MACD, RSI, EMA – Die technische Kursanalyse

Die technische Kursanalyse am Beispiel von Bitcoin. Wir zeigen euch wie ihr Kurse lesen und daraus wichtige Rückschlüsse ziehen könnt.

Technische Analyse als Massenpsychologie

Generell ist die technische Kursanalyse nichts weiter als der Versuch, das Verhalten der Masse zu analysieren, die Stärke der Käufer und Verkäufer (dh. der Bullen und der Bären) zu bestimmen und daraus das zukünftige Verhalten abzuschätzen.

Das Verhalten eines einzelnen Teilnehmers am Markt ist nicht vorhersehbar. Anders ist es mit der Masse, sodass sich aus dieser Annahme heraus Rückschlüsse auf gewisse Muster und Trends ziehen lassen. Sachlogische, ökonomische Motive spielen dabei keine Rolle, da diese lediglich für die Fundamentalanalyse von Relevanz sind.

Hier geht es um die technische Analyse: uns sind sachliche Gründe für Kurswechsel egal, wir schauen nur auf Massenverhalten.

DASH_Kurs

Im weiteren Verlauf werden wir die vier Panels, die in den Kursanalysen bisher immer verwendet werden, genauer betrachten. Diese enthalten nicht zwingend die Indikatoren, die man benutzen sollte – es hat sich bisher nur bewährt, auf diese zu schauen. Kann also auch sein, dass irgendwann neue dazu kommen oder bestehende ganz ersetzt werden.

Als Beispiel schauen wir mal auf den Kurs des DASH. Nicht, dass ich den entsprechenden Kurs nun regelmäßig besprechen will, aber man kann hier betrachten wie sich ein Kurs in den verschiedenen Indikatoren darstellt.

Der Main Panel – Candlesticks, Volume und EMA

Das erste Panel zeigt den Kursverlauf an sich. In der hier gewählten Darstellung kommt alle 60 Minuten eine neue so genannte Kerze (auch Candlesticks genannt) dazu. Kerzen sind diese roten bzw. grünen Boxen, mit ihrer Farbe, ihrer Größe und ihren Spitzen weitere interessante Informationen offenbaren:

Die Grenzen der Box selbst sind der erste bzw. der letzte Kurswert während des 60 min Fensters (Open und Close).

Falls der letzte Kurswert über dem ersten liegt, ist der Kurs innerhalb der 60 min angestiegen, was durch eine grüne Box angezeigt wird. Das umgekehrte Szenario wird durch eine rote Box angezeigt.

Die Striche auf der Ober- bzw. Unterseite der Box zeigen die absoluten Höchst- bzw. Niedrigwerte innerhalb dieser Periode (High- und Low). Das sind oft Ausreißer, können aber auch einen gewissen Übereifer seitens der Bullen und Bären aufzeigen.

Neben diesen Kerze können wir dem ersten Panel noch mehr Informationen entnehmen. Man sieht unten weitere grüne bzw. rote Balken, die von einer blauen Fläche überlagert sind. Die grünen bzw. blauen Balken stehen für das Volumen, das innerhalb der betrachteten 60 min gehandelt wurde. Die Farbe orientiert sich dabei an der Farbe der aktuellen Kerze.
Mit der blauen Fläche kommen wir schon zu unserem ersten Indikator: Es handelt sich dabei um einen gleitenden Mittelwert, d.h. einen Durchschnitt der letzten 20 Volumen.

Ziel ist, darüber eine Information über Volumen-Entwicklungen zu erhalten. Wenn Leute weniger kaufen oder verkaufen ist das eine ebenso wichtige Information wie der aktuelle Kurspreis, man kann beispielsweise daran erkennen, ob den Bullen langsam die Luft ausgeht.

Schließlich sind im ersten Panel noch zwei so genannte exponentielle gleitende Mittelwerte, auf englisch Exponential Moving Averages, kurz EMA. Dabei werden für die blaue Linie die letzten hundert, für die rote Linie die letzten zweihundert Kurswerte (genauer gesagt die letzten Closes) betrachtet.

