Das Rezept auf der Blockchain
Aus Sorge vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus meiden viele Menschen den Gang zum Hausarzt. Digitale Lösungen könnten zumindest einen Teil der Arztbesuche ersetzen. Bislang sucht das Gesundheitsministerium allerdings noch nach einheitlichen Standards, beispielsweise für das Ausstellen oder Erneuern von Rezepten auf digitalem Weg. Die Gewährleistung des Datenschutzes ist bei der Suche nach dem E-Rezept-Standard von zentraler Bedeutung.
Dezentral ist dagegen der Ansatz des Blockchain-Unternehmens Spherity, der das Papierrezept in den -korb verbannen will. Das System soll Blockchain-agnostisch sein und sieht die Einführung von drei unterschiedlichen digitalen Identitäten vor: Ärzte setzen als „Issuer“ (Herausgeber) ihre digitale Signatur unter ein E-Rezept, das die Patientin („Zertifkate-Holder“) von der Apotheke („Verifier“) lassen. Die wenigen Daten, die auf der DLT von Spherity landen, dienen beispielsweise der Erstellung eines Entwertungsregisters für E-Rezepte.
Spherity, das nach eigenen Angaben bereits über Partnerschaften in der Pharmabranche verfügt und mit dem Betreiber einer „großen Online Apotheke“ im Gespräch ist, sucht nun für einen Feldversuch nach Kooperationspartnern aus den Bereichen Krankenversicherung und Arzt-Software.
Corona-Tracking ohne Überwachungsstaat
So wichtig das rasche Nachvollziehen von Infektionswegen für die Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ist, so laut sind die Bedenken der Datenschützer. Freiwilligkeit hin, Staatstrojaner her: Die Aussicht, seine Bewegungs- und/oder Gesundheitsdaten an zentrale und potenziell angreifbare Server zu schicken, macht nicht jeden zum überzeugten Corona-Fighter.
Abhilfe will das Big-Data-Unternehmen Iunera schaffen. Iunera will die Datenübermittlung ohne Drittpartei ermöglichen. So sollen Kontakte mit möglichen Infizierten über Blutooth erfasst werden, der Datenaustausch soll anonym und ohne die Einbindung von Drittparteien erfolgen. Iunera sucht nun nach Partnern, um das Projekt, das bislang nur als fertiges Konzept exisitert, aus der Taufe zu heben.
Suche nach Covid-19-Mustern
Das Unternehmen Arxum widmet sich einem spezifischeren Corona Use Case für die Blockchain–Technologie. Auch hier geht es um die sichere Übermittlung von Patientendaten – diesmal unter Krankenhäusern. Mittels Smart Contracts sollen Daten von Covid-19-Patienten wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen erfasst und zwischen den Kliniken ausgetauscht werden. Dadurch sollen typische Krankheitsverläufe schneller erkannt werden können.
Safe the Stammkneipe: Programmierbare Gutscheine via Blockchain
Um Geschäfte, die wegen der staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen nun um ihre Existenz bangen müssen, will sich indessen die Initiative Digitaler Gutschein-Euro (dGE) kümmern. Kunden und Konsumenten erwerben von den lokalen Geschäften, die sie unterstützen möchten, Gutscheine auf Blockchain-Basis. Die gebeutelten UnternehmerInnen sollen so dringend benötigte Liquidität bekommen. Als nächsten Schritt soll laut Bitkom ein bundesweiter Wettbewerb ausgerufen werden, um eine Modellregion für das blockchainbasierte Gutschein-System zu ermitteln.
Blockchain für Flüchlings-Lager
Zuletzt stellt Bitkom das Projekt Building Blocks des Unternehmens Datarella vor. Building Blocks hat sich der transparenten Verteilung von Hilfen an Geflüchtete in Camps verschrieben. Das Projekt ist bereits seit 2017 aktiv und arbeitet mit der UN und dem World Food Programm zusammen. Nachdem sich das System in einem Flüchtlingslager in Jordanien bewährt hat, hat Building Blocks zu Jahresbeginn das erste Flüchtlingslager in Bangladesh in das System aufgenommen. Angesichts der Corona-Virus-Pandemie bietet Building Blocks den Geflüchteten zudem die Möglichkeit, kontaktlos zu bezahlen.