Nach der Korrektur “Bitcoin ist tot!” – oder vielleicht doch nicht?

Der 7. September verhieß ein denkwürdiger Tag für Bitcoin zu werden. Doch auch die jüngste Korrektur wird wohl nicht das Ende der Kryptowährung bedeuten, wenngleich die Stimmen, die Bitcoin (mal wieder) für tot erklären, wieder lauter werden.

Elias H.
von Elias H.
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Bitcoin Grab

Beitragsbild: Shutterstock

Für Bitcoin liefen die vergangenen Wochen wirklich gut. Die Krönung hätte El Salvadors BTC-Einführung werden können. Doch es sollte anders kommen. Denn am gestrigen 7. September ging es für Bitcoin und den ganzen Krypto-Markt innerhalb weniger Minuten brutal nach unten. Wir könnten jetzt lange Parolen halten und versuchen, Hopium zu spenden. Darüber reden, dass ein oder zwei große Wale für den Crash verantwortlich waren und das BTC und Co. bald wieder grüne Kerzen verzeichnen.

Doch lassen wir die Hiobsbotschaften der Vergangenheit – und die Tatsache, dass sie sich bislang nie bewahrheitet haben – für sich sprechen. Im folgenden Artikel ein Rückblick auf die noch junge Geschichte der Kryptowährung Nr. 1 – im Zeitraum von 2010 bis 2021.

Der Bitcoin-Chart in seiner Gesammtheit.

2010

Es ist erst 2 Jahre her, dass Satoshi Nakamoto das Konzept von Bitcoin, mittels einer Mailingliste, vorgestellt hat. Im Jahr 2010 schreibt The Underground Economist unter dem Titel “Warum Bitcoin keine Währung sein kann”:

In der Natur sind positive Rückkopplungsschleifen wie bei Bitcoin tödlich; das Einzige, was Bitcoin überhaupt so lange am Leben erhalten hat, ist seine Neuartigkeit. Entweder wird er für immer eine Neuheit bleiben oder er wird schneller vom Neuheits-Status zum Tod übergehen, als man blinzeln kann.

Am 1. Dezember 2010 konnte man einen Bitcoin für weniger als 0,23 US-Dollar erwerben, im selben Monat wurde auch der Artikel veröffentlicht. Bitcoin ist seit diesem Post mittlerweile seit über 10 Jahren eine solche “Neuheit”. Und man konnte während dieser Zeit garantiert mehr als einmal blinzeln.

2011

Unter dem Titel “Warum Bitcoin scheitern wird” erschien am 8. Mai 2011 ein Artikel auf Apenwarr. Im Mai des Jahres 2011 tanzte der BTC-Kurs um die Linie von drei US-Dollar – ein Plus von 1.300 Prozent im Vorjahresvergleich.

Der Artikel argumentiert, dass Bitcoin genau wie der Goldstandard sei, nur eben eine digitale Form. Seine Ansichten baut der Autor folgend weiter aus:

Bitcoin-Mining (sie haben sich sogar das Wort geliehen!) ist sinnlose Arbeit, die nichts von wirklichem Wert produziert. Bitcoin ist weniger bequem als Papiergeld. Bitcoin bestreitet die Wahrheit des Kapitalismus, dass es um Wert und nicht um Geld geht, indem es verhindert, dass die Geldmenge wächst, wenn die Wirtschaft dies tut. BTC ermöglicht zufällige, nicht wieder herstellbare Effekte wie die Depression der 1930er Jahre. Bitcoin entzieht der Regierung die Kontrolle über die Wirtschaft, was bedeutet, dass es keine Kontrolle über die Wirtschaft gibt.

Ein weiterer Artikel, “Also, das ist dann das Ende von Bitcoin”, erschien am 20. Juni 2011 bei Forbes. Damals notierte ein BTC bei 15,15 US-Dollar. In dem Beitrag heißt es:

Die Bitcoin-Gemeinschaft sah sich am Sonntagnachmittag mit einer weiteren Krise konfrontiert, als der Preis der Währung auf der beliebtesten Börse, Mt.Gox, innerhalb weniger Minuten von 17 Dollar auf Pennys fiel. Der Handel wurde schnell eingestellt und Besucher der Homepage wurden zu einer Erklärung weitergeleitet, die den Absturz auf ein kompromittiertes Benutzerkonto zurückführte.

Tatsächlich sah es damals finster für Satoshis Coin aus. Durch den Mt.Gox-Hack war BTC einer seiner bis dato größten Bedrohungen ausgesetzt – und überlebte.

