Arthur Hayes: Wie der Milliardär investiert

Er hat Bitcoin früh verstanden, Millionen bewegt und ganze Märkte geprägt. Arthur Hayes war Mitgründer von BitMEX, ist Hedgefonds-Manager – und als erster afroamerikanischer Krypto-Milliardär längst eine Legende im Krypto-Space. Doch wer glaubt, Arthur Hayes jage heute noch 100x-Trades hinterher, liegt falsch. Im exklusiven BTC-ECHO Plus+ Interview spricht er über seinen Umgang mit Risiko, die Bedeutung von Geldflüssen, das Comeback gehasster Assets – und warum Geduld wichtiger ist als jede Strategie. BTC-ECHO: Im Internet liest man immer wieder, dass du der erste afroamerikanische Krypto-Milliardär der Welt warst. Stimmt das? Arthur Hayes: Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie hoch mein Vermögen ist. Es ist mir auch egal. Wenn du deinem 20-jährigen Ich einen Ratschlag über das Thema Risiko geben könntest, was wäre das? Mein Mantra ist: Ich will niemals eine Position halten, die so groß ist, dass ich nachts aufwache und mir Sorgen über den Preis mache. Wenn der Markt steigt, wünsche ich mir, mehr gekauft zu haben. Wenn er fällt, bin ich froh, nicht noch mehr zu besitzen. So gehe ich heute mit Risiko um. Investierst du heute grundlegend anders als früher? Klar. Wenn du mehr Kapital hast, musst du nicht mehr auf den ganz großen Gewinn spekulieren. Ich brauche keinen 100x mehr. Ein 5x reicht mir, weil ich nicht das Risiko eingehen will, alles zu verlieren, nur um eine Verzehnfachung zu erzielen. Ich gehe heute weniger Risiko ein. Und was ist mit den ganzen Kleinanlegern, die immer noch auf das nächste 10x oder 100x hoffen? Gibt es solche Chancen überhaupt noch im aktuellen Markt? Natürlich gibt es die noch. Solana von 7 auf 300 US-Dollar war ein guter Trade. Hyperliquid von 3 auf 30 US-Dollar auch. Gute Trades gibt es überall. Aber die Zeiten, in denen man einfach blind in zehn Token investiert und alle machen 10x, die sind vorbei. Heute musst du mehr Arbeit investieren, wenn du solche Multibagger suchst. Wer sagt, ich will 30 Prozent pro Jahr machen, der fährt vielleicht gut mit Bitcoin allein. Wer aber auf Tagesbasis handelt und auf hohe Gewinne aus ist, sollte seine Erwartungen kalibrieren. Es ist nicht mehr so wie früher. Du bist einer der ältesten Hasen im Bitcoin-Space. Warum glaubst du immer noch an Bitcoin, obwohl sich die Narrative so sehr gewandelt haben? Die Probleme von 2008 sind heute noch schlimmer. Regierungen drucken mehr Geld, finanzielle Repression ist weltweit auf dem Vormarsch. Und: Dezentralisierung ist wichtiger denn je, gerade im Kontext von KI. Wer trainiert diese KIs? Big Tech. Wer kontrolliert die Modelle? Auch Big Tech. Wir brauchen offene, dezentrale Systeme als Gegengewicht. Gerade weil wir nicht wissen, was in diesen Blackboxen drinsteckt. Denkst du, dass Blockchain und Krypto ein Gegenmittel sein könnten? Ja, zumindest können wir durch Open Source nachvollziehen, was passiert. Bei vielen aktuellen Systemen haben wir keine Ahnung, was wirklich dahintersteckt. Transparenz ist essenziell. Wir müssen sehen können, was wir als Gesellschaft aufbauen. Ist Krypto heute überhaupt noch dezentral? Teils, teils. Einige Systeme sind es, andere nicht. Es ist ein Prozess. Wenn aber eines Tages alle Bitcoin bei einer Person liegen würden, wäre der Coin wertlos. Das Protokoll hat eine eingebaute Schutzfunktion gegen zu starke Konzentration. Wie beurteilst du Initiativen von Regierungen, Bitcoin als strategische Reserve aufzubauen? Politisch halte ich das für unrealistisch. Es kommt schlecht an, wenn Regierungen Geld drucken oder zurücklegen, um Bitcoin zu kaufen, während man auch ein Krankenhaus hätte bauen können. Das lässt sich schwer vermitteln. Ich glaube nicht, dass sich so etwas durchsetzt. Wenn wir über Portfolioallokation sprechen: Wie viel Prozent sollte Bitcoin ausmachen? Hängt ganz von der eigenen Risikotoleranz ab. Wer bei einem 1-Prozent-Verlust schon nicht schlafen kann, sollte die Finger von Bitcoin lassen. Wer 10 oder 20 Prozent Drawdown aushält, kann mehr investieren. Entscheidend ist, ob man Kapital erhalten oder vermehren will. Also bleibt Bitcoin ein Risikoinvestment? Klar. Aktien sind auch riskant. Alles ist vom Fiat-Geldsystem abhängig. Du hast gesagt, dass Bitcoin in diesem Zyklus auf 250.000 US-Dollar steigen könnte und langfristig auf eine Million. Warum? Weil die Geldmengenausweitung noch viel drastischer wird als während Corona. Alle Staaten drucken Geld, keiner will die Schmerzen wirtschaftlicher Umstellungen akzeptieren. Das betrifft China, Japan, die USA, Europa – alle. Reagiert Bitcoin auch auf Rezessionen? Eine Rezession ist gut für Bitcoin, wenn sie zu mehr Gelddrucken führt. Darauf kommt es an. Und Kriege oder geopolitische Unsicherheiten? Krieg ist für mich nicht investierbar. Dazu habe ich keine Meinung. Du hast gesagt, dass Ethereum ein Comeback schafft. Warum? Der meistgehasste Coin ist oft der beste Performer im nächsten Zyklus. Alle hassen Ethereum? Super, dann will ich ihn besitzen. Ich will das Asset, das keiner haben will, wenn ich heute frisches Kapital investiere. In deiner Biografie sieht man: Du setzt gern auf Contrarian-Wetten. Ich hoffe doch. Wer mit dem Markt wettet, bekommt auch nur den Durchschnitt. Ich will mehr. Woher nimmst du das Selbstvertrauen für solche Wetten? Es geht nicht ums Recht haben. Es geht um Asymmetrie. Wenn ich 50x gewinnen kann, aber nur 10 Prozent verlieren, nehme ich die Wette. Es geht um Chancen, nicht um Ego. Du sagtest auch, dass ein neuer "Shitcoin-Zyklus" kommt. Wie meinst du das? Wenn die Bitcoin-Dominanz auf 70 Prozent steigt, werden viele wieder Altcoins kaufen. Aber diesmal müssen es Projekte mit echten Produkten, Cashflow und Kunden sein. Die Mehrheit wird scheitern, aber ein paar Projekte wie Hype machen alles richtig: keine VC-Last, hohe Umsätze, echte Anreize. Zum Schluss: Ein Rat für alle, die jetzt investieren oder traden wollen? Beobachtet die Geldflüsse. Und: Habt Geduld. Erwartet nicht, dass Politiker genau dann reagieren, wenn ihr es wollt. Sie haben ihren eigenen Takt. Sofortige Ergebnisse sind unrealistisch. Vielen Dank für das Gespräch.

"Wer mit dem Markt geht, bekommt Durchschnitt. Ich will mehr." Arthur Hayes: Wie der Krypto-Milliardär heute investiert – und was er meidet

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