Proof of History Solana (SOL): Eine Blockchain auf der Überholspur

“Schnell, schneller, Solana: Ein neuer Stern am Smart-Contract-Himmel macht Ethereum Beine.”

Christopher Klee
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Solana-Logo

Beitragsbild: Shutterstock

Der Konkurrenzkampf unter den Smart-Contract-Plattformen spitzt sich weiter zu. Während Smart-Contract-Pionier Ethereum unter Hochdruck an dem vollständigen Umstieg auf Ethereum 2.0 arbeitet, nähern sich auch zahlreiche potenzielle “Ethereum Killer” immer weiter ihrer Vollendung. Während Cardano und Polkadot in den letzten Monaten mit ihren Updates viel Aufsehen erregt haben, lief auch ein Vertreter aus dem “Mittelfeld” zu Hochtouren auf. Die Rede ist von Solana, einer der schnellsten Blockchains der Welt.

Zwei Kaffee und ein Bier

Solana ist eine Gründung des US-amerikanischen Programmierers Anatoly Yakovenko. Yakovenko war zuvor unter anderem für den Chip-Hersteller Qualcomm tätig, wo er für den Bereich Betriebssysteme verantwortlich war. 

Im Jahr 2017 ging der Hype um Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Speziellen auch an Yakovenko nicht vorbei. Allerdings bezweifelte der Programmierer seinerzeit, dass sich Bitcoins behäbiger Proof-of-Work-Mechanismus für Anwendungen im globalen Maßstab eignen würde. Auch Ethereum gelang es nicht, Yakovenko zu überzeugen. “Du nimmst dieses wirklich langsame Ding und fügst ein Java-Script hinzu” – so beschreibt Yakovenko in einem Interview seine damalige Auffassung, die auch seine Kollegen teilten.

Yakovenko arbeitete damals an einer Start-up-Idee für Deep Learning Hardware, die er in Ruhezeiten für das Krypto-Mining einsetzen wollte. Im Zuge dessen setzte er sich intensiv mit SHA256, dem Mining-Algorithmus von Bitcoin, auseinander. Dabei drängte sich ihm die Frage auf, wie eine effizientere Lösung für die Konsensbildung in dezentralen Netzwerken aussehen könnte. Als eines der größten Probleme von Bitcoins Proof of Work machte er dabei die Verständigung der Netzwerkknoten über Zeitpunkt und Reihenfolge von Transaktionen aus. 

Der zündende Gedanke kam Yakovenko im Herbst 2017, als er um vier Uhr morgens in einem Café in San Francisco saß und zwei Kaffee und ein Bier intus hatte: Die Verbindung von SHA256 und der Verifiable Delay Function (VDF) kann es ermöglichen, ein Netzwerk um eine Art dezentrale Uhr zu bauen, nach deren Taktschlag sich alle Netzwerkknoten synchronisieren. Jede Transaktion verfügt dabei über einen eigenen Zeitstempel, anhand dessen sich ihre Gültigkeit einfach überprüfen lässt. 

Proof of History

Was auf den ersten Blick banal anmuten mag, ist eine kleine Revolution im Blockchain-Land. Der Zeitpunkt einer Transaktion kann bei anderen Blockchains nicht als Grundlage für die Konsensbildung dienen, weil sich dazu die Nodes im Netzwerk auf eine gemeinsame Quelle für die Variable Zeit einigen müssten. Das Problem: Nodes können keiner externen Zeitquelle oder einem Zeitstempel, der in einer Nachricht erscheint, vertrauen. Wenn man beispielsweise im Blockchain-Explorer nach einer Transaktion sucht, findet man zwar auch eine Zeitangabe. Diese markiert jedoch nur den Zeitpunkt, an dem Netzwerkknoten des Blockchain-Explorers die Transaktion registriert hat. Eine dezentrale Uhr, die für das gesamte Netzwerk gilt – das hat es vor Solana in dieser Form nicht gegeben. Dieses “Uhrwerk” von Solana trägt den Namen “Proof of History”. 

