Aufbruch ins Bitcoin-Mining Wird Nvidia indirekt zum Bitcoin-Mining-Riesen?

Nvidia könnte bald wirtschaftlich vom Bitcoin-Mining profitieren – nicht direkt, aber über Umwege. Was hinter der möglichen Übernahme von Core Scientific steckt.

Timur Yildiz
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Beitragsbild: Shutterstock

| Bitcoin-Mining-Infrastruktur, an der Nvidia künftig indirekt über CoreWeave beteiligt sein könnte

Mit 3,58 Milliarden US-Dollar in CoreWeave-Aktien profitiert Nvidia direkt vom KI-Boom. Doch eine mögliche Übernahme des Bitcoin-Miners Core Scientific durch CoreWeave könnte dem Chip-Riesen auch eine unerwartete Sonderrolle im Bitcoin-Mining bescheren. Ein Schritt, der zeigt, wie eng die Welten von KI und Krypto zusammenwachsen.

Milliarden für KI und mehr als nur GPUs

Nvidia gilt als klarer Gewinner des KI-Zeitalters. Die hauseigenen Grafikprozessoren (GPUs) sind das Rückgrat von ChatGPT und anderen Large Language Models. Indirekt könnte der Chip-Hersteller nun auch im Bitcoin-Mining mitmischen. Und das liegt an einer Beteiligung am KI-Infrastruktur-Anbieter CoreWeave. Die beiden Unternehmen verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Aber der Reihe nach.

Ein Großteil der Rechenzentren baut auf Nvidia-Hardware auf, der vor allem von institutionellen Kunden wie OpenAI, Microsoft, Meta und IBM genutzt wird. Microsoft allein bescherte CoreWeave 2024 62 Prozent der Umsätze.

Seit dem Börsengang im März 2025 hat sich CoreWeave rasant entwickelt: Mit einem Börsenwert von rund 75 Milliarden US-Dollar, Q1-Umsätzen von 981,6 Mio. US-Dollar (über den Erwartungen) und einem Auftragsbestand von 25,9 Milliarden US-Dollar, darunter 11,2 Mrd. US-Dollar von OpenAI, positioniert sich das Unternehmen als Rückgrat der AI-Industrie.

Doch das Wachstum hat seinen Preis. Allein im zweiten Quartal 2025 plant CoreWeave bis zu 3,5 Mrd. US-Dollar an Investitionen, während die erwarteten Umsätze nur bei etwa 1,1 Mrd. US-Dollar liegen. Für das Gesamtjahr kalkuliert man mit 20–23 Mrd. US-Dollar Investitionsausgaben. CEO Mike Intrator spricht von einem profitablen Modell auf lange Sicht – doch Analysten warnen, dass das Schulden- und Finanzierungsmodell des Unternehmens vom Markt bislang kaum verstanden werde.

CoreWeave will Core Scientific übernehmen, mit Folgen für Nvidia

Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Nachricht besondere Brisanz: Laut dem Wall Street Journal und weiteren Medienberichten steht CoreWeave kurz vor der Übernahme von Core Scientific, dem zweitgrößten Bitcoin-Miner Nordamerikas. Schon 2024 hatte CoreWeave ein Angebot von über 1 Milliarde US-Dollar (5,75 US-Dollar je Aktie) abgegeben – diese wurde jedoch als zu niedrig bewertet und abgelehnt.

Nun laufen die Verhandlungen erneut. Die Details sind noch vertraulich, doch der Kurs von Core Scientific (CORZ) reagierte prompt: ein Plus von über 35 Prozent am Tag der Veröffentlichung, Marktkapitalisierung bei etwa 4,9 Milliarden US-Dollar. Der Bitcoin-Miner, der 2022 nach dem Krypto-Crash Insolvenz anmeldete und mittlerweile wieder an der Nasdaq gelistet ist, scheint sich durch die neue Nachfrage nach Rechenzentren stabilisiert zu haben. Im ersten Quartal 2025 meldete Core Scientific überraschend einen Gewinn von 580 Mio. US-Dollar, trotz hoher Vorjahresverluste.

Zwischen den beiden Firmen bestehen längst enge Geschäftsbeziehungen. Bereits im Juni 2023 unterzeichneten sie langfristige Verträge, darunter einen 12-Jahres-Deal zur Bereitstellung von über 200 Megawatt Infrastruktur für CoreWeaves GPU-Systeme – ein Volumen in Milliardenhöhe.

Nvidia im Mining-Geschäft?

Die potenzielle Übernahme hat eine überraschende Nebenwirkung: Sollte der Deal zustande kommen, wäre Nvidia indirekt am Bitcoin-Mining beteiligt. Der Chip-Gigant hält laut jüngster SEC-Daten rund 3,6 Milliarden USD in CoreWeave-Aktien. Über die Beteiligung an CoreWeave würde Nvidia also einen finanziellen Anteil an einem der größten BTC-Miner der USA erhalten, ohne direkten Einstieg, aber mit wachsender Beteiligung.

Das wäre ein Präzedenzfall: Zwar liefert Nvidia mit dem Verkauf seiner GPUs schon lange die technische Grundlage für Krypto-Mining – ob bei Ethereum vor dem Merge, Kaspa oder ZCash. Doch durch die Verbindung von CoreWeave und Core Scientific würde der Konzern erstmals auch wirtschaftlich direkt von Mining-Erlösen profitieren – etwa durch Kursgewinne, Dividenden oder Unternehmenswertsteigerungen.

Was auf den ersten Blick wie ein strategischer Infrastrukturausbau im KI-Sektor wirkt, ist in Wahrheit ein Indikator für das Zusammenwachsen zweier ehemals getrennter Welten. Nvidia steht im Zentrum des KI-Booms – doch über CoreWeave öffnet sich auch die Tür zum Bitcoin-Ökosystem. Für Core Scientific könnte die Übernahme die Zukunft sichern. Für Nvidia entsteht eine indirekte Brücke in den Mining-Sektor. Für die Krypto-Welt zeigt sich: Rechenleistung, ob für KI oder Proof-of-Work, ist das neue Öl. Wer sie besitzt, gestaltet die digitale Zukunft mit.

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