Eine Cyber-Erpressung der ungewöhnlichen Art erleben derzeit vereinzelte Benutzer eines smarten Keuschheitsgürtels names Cell Mate. Zur Erklärung: im BDSM-Bereich kommen Keuschheitsgürtel zum Einsatz. Einer Person wird damit mittels eines (auch digitalen) Schlüssels die Kontrolle über die Geschlechtsorgane des Partners gegeben, was viele Miglieder der Szene als erregend empfinden. So weit, so gut. In Zeiten des Cybersex gibt es mit dem Cell Mate nun eine Variante, die das Öffnen und Schließen des Käfigs per App erlaubt. Viele SM-Beziehungen laufen Corona-konform online ab und dort lernen sich die Beteiligten auch kennen. Daher erfreut sich der Cell Mate in der Szene durchaus einer gewissen Beliebtheit – vor allem dieser Tage.
Nun ist es laut einem Bericht des Magazins Vice offenbar einem Hacker gelungen, in einigen Fällen in Besitz dieser im wahrsten Sinne des Wortes sensiblen Daten zu gelangen. „Dein Penis gehört jetzt mir“ – diese Worte hörten die Betroffenen nun, nicht wie ursprünglich gewünscht von ihrer Domina, sondern von einem Hacker namens „Smelly“. Das geht aus einem Screenshot der Konversation hervor, den ein Sicherheitsforscher erhalten hat. Bei dem ominösen „Smelly“ handelt es sich um den Gründer von vx-underground, einer Website, die Malware-Samples sammelt.
Cell Mate: 0,02 BTC für die intime Freiheit
Ein Opfer berichtet laut Vice, dass eine Nachricht von einem Hacker eintraf. Darin forderte dieser eine Zahlung von 0,02 BTC (zum heutigen Kurs etwa 750 USD), um das Gerät zu entsperren. Das Opfer erkannte, dass sein Käfig definitiv verschlossen war und er ihn auch nicht mehr öffnen konnte. Zu seinem Glück hatte der den Cell Mate zum Zeitpunkt der Erpressung jedoch nicht angelegt.
Für Sicherheitsexperten kommt dieser Vorfall wohl alles andere als überraschend. Ähnliche Angriffe fanden bereits im Oktober letzten Jahres statt, da der chinesische Hersteller des Cell Mate QIUI eine API offen gelassen hatte. Böswilligen Hackern war damit Tür und Tor geöffnet, um die Kontrolle über die Geräte zu übernehmen. Und genau dieses Szenario ist laut eines Sicherheitsforschers jetzt eingetroffen. Besagtem Experten liegen Screenshots von Gesprächen zwischen dem Hacker und mehreren Opfern vor. Darunter sind auch diejenigen, mit denen Motherboard, das Tech-Magazin von Vice, bereits gesprochen hat.
Der Hersteller Qiui war laut Vice offenbar noch nicht zu einer Stellungnahme bereit. Wie dem auch sei, unter den Erpressungsversuchen der jüngsten Vergangenheit zählt dieser Fall sicherlich zu den kuriosesten.