In diesem Artikel erfährst du:
- Wie hoch der Marktanteil von Bitcoin am Kryptosektor derzeit ist
- Was die Gründe für die anhaltende Bitcoin-Stärke sind
- Wieso Altcoin-Anleger zunehmend frustriert sind
- Welche Anzeichen es für eine baldige Altcoin-Season gibt
- Warum nicht jeder Anleger Altcoins kaufen sollte
Die Bitcoin-Dominanz hat im Mai 2025 mit knapp 65 Prozent den höchsten Stand seit 2021 erreicht. Institutionelles Geld flutet den Markt, doch bleiben Altcoins in diesem Bull Run auf der Strecke? Erfahre, weshalb Bitcoin zwar derzeit den Ton angibt, aber es für eine Bitcoin-Only-Strategie dennoch der denkbar ungünstigste Zeitpunkt sein könnte.
Bitcoin so stark wie zuletzt vor 53 Monaten
Die Macht von Bitcoin über den Kryptomarkt scheint unaufhörlich zu wachsen. Mit einem Marktanteil, der aktuell im Bereich zwischen 60 und 65 Prozent schwankt, vereinnahmt die älteste Kryptowährung fast zwei Drittel des gesamten Sektors für sich. Bei Ausschluss von Stablecoins liegt die faktische Bitcoin-Dominanz sogar bei knapp 70 Prozent.
Zum besseren Verständnis: Die Bitcoin-Dominanz beschreibt den prozentualen Anteil der Marktkapitalisierung von Bitcoin im Vergleich zum gesamten Kryptomarkt. Eine simple Rechnung: Man teilt den Gesamtwert aller Bitcoins im Umlauf durch den Wert des gesamten Kryptomarktes und multipliziert das Ergebnis mit 100. Diese Kennzahl gilt als wichtiger Indikator für die Marktstimmung und die Kapitalflüsse innerhalb des Kryptosektors.
Am 7. Mai 2025 erreichte dieser Wert mit genau 65,38 Prozent den höchsten Stand seit dem 22. Januar 2021. Damit war Bitcoin in den vergangenen vier Jahren bzw. genauer gesagt 53 Monaten nie marktbeherrschender als derzeit. Alle Bitcoin-Maximalisten werden sich bestätigt fühlen in ihrer Ansicht, dass BTC die einzig wahre Kryptowährung ist.
Altcoin-Sektor weit unter den Erwartungen
Viele Altcoin-Anleger dürften indes bislang vom Verlauf dieses Zyklus sehr enttäuscht sein. Bekannte Kryptowährungen wie Ethereum und Cardano, aber auch Memecoins wie Dogecoin oder Shiba Inu, haben es bislang nicht geschafft, neue Rekordmarken zu setzen, während Bitcoin sein Hoch aus dem vergangenen Zyklus inzwischen schon um knapp 60 Prozent überschritten hat. Einige wenige Altcoins, wie XRP oder Solana, konnten zwar zeitweise kurstechnisch Stärke zeigen, sind aber inzwischen auch wieder deutlich im Preis gesunken. Ein Großteil der Bitcoin-Alternativen ist 50, 60 oder auch mehr als 70 Prozent von einstigen Bewertungen entfernt.
Die Erwartungshaltung bei Investoren dürfte eine gänzlich andere sein. Denn eigentlich ist ein typisches Merkmal der Bullenmärkte, dass sich im Laufe des Zyklus die Kapitalzuflüsse zugunsten des Altcoin-Sektors verschieben und es zu einer zeitweisen Outperformance von Bitcoin kommt. Getragen durch die einsetzende FOMO von Retail-Investoren verzeichnete der Altcoin-Sektor 2017/Anfang 2018 und 2021 in wenigen Monaten extremes Wachstum, die Preise vieler Coins vervielfachten sich, ein 10X war keine Seltenheit.