Bitcoin im Jahr 2012

Am 24. Dezember 2012 folgte ein weiterer Artikel, der den Untergang der Krypto-Leitwährung prophezeite. Damals notierte der Bitcoin-Kurs bei 13 US-Dollar. Der Autor schreibt:

Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wurde BTC als praktikable alternative Währung für das Internetzeitalter gepriesen, ein Währungssystem, das entwickelt wurde, um Diebstahl, Glücksspiel und Kriminalisierung zu verhindern. Dann kamen Malware, der Schwarzmarkt, die rechtlichen Unklarheiten … heute können Sie damit nicht einmal Facebook-Aktien kaufen.

Auch, wenn Bitcoin durch den gestrigen Kursrutsch ein wenig an Wert verloren hat, dass man mit Bitcoin nicht einmal Facebook-Aktien kaufen kann, stimmt heute nicht mehr ganz. Am 21. Dezember 2012 war eine Facebook-Aktie 26 US-Dollar wert, Bitcoin ungefähr die Hälfte. Heute kostet eine Facebook-Aktie 382 US-Dollar, während der Bitcoin-Kurs bei rund 46.000 US-Dollar notiert. Heute bekommt man für einen Bitcoin also stolze 120 Facebook-Aktien.

2013

Am 5. April 2013 veröffentlichte das Portal Chron einen Artikel mit dem Titel: “Warum Bitcoin dazu verdammt ist, zu scheitern”. In dem Zeitraum notierte BTC bei 141 US-Dollar. Der Autor schreibt:

Ich habe 2011 von Bitcoin erfahren, kurz bevor er seinen ersten massiven Anstieg erlebte, von weniger als einem Dollar auf einen Höchststand von 35 Dollar im Sommer. Ich dachte damals nicht, dass es irgendjemandes Zeit wert sei, und es ist auch jetzt noch niemandes Zeit wert, es sei denn, Sie haben eine Vorliebe für Glücksspiele und etwas Geld, das Ihnen nicht besonders wichtig ist. Genau die Gründe, warum Bitcoin heute abhebt, werden die Hauptgründe sein, warum sein Wert morgen wahrscheinlich zusammenbrechen wird.

Bitcoin wird scheitern, weil er keine Grundlagen hat, die über den Nachrichtenzyklus hinausgehen. Warum ist der Preis für einen einzelnen Bitcoin im Moment so hoch?

Weiter geht es mit einem Beitrag von Business Insider. Dieser wurde am 6. November 2013 unter dem Titel “Bitcoin ist ein Witz” veröffentlicht. Damals notierte der Kurs von BTC bei 433 US-Dollar.

Bevor ich fortfahre, möchte ich klarstellen, dass die Aussage, etwas sei eine Blase, nicht bedeutet, dass es fallen wird. Er könnte auf 500 US-Dollar oder 1000 US-Dollar oder 10.000 US-Dollar ansteigen. Das ist die Natur von Manien.

2014

Das Jahr 2014 verlief, nach einem brutalen Crash im Frühjahr, etwas ruhiger als beispielsweise das aktuelle Krypto-Jahr 2021. Unter dem Titel “Tut mir leid, Libertäre: Euer Traum von einem Bitcoin-Paradies ist offiziell tot und vorbei” veröffentlichte Salon am 7. März 2014 einen Artikel zu BTC. Damals notierte der Kurs bei 637 US-Dollar. Im Artikel heißt es:

Weder Satoshi Nakamoto noch Bitcoin hatten jemals eine Chance, außerhalb der Grenzen der konventionellen Gesellschaft zu funktionieren. Es wird Regulierung geben, es wird Verbraucherschutz geben, es wird Regeln und Steuern geben und Strafverfolgung für diejenigen, die das Gesetz brechen. Bitcoin ist keine Cyberpunk-Fantasie und auch kein Thomas Pynchon Roman. Er ist langweilig. Der Nervenkitzel ist weg. Und das ist der Grund, warum die Leute so wütend sind.

Bitcoin im Jahr 2015

Das Jahr 2015 verlief dann wieder etwas volatiler und endete grün. Am 7. April verkündete Coinfox unter dem Titel “Bitreserves neuer COO: Bitcoin wird in 5 Jahren verschwinden” einen Artikel. Damals notierte der Kurs gerade wieder bei 220 US-Dollar. Im Artikel heißt es:

Ich wäre überrascht, wenn es Bitcoin in fünf Jahren noch gäbe. BTC ist ein Mittel zum Zweck. Der Wert von Bitcoin liegt nicht in der Währung, sondern in der Technologie. Ich denke, wenn sich die Welt erst einmal an die Bitcoin-Plattform gewöhnt hat, wird der Lärm verschwinden, und die Währung wird auch verschwinden. Die wirkliche Veränderung ist die Idee, alle Barrieren zu beseitigen und sie allgegenwärtig zu machen. Mit welcher Währung oder Ware man auch immer Transaktionen durchführen möchte, man kann es tun, und zwar kostenlos. Das ist ziemlich revolutionär.

