Krypto-Schnäppchen: Finger weg von günstigen Coins?

Größere Mengen an Bitcoin oder Ethereum zu erwerben, scheint für viele Privatanleger mit begrenztem Budget unerschwinglich. Verlockend sind da die zahlreichen Altcoins und Memecoins im Kryptomarkt, die für weniger als 1 US-Dollar – teilweise sogar weniger als 1 Cent – gehandelt werden. Erfahre, weshalb der Kauf von Billig-Token jedoch nicht immer ohne Risiken ist und wie eine kluge Strategie aussehen kann. Der Bitcoin-Kurs hat die 100.000 US-Dollar nun bereits zum zweiten Mal erklommen und tendiert aktuell stabil über 105.000 US-Dollar. Die schiere Zahl könnte auf manchen Anleger mit einem kleinen Budget zugleich überwältigend wie abschreckend wirken. Denn einen ganzen BTC sein Eigen zu nennen, dürfte für viele Käufer bei den heutigen Preisen unerreichbar sein. Und nicht jeder Neueinsteiger im Kryptomarkt ist sich bewusst, dass er auch über den Kauf von Satoshis, der kleinsten Einheit von Bitcoin, BTC-Investor werden kann. Vielleicht wirkt es für manchen Anleger aber auch einfach nicht attraktiv, sich nur ein sehr kleines Teilstück eines Assets leisten zu können. Die Überlegung könnte deshalb lauten: Wieso soll ich mir für mein Geld nicht lieber Hunderte oder Tausende ganze Token einer günstigeren Kryptowährung kaufen? Auch mit einem kleinen Budget von nur ein paar Hundert US-Dollar lassen sich große Mengen solcher Billig-Coins kaufen. Dies suggeriert auf den ersten Blick einen vermeintlichen Mehrwert gegenüber einer Investition in BTC, ETH und Co. Doch wie in der klassischen Wirtschaftswissenschaft gilt auch hier: Preis ist nicht gleich Wert. Ein niedriger Tokenpreis bedeutet nicht automatisch ein gutes Investment. Günstige Kryptowährungen: Die Illusion des Preises Am besten lässt sich die Anziehungskraft der Billig-Coins an ein paar realen Beispielen veranschaulichen. So notiert etwa der Preis von Dogecoin (DOGE), einem der beliebtesten Memecoins, von dem sich auch Elon Musk begeistert zeigt, zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels bei nur 0,19 US-Dollar je Token. Mit einem Budget von beispielsweise 500 US-Dollar könnte sich ein Anleger also Zigtausende DOGE leisten. Oder wie wäre es mit dem Dogecoin-Klon Shiba Inu (SHIB)? Dieser Memecoin ist nochmals deutlich günstiger zu haben. Der Preis bewegte sich kürzlich bei nur 0,000013 US-Dollar je SHIB. Für 500 US-Dollar ließe sich die beträchtliche Summe von knapp 38,5 Millionen Token kaufen. Selbst mit nur 1 US-Dollar können rund 77.000 SHIB der Wallet hinzugefügt werden. Auch abseits der Memecoins locken einige Kryptowährungen mit sehr niedrigen Preisen. Cardano (ADA) etwa, eine Top-10-Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, verzeichnete vor Donald Trumps Ankündigung zur Aufnahme in die Staatsreserven Preise von rund 68 Dollar-Cent je Token. Aber auch bei einem Preis von knapp 1 US-Dollar gäbe es immerhin noch rund 500 Token. Auch der Top-10-Coin Tron (TRX) scheint ein echtes Schnäppchen. Etwa 0,27 US-Dollar wurden kürzlich je Token aufgerufen. Im Gegensatz dazu kann es ernüchternd wirken, wie viel BTC, ETH oder SOL es für 500 US-Dollar gibt. Bei einem Bitcoin-Preis von beispielsweise 100.000 US-Dollar erhält der Anleger für sein Geld rund 0,005 BTC. Bei Ethereum wird es schon etwas mehr. Gemessen an einem ETH-Kurs von 2.600 US-Dollar gäbe es immerhin fast das Fünftel eines Tokens. Wer zu Solana (SOL) greift, erhält bei Kursen von zuletzt etwa rund 160 US-Dollar immerhin mehr als 3 ganze Einheiten. Dennoch eine überschaubare Zahl im Vergleich zu den Billig-Coins. Doch warum ist dieser Preis oftmals nur auf den ersten Blick günstig und nicht immer auch preiswert? Das Spiel mit der Token-Menge Viele Einsteiger denken, je mehr Token sie besitzen, desto erfolgreicher sei ihr Investment. Dabei wird oft übersehen, dass der Preis in Relation zur verfügbaren Umlaufmenge betrachtet werden sollte. Denn eine große oder beinahe unlimitiert erscheinende Stückzahl drückt nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage der sozialen Marktwirtschaft automatisch auf den Preis. So befindet sich etwa hinter dem scheinbaren Schnäppchen von DOGE eine