Der exponentielle gleitende Mittelwert unterscheidet sich vom regulären gleitenden Mittelwert, indem neueren Werten eine höhere Gewichtung gegeben wird als älteren. Im Trading sind jüngere, aufkommende Entwicklungen für uns dramatischer als irgendwelche dramatischen, aber alten Kursschwankungen. Wenn der Kurs unter einem langfristigen EMA ist, agiert dieser oft als Resistance, ist der Kurs darüber, stellt er einen Support dar.

Es ist oft hilfreich, sich einen kurzen und einen langen EMA anzusehen (weshalb EMAs mit 100 bzw. 200 Kurswerten gewählt wurden). Wenn ein kürzerer EMA einen längeren überschreitet, spricht das dafür, dass ein stabiler Aufwärtstrend sich entwickelt hat, weshalb man das auch als ein Bullish Crossing bezeichnet. Umgekehrt ist das Fallen des kurzen EMA unter den langen EMA ein Bearish Crossing, da das einen langfristigen Kursfall bezeichnet.

Der zweite Panel – MACD

Kommen wir zum zweiten Panel, dem MACD: Der MACD, was für Moving Average Convergence/Divergence steht, ist ein Indikator, der sich das Verhalten zwischen drei gleitenden Mittelwerten genauer ansieht. Dabei werden für die MACD-Betrachtung drei Linien herangezogen:

  • Die MACD-Linie (blau) , die die Differenz zwischen einem EMA über die letzten zwölf Messungen und einem EMA über die letzten 26 Messungen darstellt.
  • Einer Signal-Linie (orange), die ein EMA der MACDS-Linie über neun Messungen ist.
  • Einem Histogramm (rot schraffiert), das die Differenz zwischen den beiden genannten Linien anzeigt.

Grob ist jedoch folgendes Festzuhalten: Die MACD-Linie gibt einem eine Information über die längerfristige Kursentwicklung. Im obigen Abschnitt wurde auf bullish und bearish crossings der beiden EMA-Linien hingewiesen, eine Information, die mit der MACD-Linie quantifiziert wird. Ist diese unter null, ist der EMA 26 über dem EMA 12, was für einen länger anhaltenden Trend abwärts spricht. Bei einer positiven MACD-Linie ist der EMA 12 über dem EMA 26, was für einen Aufwärtstrend spricht.

Man kann diesbezüglich betrachten, ob die MACD-Linie gerade die Null-Linie passiert: Ein positiv werdender MACD ist ein bullishes Signal, ein MACD, der gerade negativ wird, ein bearishes Signal.

Nun kommt noch das Signal dazu, das letztlich eine Art Maß für Trendschwankungen ist. Hier kann man die Betrachtung mehrerer gleitender Mittelwerte auf ein weiteres Level heben und sich das Verhalten der MACD-Linie im Vergleich zum Signal anschauen. Wenn das Signal unter der MACD-Linie liegt, bedeutet das, dass der Kurs sich in letzter Zeit sich positiv entwickelt hat.

Ein Signal über der MACD-Linie ist ein Zeichen dafür, dass es dem Kurs aktuell schlecht geht. Die Differenz dieser beiden Linien kann man anhand des Histogramms erfahren: ein negatives MACD-Histogramm bedeutet, dass das Signal über der MACD-Linie liegt, ein positives MACD-Histogramm steht für eine MACD-Linie über dem Signal.

Generell sind Zeitpunkte, in denen sich die Signal- und die MACD-Linie überkreuzen, Zäsuren und markieren eine Trendumkehr, man spricht dann von Bullish, respektive Bearish reversals.

Schließlich kann man noch die Bullish und Bearish Divergences erwähnen, Situationen, in denen sich der aktuelle Kurs und der MACD zu widersprechen scheinen. Beispielsweise könnte der Kurs leicht fallen, während der MACD ansteigt. Das kann ein Signal für eine kommende Trendwende sein.

Das Dritte Panel – RSI

Kommen wir zum dritten Panel, dem Relative Strength Index oder kurz RSI: Hier wird betrachtet, wie sich der Kurs innerhalb der letzten Zeit verhalten hat. Ich betrachte hier 14 Messungen, man kann auch diese Zahl variieren.