Doch in diesem Zyklus scheint alles anders, dabei gab es noch im November 2024 kurzzeitig Hoffnung für Investoren, dass die erwartete Altcoin-Season beginnt. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump verzeichneten die Bitcoin-Alternativen schlagartig eine starke Nachfrage. Innerhalb von nur zwei Wochen fiel die BTC-Dominanz von 61,5 Prozent auf nur noch 54,5 Prozent. Doch letztlich entpuppte sich der kurze Run bei Ethereum & Co. nur als Strohfeuer, wie die aktuellen Zahlen belegen.
Die treibenden Kräfte hinter der Bitcoin-Stärke
Tatsächlich gibt es nachvollziehbare Gründe für die anhaltende Bitcoin-Stärke und Altcoin-Schwäche in diesem Zyklus.
Der wohl wichtigste Katalysator dieser Entwicklung war die Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs in den USA am 11. Januar 2024. Diese historische Entscheidung der SEC führte zur Zulassung von insgesamt elf Bitcoin-Spot-ETFs, darunter Produkte von Finanztitanen wie BlackRock, Fidelity und Ark Invest. Der Erfolg dieser Finanzprodukte übertraf alle Erwartungen: Innerhalb weniger Monate verzeichneten die neuen Spot-ETFs Nettozuflüsse im zweistelligen Milliarden-US-Dollar-Bereich.
Diese institutionellen Zuflüsse haben die Marktdynamik grundlegend verändert. Anders als bei früheren Bullenmärkten, die hauptsächlich von Privatanlegern getrieben wurden, fließt nun erstmals massiv institutionelles Kapital in den Kryptomarkt – und zwar fast ausschließlich in Bitcoin. Pensionskassen, Hedgefonds und Investmentbanken, die Milliarden in Bitcoin investiert haben, werden dieses Kapital auf absehbare Zeit nicht in spekulativere Altcoins umschichten.
Hingegen ist kein Ende der Zuflüsse in Bitcoin in Sicht, zumindest solange BTC weitere Kursrekorde knackt und keine heftige Korrektur eintritt. Die bisherigen Kursrückgänge bei Bitcoin in diesem Bullenmarkt fallen bemerkenswert gering aus. Wer die teils heftigen Rückschläge vorheriger Zyklen durchlebt hat, dürfte die Abverkäufe in diesem Zyklus sehr gut verkraften. Auch institutionelle Investoren scheinen davon nicht abgeschreckt. So sind etwa im Mai 2025 regelmäßig mehr als 500 Millionen US-Dollar in die ETFs geflossen – pro Tag!
Altcoin-Season: Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen?
Im Altcoin-Sektor sind derzeit hingegen wenige Katalysatoren für eine Kursrallye auszumachen. In früheren Zyklen wurden Altcoin-Seasons auch durch spezifische Innovationswellen angetrieben – wie den ICO-Boom 2017 und die DeFi-Explosion 2020-2021. Solche treibenden Kräfte fehlen im aktuellen Zyklus bisher.
Dennoch ist es längst keine ausgemachte Sache, dass die Altcoin-Season 2025 komplett ins Wasser fällt. Ein Wendepunkt könnte näher sein, als manch enttäuschter Investor derzeit vielleicht zu hoffen vermag.
Der erfahrene Investor und Gründer von Real Vision, Raoul Pal, behauptet sogar, dass die Bitcoin-Dominanz ihren Höhepunkt bereits erreicht hat. Laut Pal deuten tägliche, wöchentliche und monatliche technische Indikatoren auf ein Top hin. Sein Post auf dem Kurznachrichtendienst X stieß auf große Aufmerksamkeit und wurde fast 1 Million mal angesehen.
Besonders bedeutsam sei, so Pal, dass der aktuelle Höchststand der Bitcoin-Dominanz immer noch niedriger ausfalle als jener von 2021, der wiederum unter dem von 2017 lag. Im vergangenen Zyklus erreichte Bitcoin in der Spitze einen Marktanteil von fast 74 Prozent, 2017 waren es sogar knapp 80 Prozent.
