Bitcoin in der Schweiz (2): Ein Kampf an vielen Fronten

Bitcoin in der Schweiz Teil 2: Ein Kampf an vielen Fronten. Ein Gastbeitrag von Pascal Hügli.

Pascal Hügli
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Bitcoin Schweiz

Beitragsbild: Shutterstock

Die Schweizer Krypto-Nation: ein Widerspruch? In einem ersten Teil ging es um genau diese Frage. Doch ungeachtet des zweischneidigen Schwertes, das in der Schweiz so deutlich wie in keinem anderen Land geschliffen wird – auf einer übergeordneten Makroebene ist mit dem Aufkommen der dezentralen Blockchain-Technologie ein neuartiges Tauziehen angestossen worden. Die Welt des Bitcoins – eine (noch) nicht einheitlich oder abschließend definierbare Metainstitution – tritt als solche gegenwärtig in Konkurrenz zu anderen uns heute weitaus geläufigeren institutionellen Gebilden: Staaten, Währungen oder Unternehmen.

Bitcoin, das digitale Gold

Bitcoin imitiert auf technische Art und Weise ein Sachgeld und wird deshalb vielfach als digitales Gold bezeichnet. Als digitales Pendant soll es dem echten gelben Edelmetall künftig Konkurrenz machen. Sogenannte Goldbugs argumentieren, dass Gold historisch erprobt sei und auf eine 5.000 Jahre alte Geschichte als Wertaufbewahrungsmittel und Inflationsabsicherung zurückblicken würde.

Das verdanke das Edelmetall nicht zuletzt seiner chemischen Eigenschaft, die es beinahe unzerstörbar macht. Viele Bitcoin-Anhänger sind dieser Argumentation zugetan, fügen allerdings an: Je länger der Bitcoin Bestand haben wird, desto stärker dürfte das Krypto-Asset in die gleichen Funktionen hineinwachsen. Als Beleg dafür würden der Lindy-Effekt und das Konzept der Antifragilität gelten.

In vielleicht entscheidender Hinsicht scheint Bitcoin dem Gold überlegen zu sein. In der Tat sucht die Übertragbarkeit des Bitcoins seinesgleichen. Bitcoin-Einheiten im Wert von mehreren Millionen US-Dollar lassen sich ohne Weiteres von einem Kontinent auf einen anderen verschieben. Der Transport von Gold ist in dieser Hinsicht weitaus unbequemer und kostspieliger – die geographische Konzentration der Bestände eine notwendige Folge.

Ebenfalls entscheidend: Bitcoin-Einheiten lassen sich einfacher überprüfen und verifizieren. Wer einen vollwertigen Netzwerkknoten – auch Full Node genannt – betreibt, kann damit die gesamte Transaktionshistorie und somit jeden Bitcoin auf seinen einwandfreien Zustand prüfen. Das Feststellen gefälschter Goldbarren – beispielsweise solchen, die mit Wolfram gefüllt sind – ist wiederum ein aufwendiger und kostspieliger Vorgang.

Als absolut knappes Gut hat Bitcoin beste Voraussetzungen für ein Wertaufbewahrungsmittel. Als solches wird es aber nicht nur Gold und Silber Konkurrenz machen, sondern könnte auch das berühmt-berüchtigte Betongold ein Stück weit demonetarisieren. Aus gesellschaftlicher Sicht dürfte dies zu begrüßen sein. Je weniger Finanzmittel aufgrund entsprechender Alternativen in Immobilien und Boden «geparkt» werden müssen, desto weniger unterstehen diese einem permanenten Preisaufwertungsdruck. Was Immobilienspekulanten und Hausbesitzern wohl keine Freude bereiten dürfte, ist dafür umso erfreulicher für Mieter und Eigenheim-Aspiranten.

Verschafft Bitcoin dem Schweizer Franken dereinst Luft?

Eine beliebte Wertanlage ist auch der Schweizer Franken. Unter den nationalen Währungen ist er der Shooting-Star und gilt als sicherer Hafen schlechthin. Seit jeher versuchen Investoren und Sparer politischen Krisen und wirtschaftlichen Miseren zu entkommen, indem sie als Kapitalflüchtlinge im Schweizer Franken Zuflucht finden. Der daraus resultierende Aufwertungsdruck hat die Schweizer Nationalbank (SNB) dazu bewogen, die Landeswährung über geldpolitische Interventionen künstlich abzuschwächen, um so die Schweizer Exportindustrie zu stützen. Über negative Einlagezinsen versucht die Zentralbank zudem, das Halten von Schweizer Franken unattraktiv zu machen.

Die Aufwertungsproblematik hat in der Schweiz eine konstante Debatte entfacht. Die einen erachten eine Hartwährung für erstrebenswert und halten die geldpolitischen Interventionen für verheerend. Andere fühlen sich ausgenutzt und sehen die Schweizer Bevölkerung mit ihrem Franken als Fluchtwährung, die Kosten für eine internationale Geldaristokratie tragen. Diese Debatte könnte der Bitcoin theoretisch etwas entschärfen, indem er indirekt zu einer Normalisierung der Zinssituation führen könnte. Je mehr Menschen Bitcoin anstelle des Schweizer Franken als Fluchtwährung kaufen, desto geringer der Aufwertungsdruck und die damit zusammenhängende Notwendigkeit von negativen Einlagezinsen.

Natürlich dürfte mit einer solchen Entwicklung weniger Kapital in die Schweiz fließen, weshalb Überhitzungen und Verzerrungen auf dem Kapital- und Immobilienmarkt gedämpft würden. Weniger Kapital bedeutet aber auch weniger verfügbare Liquidität und Investitionen, was sich wiederum «at the margin», also an der Grenze, mindernd auf den Wohlstand auswirken dürfte. Aufgrund der zahlreichen entgegenwirkenden Dynamiken lässt sich über ein solches potenzielles Szenario kaum ein abschließend eindeutiges Urteil fällen.

Zum Autor

Zum Autor: Pascal Hügli ist Journalist der financialmedia AG in Zürich. Seit Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Bitcoin, Blockchain und Krypto und tritt auch als Moderator und Redner auf. Viele seiner grundlegenden Gedanken zur Thematik finden sich im kürzlich erschienenen Krypto-Buch «Ignorieren auf eigene Gefahr – die neue dezentrale Welt von Bitcoin und Blockchain».

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