So schnell wie ein zentralisiertes System

Weil Solana mit dem Proof of History über eine Zeitquelle verfügt, auf der sich alle Netzwerkknoten verständigen, erreicht das Netzwerk Verarbeitungsgeschwindigkeiten, die alles in den Schatten stellen, das bisher am Krypto-Markt verfügbar war. Zum Vergleich: Das Bitcoin-Netzwerk wickelt maximal 7 Transaktionen pro Sekunde (TPS) ab, bei Ethereum liegt der Wert bei 15-16 TPS. Solana schafft es auf über 50.000 TPS und kann es damit selbst mit zentralisierten Server-Anbietern wie Amazon Web Services aufnehmen. Dabei erlaubt es seine Architektur, mit der steigenden Leistungsfähigkeit von Computern zu skalieren: Je schneller Rechner werden, desto größer der potenzielle Transaktionsdurchsatz.

Beta-Version bereits in Verwendung

Nun hat man derartige Heilsversprechen im Krypto-Space nicht zum ersten Mal gehört. Nahezu jedes Krypto-Projekt nach Ethereum schreibt sich auf die Fahne, eine Lösung für das Blockchain-Trilemma aus Sicherheit, Skalierbarkeit und Dezentralisierung gefunden zu haben. Im Gegensatz zu anderen Projekten, bei denen noch viel, nun ja, projiziert wird, liefert Solana jedoch bereits heute ab. Und das, obwohl das Mainnet noch in den Beta-Schuhen steckt. Seine enorme Geschwindigkeit, gepaart mit äußerst niedrigen Transaktionsgebühren, machen Solana ideal für Anwendungen im Bereich der dezentralisierten Finanzwirtschaft (DeFi). Hier kann Solana Ethereum langfristig ernsthaft Konkurrenz machen. Zum Vergleich: Eine Million Transaktionen kosten in Solana durchschnittlich 10 US-Dollar (0,00001 USD pro Transaktion), in Ethereum zahlt man derzeit mindestens 300.000 USD für die gleiche Summe von Transaktionen.

Zu den bekanntesten dApps, die auf Solana aufsetzen, gehört die dezentrale Exchange (DEX) Serum, die von FTX CEO Sam Bankman-Fried gegründet wurde. Serum bietet ein (für eine DEX untypisches) Orderbuch, extrem niedrige Gebühren und wickelt Trades innerhalb einer Millisekunde ab. Raydium, eine weitere Solana-basierte DEX, ähnelt in ihrem Aufbau dagegen bekannten Automated Market Maker Protokollen wie Uniswap. Die Community von Uniswap-Klon SushiSwap diskutiert seit Februar 2021 eine SushiSwap-Variante für Solana. Gemeinsam mit Chainlink arbeitet Solana außerdem an einem High-Speed-Oracle für Kursdaten. 

Solanas Tokenomics: So lala

Auch wenn der Name anderes vermuten lässt, handelt es sich bei Solanas Proof of History nicht um einen Konsensmechanismus, sondern lediglich um einen Bestandteil des Proof-of-Stake-Verfahrens, der das Solana-Netzwerk sichert. Mit SOL verfügt Solana über einen eigenen nativen Coin, der für das Staking und das Bezahlen von Transaktionsgebühren dient. Löblich: Es gibt bei Solana keinen Mindestbetrag, den man staken muss. Jeder Holder kann seine Coins an einen Validator delegieren oder – entsprechende Hardware vorausgesetzt – selbst einen Validator Node betreiben. Freilich haben Validatoren mit einem größeren Stake bessere Chancen, einen Block im Netzwerk zu finden und Staking Rewards zu verdienen. Im Februar 2021 begann die Ausschüttung von Belohnungen für die Staker im Beta-Mainnet – und damit die Inflation von SOL. 