Dieses abnehmende Muster bei den Dominanz-Höchstständen könnte nach Meinung des Investors signalisieren, dass Bitcoin langfristig an relativer Marktmacht verliert, selbst wenn die absolute Dominanz weiterhin hoch bleibt. Ist Bitcoin also gar nicht so dominant, wie es den Anschein hat?
Auch der Krypto-Analyst Gert van Lagen erwartet eine baldige Trendwende zugunsten des Altcoin-Sektors, wie er in einem Post auf Binance Square, der Social-Media-Plattform der Kryptobörse, erklärte. Er identifizierte ein bedeutsames technisches Signal: Die Bitcoin-Dominanz sei dabei, aus ihrer 2,5-jährigen steigenden Keilstruktur auszubrechen. Dieser Ausbruch nach unten könnte den Beginn der lange erwarteten Altcoin-Season markieren. Auch der RSI-Indikator gebe Anzeichen für einen Rückgang der Dynamik rund um Bitcoin. Van Lagen stützt seine Analyse damit auf klassische Muster und Indikatoren der technischen Analyse.
Die historische Logik der Altcoin-Seasons
Der typische Zeitplan der Altcoin-Seasons folgte in der Vergangenheit einem erkennbaren Muster, das eng mit dem Halving-Ereignis bei Bitcoin verbunden ist. Die letzte Halbierung der Block-Belohnung für Miner fand im April 2024 statt, und historisch gesehen dauern die darauf folgenden Bullenmärkte etwa maximal 18 Monate.
Damit befände sich der Markt derzeit noch inmitten der bullischen Phase. Betrachtet man frühere Zyklen, so trat die Altcoin-Season typischerweise in der zweiten Hälfte des Bullruns auf, nachdem Bitcoin bereits substantielle Gewinne verzeichnet hatte. Dies könnte bedeuten, dass die Altcoin-Season noch bevorsteht. 2021 startete die Altcoin-Season im Januar des Jahres, 7,5 Monate nach dem Halving im Mai 2020. Im vorherigen Zyklus begann die Rallye im Altcoin-Sektor im März 2017, etwa acht Monate nach dem Halving im Juli 2016. Historisch betrachtet ist die Altcoin-Season damit überfällig, nachdem das letzte Halbierungs-Event nun bereits 13 Monate zurückliegt.
Eine interessante Beobachtung aus früheren Zyklen ist zudem das Muster, das Bitcoin nach dem Verlust von Marktanteilen während einer Altcoin-Season zeigt. In der Vergangenheit hat Bitcoin tendenziell etwa die Hälfte dessen zurückgewonnen, was es während einer Altcoin-Season verloren hatte, bevor eine neue Season begann. Aktuell hat Bitcoin schon einen Anstieg um rund 60 Prozent gegenüber seinem niedrigsten Marktanteil (39 Prozent) des vergangenen Zyklus verbucht. Dieses wiederkehrende Muster könnte ein weiterer Indikator dafür sein, dass sich der Markt am Vorabend einer Umverteilung befindet.
Altcoin-Season frühzeitig antizipieren
Momentan deutet der vielzitierte Altcoin Season Index mit einem Wert von nur 24 Punkten allerdings noch nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Altcoin-Season hin. Für eine echte Altcoin-Season müsste dieser Index laut eigenen Angaben einen Wert von mindestens 75 erreichen. Allerdings gibt es durchaus Kritik an der Bemessungsgrundlage, da die Marktverschiebung zugunsten der Altcoins oftmals erst dann abgebildet wird, wenn diese bereits im vollen Gange ist. Anleger, die sich darauf verlassen, um Altcoins zu kaufen, könnten spät dran sein und potenzielle Gewinne liegen lassen. Im besten Fall werden Altcoin-Käufe noch in der Spätphase der Bitcoin-Rally getätigt, wenn die Kurse noch günstige Einstiegslevel versprechen. Ist dieser Zeitpunkt vielleicht genau jetzt?