Es wird damit die Entwicklung in jüngster Zeit untersucht. Da Märkte oft eher träge sind, möchte man damit, wie auch mit den anderen Indikatoren, aktuelle Trends erkennen und daraus eine mögliche Zukunft prognostizieren.

Was konkret betrachtet wird, ist, was für durchschnittliche Kurssteigerungen und Kursfälle es innerhalb der betrachteten Periode gab. Die Formel ist wie folgt:

100 – 100/(1+ Gewinn/Verlust)

Ist also Gewinn = Verlust erhalten wir einen RSI von 50, weshalb dieser Wert neutral bewertet wird. Wenn der Gewinn größer als der Verlust ist, wird der Wert größer als 50, wenn der Verlust größer als der Gewinn ist, wird der Wert kleiner als fünfzig sein.

Zwei Begriffe im Rahmen RSI sind “overbuying” und “overselling”. Standard dabei ist, dass ein RSI über 70 als überkauft und unter 30 als überverkauft gesehen wird.

Letztlich sind das nur Erfahrungswerte: Man sagt, dass Verhältnisse zwischen Gewinn und Verlust, die über 2:1 (bzw. 1:2) liegen, Zeichen dafür sind, dass bald eine Trendwende folgen muss, weil solche Verhältnisse als dramatisch gelten.

Accumulation/Distribution

Der Accumulation-/Distribution-Chart versucht ein Maß dafür zu sein, das Angebot und Nachfrage – oder das Kauf- und Verkaufsverhalten messen will. Dazu wird für jede Kerze folgende Formel berechnet:

Accumulation/Distribution = vorherige Accumulation/Distribution + ((Close – Low) – (High – Close)) / (High – Low) * Transaktionsvolumen

Letztlich besteht die Formel aus drei Teilen: Dem vorherigen Accumulation-/Distribution-Wert, dem so genannten “Money Flow Multiplier”, der dem Bruch in der Mitte entspricht, und dem Transaktionsvolumen.

Zum Erklären dieses Indikators fangen wir mit dem Money Flow Multiplier an: Letztlich betrachten wir damit ein Verhältnis zwischen dem Abschlusspreis einer Periode (d.h. dem letzten Preis in einer Kerze) und dem Unterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Preis innerhalb derselben Periode.

Der Wert kann zwischen -1 und 1 liegen. Sollte der Closing Price näher am Höchstwert stehen, wird der Wert positiv und nahe an eins sein. Wenn der Closing Price näher am Niedrigwert steht, wäre der Wert näher an -1.

Dieser Wert wird mit dem aktuellen Transaktionsvolumen multipliziert: Man kann damit sehen, wie stark die Käufer bzw. Verkäufer sind. Durch die Multiplikation des Money Flow Multiplier erhält man ein Maß für den aktuellen Status der Bullen bzw. Bären.

Dieser Wert wird nun mit dem vorherigen Accumulation-/Distribution-Chart addiert. Damit wird etwas ähnliches wie ein gleitender Mittelwert konstruiert; ein Bullenrun würde dazu führen, dass der Accumulation-/Distribution-Chart nachhaltig angestiegen ist.

Was kann man nun darüber lernen? Zum Einen kann das Verhalten bezüglich Akkumulation und Distribution den Kurs bestätigen und damit insgesamt ein Signal für einen besonders starken Trend geben.

Interessanter sind Divergenzen: Wenn der Kurstrend und der Accumulation-/Distribution-Chart sich widersprechen: Ein steigender Preis, der von einem sinkenden Accumulation-/Distribution-Chart begleitet wird, ist ein Signal für ein baldiges Ende des Uptrends und umgekehrt.

Indikatoren und Trendwenden

So viel zu den Indikatoren.Wichtig ist bei all dem eine Sache zu beachten: Die Indikatoren sind alles Hinweise auf aktuelle Trends. Man möchte diese aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und ihre Stärke bzw. Schwäche erkennen.

Mithilfe von Indikatoren kann man allmähliche Trendwenden erkennen. Nun gibt es natürlich auch immer dramatische Ereignisse, die einen solchen Trend abrupt beenden können. Deshalb sind Indikatoren natürlich keine Garantie auf Gewinn!

Ich hoffe, wir konnten die verwendeten Indikatoren ein wenig erklären!

BTC-ECHO