ins Verhältnis zum CO₂-Ausstoß setzt. Außerdem zeigt sie: Traditionelle Anlagestrategien richten häufig noch mehr Schaden an, als BTC-Investments. Oder wie Stefan Richter es im Gespräch mit BTC-ECHO ausdrückt:

Ich glaube, dass für viele Menschen […] Bitcoin in erster Linie ein Investment ist. Der Artikel macht klarer, dass Investments immer auch Externalitäten haben, und schafft insbesondere für die Klimawirkung einen Vergleich mit einem Standardinvestment. Ich finde es im Hinblick auf das vorherrschende Sentiment in Medien und Gesellschaft sehr überraschend, dass nach den besten vorliegenden Daten Bitcoin dabei vermutlich weniger schädlich ist als ein breiter Aktienindex.

Stefan Richter gegenüber BTC-ECHO

Übrigens: Der Klima-Thematik haben wir die Titelstory in Ausgabe 49 des BTC-ECHO Magazins gewidmet.

Disclaimer

Dieser Artikel erschien bereits im Januar 2022. Für die erneute Veröffentlichung wurde er überprüft und entsprechend angepasst.

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