Der Gesamtwert des Altcoin-Marktes liegt derzeit bei etwa 1,24 Billionen US-Dollar. Gegenüber den Rekordwerten der Altcoin-Seasons 2021 ist das ein Minus von nur 25 Prozent. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass sich der Altcoin-Sektor gemessen an der Zahl der Kryptowährungen in den vergangenen vier Jahren erheblich vergrößert hat. Würden nur jene Coins berücksichtigt, die bereits vor vier Jahren existierten, dürfte der Rückgang erheblich stärker ausfallen.
Portfolio-Strategie nach Anlegertyp: Wann Bitcoin-Only sinnvoll ist
Ob Anleger mit Blick auf die aktuelle Bitcoin-Dominanz nun Altcoins kaufen oder verkaufen, sollte letztlich aber auch von den eigenen Plänen beim Investieren abhängig gemacht werden. Die optimale Strategie hängt stark vom individuellen Risikoprofil, Anlagehorizont und Marktverständnis ab. Denn Altcoins unterliegen hohen Preisschwankungen und können selbst in Bullenmärkten starke Verluste verzeichnen. Diversifikation bleibt dabei ein grundlegendes Prinzip kluger Investitionen.
Für konservative Anleger, die Kapitalerhalt und moderate Renditen priorisieren, könnte ein Bitcoin-Gewicht von 80 bis 90 Prozent im Krypto-Portfolio sinnvoll sein. Das verbleibende Kapital könnte in etablierte Layer-1-Blockchains wie Ethereum und einige wenige ausgewählte Large-Cap-Altcoins investiert werden.
Anleger mit mittlerer Risikobereitschaft könnten eine ausgewogenere Verteilung von etwa 60 Prozent Bitcoin und 40 Prozent sorgfältig ausgewählten Altcoins anstreben. Diese Strategie ermöglicht stärkere Profite bei potenziellen Altcoin-Rallyes, während Bitcoin weiterhin als solide Basis dient.
Risikofreudige Investoren, die maximale Renditen anstreben und bereit sind, entsprechende Volatilität zu akzeptieren, könnten den Bitcoin-Anteil auf unter 50 Prozent reduzieren und ein diversifiziertes Portfolio von vielversprechenden Altcoins aufbauen. Diese Strategie setzt jedoch ein tiefes Verständnis des Marktes und aktives Management voraus.
Einige Experten, darunter der On-Chain-Analyst Willy Woo, prognostizieren zwar eine langfristige Bitcoin-Dominanz von über 90 Prozent, was einem “Winner-takes-it-all”-Szenario entspräche. Diese extreme Position wird jedoch nicht von allen Experten geteilt und sollte mit Vorsicht betrachtet werden.
Strategisch kaufen lohnt sich
Anstatt kategorisch alle Altcoins abzustoßen oder beizubehalten, ist ein nuancierterer Ansatz empfehlenswert, der auf Marktindikatoren und fundamentale Entwicklungen achtet.
Auf fundamentaler Ebene solltest du nach neuen Katalysatoren für den Altcoin-Sektor Ausschau halten, vergleichbar mit dem ICO-Boom oder der DeFi-Revolution in früheren Zyklen. Solche Innovations- und Adoptionswellen könnten eine nachhaltige Grundlage für eine Altcoin-Rally schaffen.
Die aktuelle Marktphase erfordert Geduld und strategisches Denken. Eine Umstellung auf eine Bitcoin-Only-Strategie genau dann, wenn die Bitcoin-Dominanz mehrjährige Höchststände erreicht, könnte jedoch einem klassischen Anlegerfehler gleichkommen – dem Kauf am Höhepunkt. Die Markthistorie zeigt, dass extreme Werte bei der Bitcoin-Dominanz oft Wendepunkte zugunsten der Altcoins markieren.