Aus für Bitcoin-Mining? Chris Larsen fordert Änderungen am Konsensmechanismus von Bitcoin

An Bitcoin haftet ein klimaschädlicher Ruf. Ripple-Mitgründer Chris Larsen schlägt deshalb eine radikale Änderung vor.

Daniel Hoppmann
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Verschiedene Mining-Computer sind zusammengeschlossen.

Beitragsbild: Shutterstock

Der Krypto-Space wächst. Dass sich sowohl Politik und Wirtschaft inzwischen ernsthaft mit den digitalen Assets auseinandersetzen, ist unter anderem den enormen Kursverläufen geschuldet, die diverse Kryptowährungen in den vergangenen Monaten verzeichnet haben – die jüngste Abverkaufswelle einmal ausgenommen.

Mit wachsender Aufmerksamkeit nimmt natürlich auch die Zahl der Kritiker zu. In puncto Klimaschutz wird immer wieder gegen Krypto-Projekte, deren Protokolle auf dem Proof-of-Work-Prinzip (PoW) aufgebaut sind, ausgeteilt. Der bekannteste Vertreter ist hier der Branchenprimus Bitcoin, denn der derzeitige jährliche Stromaufwand für den Betrieb des Bitcoin-Netzwerks liegt bei etwa 110 Terawattstunden (TWh). Das entspricht dem Energiebedarf von 27,5 Millionen vierköpfigen Haushalten. Und obwohl ein Großteil des Stroms aus ökologischen Energieträgern gewonnen wird, könnte ein Festhalten am PoW-Konsensverfahrens einen Nachteil für die Adoption von Bitcoin bedeuten.

PoW-Konsensmechanismus ist “veraltet”

Das meint zumindest Chris Larsen. In einem Blogbeitrag teilte der Ripple-Mitgründer seine Meinung zum Bitcoin-Konsensmechanismus mit und lieferte direkt eine mögliche Lösung. Wenngleich sich viele Akteure des Krypto-Space dazu verpflichtet hätten, zu 100 Prozent klimaneutral zu sein, sei dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel mehr müsse man sich innerhalb des Bitcoin-Netzwerks darüber Gedanken machen, ob nicht eine Umstellung des Konsensverfahrens von PoW hin zu klimafreundlicheren Methoden wie Proof-of-Stake (PoS) oder Federated Consensus eine bessere Alternative böten.

Das PoW-Verfahren von Bitcoin sei einfach veraltet, so Larsen. Er wolle damit nicht den Use Case der Kryptowährung bemängeln, sondern nur die dahinterstehende Proof-of-Work-Technologie. Genauer schreibt er:

Wir sollten PoW als das sehen, was es ist – eine brillant konzipierte Technologie, die in der heutigen Welt veraltet ist. Das bedeutet jedoch in keiner Weise, dass Bitcoin und andere PoW-Kryptos selbst veraltet sind.

Chris Larsen auf medium.com

Der Krypto-Boom ließe sich vor allem auf den Einstieg institutioneller Investoren zurückführen. Gleichzeitig verpflichteten sich immer mehr Unternehmen dazu, Klimaschutzmaßnahmen auszuarbeiten und einzuhalten. Der Ripple-Mitgründer glaubt nun, dass Firmen von Verbraucher- oder Regierungsseite unter Druck geraten könnten, um die eigenen PoW-Krypto-Bestände zu reduzieren.

Chris Larsen: “Bitcoin-Verfechter ‘greenwashen’ das Problem weg”

Larsen geht in seinem Brief auch auf die Argumente der Gegenseite ein, die an dem bisherigen Konzept festhält. Zumeist begründen Verfechter des PoW-Verfahrens, dass durch den genutzten Konsensmechanismus ein großer Teil an ungenutzter Energie verbraucht werde, die andernfalls verloren gehe. Der Ripple-Mitgründer lässt dieses Argument zwar zu, seines Erachtens werde diese Nutzung bald jedoch nicht mehr möglich sein, da bereits an anderen Einsatzmöglichkeiten geforscht werde.

Des Weiteren sei das Argument, dass PoW den Markt der erneuerbaren Energien ankurble, “fadenscheinig”. So seien große Solar- oder Offshore-Windkraftanlagen bereits heute wirtschaftlich sehr attraktiv. Als Beispiel nennt Larsen hier Next Era Energy, die sich zum drittgrößten Energieunternehmen der USA entwickelt hätten.

Auch könne die Begründung, dass PoW auf ein unbegrenztes globales Angebot von erneuerbaren Energieträgern zurückgreife, nicht für die Zukunft gelten. Larsen glaubt, dass etwa die Stahl-, Transport- oder Agrarindustrie ebenfalls demnächst den Wechsel auf grüne Energien vollziehen werde. Bitcoin und Co. bräuchten im Prinzip keine bedeutende Menge an Energie, um zu funktionieren. Die vorher genannten Industriezweige jedoch schon.

Lösungsansatz auf Bicoin nur schwer anwendbar

Larsens Argumentation klingt in vielen Punkten schlüssig und ist bestimmt auf einige PoW-Kryptowährungen anwendbar. Bei Bitcoin allerdings gestaltet sich die Sache dennoch schwierig. PoW bildet den fundamentalen Kern des Bitcoinnetzwerkes, weshalb es eben jene wertspeichernden Eigenschaften hat, für die es viele schätzen. Wenn der Konsensmechanismus nicht mehr auf Energiezufuhr basiert, könnten diese Eigenschaften verloren gehen. Bei einer Umstellung würde Bitcoin eines seiner wichtigsten Schutzschilde vor Angriffen ablegen. Zudem ist es fraglich, ob solche Maßnahmen überhaupt Anklang im Bitcoin-Netzwerk fänden. Kaum ein Miner würde dem wohl zustimmen.

Wie in vielen anderen Bereichen der Wirtschaft wird der zukünftige Erfolg wohl auch im Krypto-Sektor davon abhängen, wie schnell und intensiv erneuerbare Energien ausgebaut werden können. Ein hoher Energiebedarf bedeutet nämlich nicht gleich einen hohen CO2-Ausstoß. Hier muss auch die Politik in die Verantwortung genommen werden, um mehr Anreize zu schaffen.

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