Spätestens seit dem erfolgreichen Börsengang von Circle am 5. Juni scheinen sich Stablecoins zum heißesten Krypto-Trend zu entwickeln. Doch während Anleger begeistert auf die starke Performance der Aktie des zweitgrößten Stablecoin-Emittenten blicken, mahnt ein Krypto-Veteran zur Vorsicht. In der neuesten Ausgabe seines regelmäßig veröffentlichten Crypto Trader Digest warnt BitMEX-Mitgründer Arthur Hayes insbesondere vor den Circle-Nachahmern, welche zeitnah eine Börsennotierung anstreben könnten, um frische Milliarden von TradFi-Investoren und Krypto-Fans einzusammeln.
“Um es klar zu sagen: Circle ist stark überbewertet, aber der Preis wird weiter steigen. Die Notierung markiert den Anfang und nicht das Ende der Stablecoin-Manie in diesem Zyklus”, prophezeit der Krypto-Milliardär. Die Blase werde schließlich platzen, wenn ein neuer Stablecoin-Emittent an die Börse geht und “mit einer Kombination aus Finanz-Engineering, Hebelwirkung und erstaunlicher Effekthascherei Narren von Dutzenden von Milliarden an Kapital trennt.”
Das Hauptproblem erkennt Hayes darin, dass für neue Stablecoin-Emittenten keine offenen Vertriebskanäle mehr existieren: “Alle großen Krypto-Börsen sind entweder Eigentümer oder Partner der bestehenden Emittenten Tether, Circle und Ethena. Soziale Medienunternehmen und Banken werden ihre eigene Lösung entwickeln.” Daher müssten neue Wettbewerber einen beträchtlichen Teil ihrer Nettozinsmarge an die Einleger weitergeben, um sie von anderen Stablecoins mit besserer Adoption abzuwerben. Dadurch würden Investoren am Ende des Krypto-Zyklus “ihr letztes Hemd verlieren”, weil sich die entsprechenden Unternehmen mittel- bis langfristig nicht am Markt halten könnten.
Circle als attraktive Aktie für Krypto-Anleger?
Obwohl er das Wertpapier des zweitgrößten Stablecoin-Emittenten für stark überbewertet hält, warnt der Krypto-Unternehmer allerdings davor, die Aktie nach den jüngsten Kursanstiegen zu shorten. “Wenn Sie glauben, dass das Verhältnis zwischen Circle und Coinbase falsch ist, sollten Sie vielleicht Coinbase kaufen”, rät er Anlegern stattdessen. Immerhin sei das Unternehmen von Brian Armstrong ein Krypto-Finanzshop der Extraklasse mit zahlreichen profitablen Geschäftsbereichen und zig Millionen Kunden weltweit, der zudem 50 Prozent der Nettozinsmarge von Circle einstreiche.
Dennoch schreibt der für kontroverse Aussagen bekannte Hayes: “Auch wenn Circle überbewertet ist, werden sich viele Anleger, wenn wir in ein paar Jahren auf die Stablecoin-Manie zurückblicken, wünschen, sie hätten Circle einfach gehalten.” In diesem Fall hätten sie zumindest etwas von ihrem investierten Kapital übrig. Im Moment des Schreibens handelt die Aktie des USDC-Emittenten bei 151 US-Dollar, was einen Kurszuwachs von knapp 400 Prozent seit dem Börsengang bedeutet. Die Marktkapitalisierung beträgt bereits 36 Milliarden US-Dollar, sodass Circle eine höhere Bewertung aufweist als beispielsweise die Commerzbank, eBay oder Daimler Truck.

Weil die Trump-Regierung einen deutlich freundlicheren Ton gegenüber Stablecoins anschlägt als die vorherige Administration, hatten sich die Prognosen für diesen Krypto-Sektor zuletzt überschlagen. Trotz eines deutlichen Zuwachses der Marktkapitalisierung auf derzeit 260 Milliarden US-Dollar ist der Stablecoin-Bereich noch immer vergleichsweise klein. Ausgerechnet Tether, der aggressiv wachsende Marktführer, verfolgt aber keine IPO-Pläne.
Hayes nennt das Unternehmen eine “Gelddruckmaschine”, weil es seine volle Nettozinsmarge aufgrund des starken Netzwerkeffektes behalten könne. Für die wichtigste Kundengruppe gebe es ohnehin keine ernsthafte Alternative: “Ein potenzieller Kunde würde keinen anderen USD-Stablecoin USDT vorziehen, weil USDT im gesamten globalen Süden akzeptiert wird.” Mehr zu den neusten Stablecoin-Trends erfahrt ihr in diesem Artikel: “So erwirtschaften Krypto-Anleger hohe Zinsen mit Stablecoins“.

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