Meinungs-ECHO “Bitcoin ist tot” vs. “Buy the dip”

“Bitcoin ist tot” – wenn man die Unken wieder rufen hört, ist es höchste Zeit, nachzukaufen. Oder? Das Meinungs-ECHO.

Phillip Horch
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Bitcoin ist tot darstellung durch einen zerschmetterten ball mit dem btc zeichen

Bitcoin hat in den letzten Wochen massiv Federn gelassen. Alle Jahre, Monate, Wochen und Tage wieder sind solche Crashs ein guter Grund, um Bitcoin für tot zu erklären – zumindest für die skeptischeren Beobachter und Beobachterinnen. Andere sehen darin eine fabelhafte Möglichkeit, um nachzukaufen, sie rufen “Buy the fucking dip!”.

In diesem Meinungs-ECHO-Spezial gehen wir auf Spurensuche.

“Das ist also das Ende von Bitcoin”

Wir starten unsere Reise durch die Bitcoin-Dips im Jahr 2011. Genauer gesagt am 20. Juni, als der Bitcoin-Kurs von 17 US-Dollar (!) auf kleinere Cent-Beträge gefallen war. Das Problem: MtGox, damals die größte (und einzige) Bitcoin-Börse, war einem Angriff zum Opfer gefallen, Kundendaten waren gestohlen worden. Grund genug, um Bitcoin in einem Forbes-Artikel für tot zu erklären.

Fun Fact: Hätte man zu diesem Zeitpunkt, noch vor den ersten MtGox-Verwerfungen, Bitcoin für 1.000 US-Dollar gekauft, wären sie heute knapp 1,2 Millionen US-Dollar wert. Hätte man den Dip gekauft, würde man an der Milliarden-Marke kratzen.

“Bitcoin ist tot”

Wir spulen etwas vor zum 26. Februar 2014. MtGox hatte sich endgültig ins Aus manövriert, die Stimmung in der Krypto-Community hätte besser sein können. Da titelt der Streetinsider: “Bitcoin ist tot”. Im Gespräch mit dem damaligen Forex-Chef der Citibank, Steven Englander, identifizierte das Magazin die großen Gefahren, die von Bitcoin ausgehen:

  • Die Menschen (und Geschäfte) auf der Straße verlieren das Vertrauen in die Sicherheit der Transaktionen sowie die Sicherheit ihrer Bitcoins
  • Andere Kryptowährungen mit besseren Features kommen und verdrängen Bitcoin
  • Traditionelle Finanzinstitutionen nutzen die generische Bitcoin-Technologie und treten in Konkurrenz zur Kryptowährung, allerdings ohne Dezentralisierung und in einem regulierten Rahmen.

Kommen euch diese Argumente bekannt vor? Uns auch. Ach ja: Falls Steven Englander zu diesem Zeitpunkt 1.000 US-Dollar in Bitcoin gesteckt hätte, wären die heute knapp 40.000 US-Dollar wert.

John McAfee enthüllt, warum BTC Betrug ist

Kennt jemand noch John McAfee, den paranoiden Internet-Millionär, Waffenfreak und Erfinder des McAfee-Antivirenprogramms? Laut den hierzulande weniger bekannten Natural News hat dieser am 17. September 2017 “aus Versehen enthüllt”, dass Bitcoin Betrug ist. Die Begründung? McAffee erklärte in einem Interview, wie der Proof-of-Work-Konsens funktioniert und warum er Bitcoin wertvoll macht.

Die spitzfindige Redaktion der Natural News machte daraus im Umkehrschluss einen etwas verbeulten Schuh: Wenn Bitcoin, so die Zeitschrift, zu diesem Zeitpunkt unter 1.000 US-Dollar gefallen wäre, würde es sich nicht mehr lohnen, ihn weiter zu schürfen:

Das einzige, was dafür sorgt, dass Bitcoin-Mining noch profitabel ist, ist die Blase rund um Bitcoin. Und weil alle Blasen irgendwann platzen, wird auch Bitcoin-Mining den Punkt erreichen, an dem es nicht mehr das Investment in die Hardware, Elektrizität und Zeit wert ist. Außerdem gibt es das 21-Millionen-Coin-Limit, das immer näher kommt, was sowieso das Ende von Bitcoin-Mining einläuten wird.

Mike Adams, Natural News

Hätte Mike Adams zu diesem Zeitpunkt 1.000 US-Dollar in diese Blase gesteckt, hätte er heute (oder auch schon drei Monate später) über 5.000 Euro auscashen können.

Und jetzt?

Hätte man im Mai 2022, als Ross Clark in The Spectator “Krypto ist tot” titelte, 1.000 US-Dollar in Bitcoin investiert, wären das jetzt noch knapp 600 US-Dollar. Dumm gelaufen. Oder? Nicht zwingend. Um genau zu sein, hätte man die 600 US-Dollar nur, wenn man jetzt verkaufen würde. Ansonsten hätte man 0.000047 BTC, ganz gleich, wie der Kurs aktuell steht. Und die können in einem Jahr 2.000 US-Dollar, 1.000 US-Dollar oder gar nichts wert sein.

Wer in solchen Marktphasen unruhig wird, sollte sich überlegen, warum er in BTC und den Krypto-Markt investiert. Geht es um reine Spekulation? Oder um die Technologie, um ein dezentrales Geldsystem? Geht es um ein alternatives System zu Euro, US-Dollar und Co.?

Denn: Fundamental betrachtet hat sich nichts geändert. Die Blockchain läuft felsenfest weiter, inzwischen seit fast 12,5 Jahren. Daran werden auch die aktuellen Kursverwerfungen nichts ändern.