Die Staking Rewards werden aus der Inflation des Netzwerks gespeist. Angestrebt wird eine Inflationsrate von 8 Prozent für das erste Jahr. In den darauffolgenden Jahren soll die Inflation jeweils um 15 Prozent sinken, bis eine jährliche Inflation von 1,5 Prozent erreicht ist. Wie bei anderen Proof-of-Stake-Netzwerken ist die letztlich erzielte Rate auch bei Solana von mehreren Faktoren wie beispielsweise dem Verhältnis der gestakten Coins zum Gesamtsupply abhängig. Weil mit jeder Transaktion SOL Token vernichtet werden, gibt es jedoch auch ein deflationäres Element in der Token-Ökonomie von Solana. Das bedeutet, dass mit der steigenden Verwendung von Solana auch die Zahl der “verbrannten” SOL Token steigt.

Solana hat insgesamt vier Fundraising-Runden durchgeführt. Beim Seed-Funding im März 2018 wurden 3,2 Millionen USD eingenommen (0,04 USD pro SOL). In einer weiteren Runde im Juni 2018 sammelte das Projekt weitere 12,6 Millionen USD (0,2 USD pro SOL). Die Dritte Runde im Juli 2019 brachte dem Projekt 5,7 Millionen USD ein (0,225 USD pro SOL). Die letzte, auf dem IEO-Portal CoinList abgehaltene, Finanzierungsrunde vor dem Netzwerkstart im Februar 2020 spülte schließlich weitere 2,4 Millionen USD (0,25 pro SOL) in die Kassen des Projekts.

Jüngst konnte das Blockchain-Projekt mithilfe einer weiteren Funding-Runde, die zwischen 300 und 450 Millionen US-Dollar eingebracht hat, seinen Anspruch auf die Top-10 der Kryptowährungen abermals untermauern. Dies berichtet Decrypt am Freitag, dem 4. Juni, mit Bezug auf namentlich nicht genannte Quellen.

Ein gutes Zeichen ist, dass die Solana Foundation den Investoren auch einen garantierten Rücknahme-Kurs von 0,19 USD für die ersten 12 Monate nach dem IEO angeboten hat. Die Bedingung: SOL mussten durchgehend gestakt werden. Das Angebot zeugt von dem großen Vertrauen, das Solana in die eigene Technologie hat. 

Investment Case Solana

Zumindest bislang ist das Kalkül mehr als aufgegangen. Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgangen sein, dass SOL derzeit deutlich über dem Ausgabepreis von 0,25 USD handelt. Das ist insofern bemerkenswert, als im Januar 2021 die Haltefrist für Frühinvestoren ausgelaufen ist.

Ein von vielen befürchteter Dump ist jedoch ausgeblieben, im Gegenteil: Am 1. Januar handelte SOL noch bei 1,58 USD. Im Frühjahr setzte SOL zu einer massiven Rallye an, die ihn bis auf ein Allzeithoch von satten 58,03 USD getragen hat. Das bedeutet einen jährlichen Kurszuwachs von rund 6.000 Prozent. 

Durch die Frühjahres-Rallye hat sich SOL in die Top-20 der Kryptowährungen mit der größten Marktkapitalisierung gekämpft. Zu Redaktionsschluss liegt die Marktkapitalisierung von SOL knapp über 11 Milliarden USD. Zum Vergleich: Branchenprimus Ethereum bringt über 267 Milliarden USD auf die Waage. Es ist durchaus denkbar, dass davon noch einiges in Solana fließen wird. Vor allem im DeFi-Bereich bietet Solana mit seinen spottbilligen Gebühren und der Möglichkeit, hochfrequentes Trading umzusetzen, einen deutlichen Mehrwert gegenüber Ethereum. 

Zwar muss man stets die enorme Diskrepanz zwischen dem Ausgabepreis und dem aktuellen SOL-Kurs im Hinterkopf behalten. Auch das aktuelle Allzeithoch macht es schwierig, eine direkte Empfehlung für SOL auszusprechen. Wer jedoch mit dem Gedanken spielt, sein Portfolio um potenzielle Ethereum-Killer anzureichern, der sollte Solana definitiv auf dem Schirm behalten. 

Disclaimer

Dieser Artikel wurde geprüft und aktualisiert und wurde zuerst in der Mai-Ausgabe unseres monatlich erscheinenden Magazins Kryptokompass veröffentlicht. Für Informationen rundum ein Abonnement geht es hier entlang.

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