Während der Bitcoin-Kurs beharrlich zwischen der 9.000 und 10.000 US–Dollar-Marke pendelt, scheint sich zwischen den Krypto–Börsen ein Konkurrenzkampf zuzuspitzen. Das geht offenbar aus einem geleakten Dokument vor, dass dem Krypto-Magazin The Block vorliegt. Bei dem Dokument handelt es sich nach Angaben des Magazins um eine Nachricht, die der Geschäftsführer von Binance an seine Mitarbeiter verschickt hat.
Changpeng Zhao erläutert darin, dass Binance von konkurrierenden Bitcoin-Börsen mit DDoS-Angriffen und der Streuung von Fake News bekämpft wird. Außerdem soll die Konkurrenz regelmäßig fingierte Proteste von vermeintlichen Binance Usern organisieren – selbst Anzeigen gegen die Bitcoin–Börse habe es gegeben. Doch der Geschäftsführer der weltweit größten Krypto–Exchange ruft zum Kampf auf.
Sie glauben vielleicht, sie könnten uns verletzen, [auch] weil sie denken, wir hätten keine guten Beziehungen zur Regierung in China. Aber beides ist falsch. Wir greifen andere nie proaktiv an, aber wir werden uns auf jeden Fall verteidigen, das schließt auch eine defensive Offensive mit ein.
Changpeng Zhao
Zwar hat es auf Nachfragen von The Block bisher keine offizielle Bestätigung des Dokumentes gegeben. Wie das Magazin jedoch betont, verfüge es über mehrere interne Binance-Quellen, die die Echtheit des Dokuments bestätigten.
Im Dokument heißt es weiter:
Die Konkurrenz ist in unserer Industrie immens und unsere Konkurrenten nutzen einige schändliche Methoden. Aber sie haben immer noch nicht begriffen, dass sie in eine viel schlimmere Situation kommen werden, wenn das so weiter geht.
Ich will diese Gelegenheit nutzen, um alle zu informieren. Es gibt nicht viel, über das man sich Sorgen machen müsste. Wir werden alle Probleme lösen, die aufkommen. Bitte bewahrt Stillschweigen über Arbeitsangelegenheiten. [….] Lasst uns weiterhin hart arbeiten und ihre Marktanteile abgreifen.
Changpeng Zhao
Konkurrenz im Bitcoin-Börsen-Business
Dass die Nachricht tatsächlich von Changpeng Zhao stammen könnte, erscheint zumindest nicht unplausibel. So ist der Geschäfstführer von Binance für sein agressives Vorgehen im Konkurrenzkampf bekannt. Wie wir in der Mai-Ausgabe des Kryptokompass erläutern, mausert sich die Krypto–Exchange zunehmend zum Imperium. So sichert sich das Unternehmen mit einem eigenen Launchpad für Initial Exchange Offerings, dem börseninternen BNB Token samt eigener Blockchain stetig mehr Marktanteile. Auch eine eigene dezentrale Exchange ist Teil des Binance-Mosaiks, der Launch eigener Futures und der Aufkauf von Coinmarketcap setzte der Binance-Monopolisierung jüngst die Krone auf. Mit 400 Millionen US-Dollar sicherte sich Binance dabei einen Platz an der Sonne der Trackingseiten für Krypto-Kurse. Mit solchen Moves korrumpiert die Bitcoin–Börse nicht nur das Krypto-Ideal der Dezentralisierung. Vielmehr wird dadurch auch mindestens die Neutralität, vermutlich jedoch auch die Vertrauenswürdigkeit von Coinmarketcap in Frage gestellt:
Als weitestgehend unabhängiges Unternehmen zur Aggregation von Marktdaten, hat man Coinmarketcap zumindest halbwegs vertrauen können. Wenn nun aber Coinmarkcap gleichzeitig auch Binance ist, dann kann hier schnell ein Interessenkonflikt entstehen. Als meistbesuchte Krypto-Seite der Welt ist Coinmarketcap äußerst wichtig für den Vertrieb und den Vergleich von Börsen. Die Verlockung, sich hier besser darzustellen als andere Krypto–Börsen, wäre gegeben.
Aus den BTC-ECHO-Archiven
Ob die Bitcoin–Börse mit ihrem Vorgehen indes weiter Erfolg haben wird, ist ungewiss. Schließlich gilt Dezentralisierung nach wie vor als Ideal in der Krypto-Community – ob letztere eine weitere Monopolisierung durch Binance mitmacht, müssen die kommenden Monate zeigen.