beachtliche Menge an Token im Handel. Genauer gesagt sind fast 150 Milliarden DOGE verfügbar. Und aktuell kommen jährlich etwa 5 Milliarden weitere Token hinzu. Es handelt sich damit um ein inflationäres Asset. Demnach müsste der Preis jedes Jahr allein in Relation zur zunehmenden Umlaufmenge steigen, um eine Entwertung zu vermeiden. Bei der vermeintlich noch günstigeren Kryptowährung Shiba Inu (SHIB) sind sogar aktuell 589 Billionen Token erhältlich. Dies relativiert den günstig erscheinenden Preis deutlich. Veranschaulichen lässt sich dies an einem Beispiel: Ein Dacia ist etwa ein sehr beliebtes Auto und für einige Menschen in der Bevölkerung aufgrund seines günstigen Preises bezahlbar. Aber ist es wirklich ein besseres Investment als ein Lamborghini oder Ferrari, die nur in sehr kleinen Mengen zu enormen Preisen produziert werden? Übertragen auf den Finanzmarkt dürften viele Anleger Bitcoin als diesen "Ferrari unter den Kryptowährungen" wahrnehmen. Doch bei seinem hohen Preis je Token sollte berücksichtigt werden, dass die jemals in Umlauf kommende Menge BTC durch das Whitepaper von Satoshi Nakamoto eindeutig auf 21 Millionen Einheiten begrenzt ist. Auch diese Zahl wirkt noch relativ hoch. Doch dabei solltest du bedenken, dass etwa 8 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Das bedeutet, dass nicht alle Menschen einen ganzen Bitcoin besitzen können, selbst wenn sie das Kapital dafür hätten. Diese relative Knappheit im Vergleich zu anderen Kryptowährungen kann den hohen Preis rechtfertigen. Die Marktkapitalisierung als wichtiger Faktor Der Preis eines Tokens allein sagt damit wenig über seinen tatsächlichen Wert aus. Als Anleger solltest du deshalb auch immer einen Blick auf die zirkulierende Menge an Token werfen, wie sie etwa bei coinmarketcap.com zu jeder Kryptowährung angegeben ist. Informiere dich auch, ob im jeweiligen Protokoll vorgesehen ist, die Umlaufmenge stetig zu erhöhen. In diesem Fall ist die Kryptowährung inflationär konstruiert, vergleichbar mit Fiat-Währungen, die durch die Notenbanken ausgegeben werden. Ist die Umlaufmenge hingegen limitiert wie bei Bitcoin oder ist ein Token-Burn vorgesehen, bei dem die Umlaufmenge sogar sinkt, ist dies potenziell wertsteigernd. Weiterhin lohnt sich ein Blick auf die Marktkapitalisierung der verschiedenen Kryptowährungen. Diese errechnet sich, indem der aktuelle Preis pro Coin mit der zirkulierenden Menge multipliziert wird. Etablierte Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Solana verfügen entsprechend über einen hohen Marktwert, der sich im Bereich von Milliarden oder sogar Billionen US-Dollar, wie im Fall von Bitcoin, bewegt. Ein sehr niedriger Token-Preis in Kombination mit einer niedrigen Marktkapitalisierung kann damit durchaus ein Warnsignal für Anleger sein, dass es sich nicht um einen etablierten Coin handelt. Billig ist nicht gleich unseriös Jedoch gibt es auch keine Gesetzmäßigkeit, dass du von jeder Kryptowährung mit einem niedrigen Token-Preis automatisch die Finger lassen solltest. Kryptowährungen wie XRP, derzeit verfügbar für rund 2,2 US-Dollar je Einheit, Cardano (ADA) oder selbst Dogecoin lassen sich durchaus zu den etablierten Kryptowährungen zählen, auch wenn sie im Vergleich zu Bitcoin oder Ethereum günstig erscheinen. Wichtig ist es deshalb, sich abseits der genannten Indikatoren auch die Geschäftsmodelle einmal näher anzusehen. Du solltest dich vor dem Kauf einer Kryptowährung immer darüber informieren, wie seriös und zukunftsfähig das Projekt ist, ganz unabhängig vom Preis der Kryptowährung. