Digitales Geld – was ist daran neu?
Digitales Geld ist nicht gleich digitales Geld. Während Giralgeld von den Geschäftsbanken ausgestellt wird, wäre der digitale Euro eine Art dritte Form von Zentralbankwährungen (CBDCs) – neben Bargeld und Bankeinlagen. Wie Bargeld würde es direkt von der Zentralbank in Umlauf gebracht.
Anders dagegen werden preisstabile Kryptowährungen, sogenannte Stablecoins, durch private Unternehmen herausgegeben. Die jüngsten Vertrauensverluste in BUSD und USDC mag CBDC-Befürworter nur in ihrer Meinung bestärkt haben, dass Anleger im Krypto-Space diesem zu hohen Emittentenrisiko unregulierter Privatunternehmen ausgesetzt sind.
Shaping or controlling the future ?
Doch sind CBDCs die Lösung für alles? Gerade Krypto-Enthusiasten assoziieren mit dem “legitim codierten Geld” weniger den Schutz vor illegalen Geschäften als vielmehr den Verlust von Anonymität.
Dabei wird häufig auf autoritäre Nationen wie China verwiesen, in welchen CBDCs gerne eingesetzt werden, um Bürger und Unternehmen zu kontrollieren:
Im März integrierte die “Super-App” WeChat den Digitalen Yuan neben WeChatPay als zusätzliche Zahlungsmethode. Im Dezember 2022 hatte bereits Alipay die Integration des Renminbi-Akzeptanznetzwerks verkündet. WeChat zählt mehr als 1,3 Milliarden Nutzer.
Florida gilt dagegen eher als krypto-freundlicher US-Bundesstaat: Angesichts der angespannten Bankenkrise in den USA sprach sich der Gouverneur am 20. März wohl für ein Verbot von amerikanischem Zentralbankengeld aus.
Letzten Endes spielt die politische Gesinnung der jeweiligen Regierung eine entscheidende Rolle bei der Frage, welchen Zweck das Zentralbankengeld erfüllen soll.
Und wie steht die EU zu CBDCs?
Im Dezember 2022 einigten sich die EU-Mitgliedstaaten auf ein gemeinsames Regelwerk für ein digitales EU-Wallet.
Die Mitglieder verpflichten sich, den Bürgern eine Wallet-Lösung zur Verfügung zu stellen. Für die Bürger selbst bleibt jedoch die Nutzung freiwillig.
In einer Art In-App-Wallet könnten die Nutzer von Geburtsurkunde bis hin zu mobilem Führerschein und elektronischen Rezepten zahlreiche Anwendungsfälle digital abwickeln.
Die EU-Staaten erhoffen sich damit den Beginn eines einheitlichen digitalen Datenverkehrs im europäischen Binnenmarkt.
Des Weiteren plant die EZB diesen Herbst über die Einführung des digitalen Euros, als Ergänzung zum Bargeld, abzustimmen.
Demzufolge wäre ein passend digitaler Euro in Folge des passend digitalen EU-Wallet gar nicht so abwegig.
Fazit: CBDCs der Anfang einer neuen finanziellen Ordnung?
Die Einführung von Retail CBDCs hätte weitreichende geopolitische wie finanzpolitische Konsequenzen. Noch ungeklärt ist, auf welches Modell sich die EZB im Falle einer Einführung entscheidet, welche Rolle die Zentralbank, Geschäftsbanken und externe Finanzdienstleister spielen.
Außerdem ist nicht absehbar, wie Verbraucher den digitalen Euro in der Einführungszeit nachfragen. Eine zu hohe Nachfrage könnte die bisher kontrollierte Finanzpolitik der EZB ins Wanken bringen und einen Zinsschock auslösen.
Angesichts der jüngsten Pleiten wie die der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) sowie die Rettungsversuche um die Schweizer Credit Suisse zum aktuellen Zeitpunkt ein gewagtes Unterfangen.
Auf der anderen Seite könnten CBDCs die finanzielle Inklusion vorantreiben und über-bürokratisierte Zahlungsprozesse automatisieren.
Alternativ zu Retail CBDCs wäre die Modernisierung sogenannter Wholesale CBDCs (Inter-Banken-Abwicklungen).
Dieser weniger revolutionäre Ansatz könnte einerseits Kryptowährungen in Richtung Massenakzeptanz beschleunigen, anderseits den Druck auf die Regierungen erhöhen, härtere Regulierungen einzuführen.