Bitcoin im Jahr 2016

Das Jahr 2016 verlief ähnlich dem Vorjahr und endete grün. Unter dem Titel: “Die Bitcoin-Bros haben gegen die großen Banken verloren, die sich nun selbst am Spiel mit der digitalen Währung versuchen” veröffentlichte Dealbreaker am 25. August einen Artikel. In dem Zeitraum notierte der BTC-Kurs bei 577 US-Dollar. Da heißt es:

Die Revolution der Krypto-Anarchisten ist vorbei. Mein Beileid. Der Rat der siegreichen Krypto-Kapitalisten lautet: Tut, was eure Eltern getan haben! Sucht euch einen Job bei der UBS, der Deutschen Bank, Santander oder BNY Mellon.

2017

“Bitcoin überschreitet 1.000 US-Dollar, aber die einzige Zahl, die zählt, ist Null”, so der Titel eines Artikels der Financial Times, der 2017 veröffentlicht wurde. Damals notierte der BTC-Kurs bei 1.034 US-Dollar.

Als Phänomen hat Bitcoin alle Eigenschaften eines Schneeballsystems, das einen ständigen Zustrom von Konvertiten benötigt, um den Preis in die Höhe zu treiben, basierend auf dem Versprechen, dass er von zukünftigen Konvertiten genutzt wird. Der endgültige Wert von Bitcoin wird also derselbe sein wie bei allen Schneeballsystemen: Null.

Weiter twitterte am 21. November 2017 ein Nutzer: “BTC in ist tot. Er wurde in zwei Teile gespalten. Es gibt Bitcoin Cash, und Bitcoin Core/Legacy. Finde dich damit ab”. Damals konnte man einen BTC noch für knapp 8.000 US-Dollar kaufen.

Das Bitcoin-Jahr 2018

Die New York Post veröffentlichte unter dem Titel “Warum Bitcoin bald nichts mehr wert sein könnte” am 4. Juli 2018 einen Artikel. 2018 war damals ein hartes Jahr für Krypto-Investoren. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung notierte der BTC-Kurs bei 6.610 US-Dollar. In diesem schreibt der Autor:

Ich dachte, wir würden den Bitcoin endlich loswerden. Aber die gefälschte “Währung”, die ich gerne Bitcon nenne, will einfach nicht verschwinden.

Bitcoin im Jahr 2019

Am 25. Februar 2019 veröffentlichte CNBC einen Beitrag, in dem der US-Nachrichtensender Warren Buffett zitiert. Der Titel war damals: “Warren Buffett sagt, Bitcoin sei eine “Illusion” und ziehe “Scharlatana” an”.

Buffett:

Bitcoin hat überhaupt keinen einzigartigen Wert. Im Grunde ist es eine Täuschung.

2020

Das Jahr 2020 verlief, den Corona-Crash im März ausgenommen, überwiegend positiv für Bitcoin. Am 28. August veröffentlichte Finextra einen Artikel mit dem prophetischen Titel “Kryptowährungen sind tot. Es lebe die digitale Währung der Zentralbank!”. Damals notierte Bitcoin bei 11.356 US-Dollar.

Im Artikel schreibt der Autor:

Eine viel intelligentere Person als ich sagte einmal, dass Kryptowährung “alles ist, was Sie über Geld nicht verstehen, kombiniert mit allem, was Sie über Computer nicht verstehen”.

2021

Am 21. Juli wurde auf Gizmodo ein Artikel mit dem Titel “Milliardär-Investor sagt, Bitcoin steuere auf 0 Dollar zu, was sehr weit vom Mond entfernt ist” veröffentlicht. Damals kämpfte Bitcoin nach einem Höhenflug, der bis in den Mai hineinreichte, wieder um die 30.000-US-Dollar-Marke.

Ich sage voraus, dass all diese Formen von Kryptowährungen, die nicht von Zentralbanken oder durch Vermögenswerte gedeckt sind, letztendlich auf Null gehen werden. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann das passieren wird, aber es ist unvermeidlich, dass sie auf Null sinken werden.

Stand heute:

Und nun? Am 7. September wurde Bitcoin erstmals ein gesetzliches Zahlungsmittel, in einem Land. Eigentlich eine gute Nachricht für BTC, zeugt es doch davon, dass die Adaption der Kryptowährung über die Jahre weiter vorangeschritten ist. Dem Marktcrash, oder besser: der Korrektur vom 7. September sollte dieser Tage nicht zu viel Gewichtung beigemessen werden. Viel mehr kann die September-Korrektur und die obigen Nachrichten aus den vergangenen zehn Jahren als Lehrobjekt dienen, dass wir uns in einem hochvolatilem Markt befinden. Und dass Korrekturen eben zum Krypto-Spiel dazugehören.

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