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn du dich für neue Projekte am Markt interessierst und etwa in einem Presale vor dem offiziellen Start auf Handelsbörsen investieren möchtest. Gerade in solchen Fällen ist es eine bewusste Strategie, Anleger mit niedrigen Einstiegspreisen und einer vermeintlich steilen Wachstumskurve mit hohen Renditechancen zu locken. Diese Herangehensweise der Initiatoren ist durchaus nachvollziehbar, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und in kurzer Zeit viele Investorengelder einzusammeln. Sie muss auch nicht unseriös sein. Neben den schwarzen Schafen kommen tatsächlich auch immer wieder innovative Projekte mit interessanten Ansätzen auf den Markt. Aber nur eigenes Research kann dich davor schützen, in Scams zu investieren. Folgende Risiken bestehen für dich beim Kauf von Billig-Coins: Mangelnde Regulierung: Viele dieser Projekte agieren in einem rechtlichen Graubereich, was zu Unsicherheiten führt und das Risiko eines Totalverlusts erhöht. Hohe Volatilität: Niedrigpreisige Token können extrem schwanken – oft steigen sie in Zeiten von Hype rasant, fallen aber ebenso schnell wieder ab. Liquiditätsprobleme: Insbesondere bei neuen oder kleineren Projekten ist die Handelsliquidität oft gering, was den Ausstieg aus einer Position erschweren kann. Scams und Pump-and-Dump-Schemata: Projekte, die mit extrem niedrigen Preisen werben, können darauf abzielen, Investoren anzulocken, um dann durch Insidergeschäfte oder abruptes Abverkaufen hohe Gewinne zu erzielen – auf Kosten der späten Anleger. Um dich zu schützen, solltest du auf folgende Kriterien achten: Tokenomics: Wie ist die Token-Verteilung gestaltet? Gibt es eine maximale Angebotsgrenze oder sind ständig neue Token im Umlauf? Marktkapitalisierung: Eine niedrige Marktkapitalisierung kann Chancen bieten, ist aber auch mit höheren Risiken verbunden. Entwicklerteam und Community: Ein engagiertes und transparentes Team sowie eine aktive Community sind oft ein gutes Indiz für die langfristige Stabilität eines Projekts. Anwendungsfälle: Hat das Projekt einen realen Use Case oder dient es lediglich der reinen Spekulation? Hier ist eine kritische Prüfung besonders wichtig, um nicht in ein "Hype-Projekt" zu investieren, das sich als wertlos erweist. Strategie für erfolgreiche Anleger: Diversifikation als Schlüssel Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Preis eines Coins nur ein kleiner Teil der gesamten Investment-Formel ist. Ein niedriger Preis kann zwar verlockend sein, doch ohne eine solide Grundlage und einen klaren Anwendungsfall kann dieser Preis trügerisch sein. Investoren müssen also tiefer graben und vor allem die zugrunde liegenden wirtschaftlichen und technischen Faktoren analysieren. Um dennoch auch von den Chancen zu profitieren, die günstige Token bieten können, etwa auch Memecoins oder Presale-Projekte, solltest du eine diversifizierte Anlagestrategie wählen. So kannst du vorgehen: Sichere Basispositionen: Investiere einen Großteil deines Budgets (zum Beispiel 80 Prozent) in etablierte Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Diese Coins haben sich über Jahre bewährt, verfügen über eine breite Akzeptanz und eine gewisse Sicherheit in einem ansonsten volatilen Markt. Gezielte Risikopositionen: Den restlichen Anteil (20 %) kannst du in günstigere Token oder Presale-Projekte investieren, die ein hohes Wachstumspotenzial versprechen. Regelmäßige Überprüfung: Der Kryptomarkt verändert sich ständig. Überprüfe daher regelmäßig die Fundamentaldaten deiner Investments und passe dein Portfolio bei Bedarf an. Nutze hierzu Tools und Plattformen, die dir aktuelle Marktdaten und Analysen liefern. Langfristiger Horizont: Kurzfristige Spekulation kann zu schnellen Gewinnen führen – birgt aber auch das Risiko plötzlicher Abstürze. Eine langfristige Perspektive hilft dir, Marktschwankungen auszusitzen und von fundamentalen Entwicklungen zu profitieren. Risiko-Management: Setze nie mehr Kapital ein, als du bereit bist zu verlieren. Gerade in einem Markt, der oft von Hypes und Panikverkäufen geprägt ist, ist ein konsequentes Risikomanagement essenziell. Verwende Stop-Loss-Orders und überlege dir genau, wie viel deines Gesamtbudgets du in spekulative Investments stecken möchtest. Der Kauf von Kryptowährungen unter 1 US-Dollar ist also nicht per se schlecht – doch wie so oft im Leben gilt: Nicht alles, was billig ist, ist auch wirklich preiswert. Dieser Artikel erschien erstmals am 11. März 2025 und wurde vor der erneuten Veröffentlichung überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Billig ist nicht gleich preiswert Krypto-Anleger auf Schnäppchenjagd: Finger weg von günstigen Coins?

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