Ethereum: Wie abhängig ist ETH von Amazon?

Dezentralität ist Teil der Ethereum-DNA – soweit die Theorie. De facto sind Nodes von Cloud-Dienstleistern wie Amazon abhängig. Ein Spiel mit dem Feuer? Klammheimlich baut Amazon seinen Einfluss im Krypto-Sektor stetig aus. Nicht mal aktiv: die Blockchains kommen von alleine. Die Mehrzahl der Ethereum Nodes läuft inzwischen über den Amazon Web Service, der Cloud-Computing-Plattform des Internetriesen. Dezentralität scheint sich somit immer mehr auszuhöhlen. Wie problematisch eine solche Abhängigkeit sein kann, davon kann die Solana-Community ein Lied singen. Bis sich diese Schieflage geraderückt, rechnet Ethereum-Gründer Vitalik Buterin aber noch mit einigen Jahren. Welchem Risiko setzt sich Ethereum damit aus? 60 Prozent aller Ethereum-Nodes laufen aktuell über den Amazon Web Service. Gerade einmal sechs Prozent nutzen die Google Cloud. Von keinem anderem Anbieter hängt das Netzwerk so sehr ab wie von Amazon – ein seidener Faden, der schon mal reißen kann. Node-Verteilung auf Server-Anbieter | Quelle: Ethernodes Es ist schon etwas ironisch: Gerade wegen der Dezentralität scheint sich der Node-Betrieb auf Amazon zu bündeln, wie Parithosh Jayanthi, Entwickler bei der Ethereum Foundation, gegenüber BTC-ECHO erklärt: "Als dezentralisiertes Netzwerk gibt es für uns im Protokoll keine Möglichkeit zu verhindern, dass Leute alle ihre Nodes über einen einzigen zentralen Web-Provider laufen lassen". Warum sich so viele für Amazon entscheiden: "einfache Skalierbarkeit und eine hohe Betriebszeit". Solana mit blauem Auge davongekommen Unkritisch ist diese Entwicklung nicht. Schon aus idealistischen, aber auch praktischen Gründen, wie sich beim Netzwerkausfall von Ethereum-Konkurrent Solana bereits gezeigt hat. Im November letzten Jahres drehte der deutsche Web-Dienstleister Hetzner Solana den Saft ab, über 1.000 Validatoren waren kurzerhand offline. Hetzner verwies auf geltende AGBs, in der Solana-Community wurden die scheinbar ignoriert. Ähnliche Gefahr bestünde grundsätzlich auch bei Ethereum, meint Parithosh: "Wenn besagter Web-Provider alle Nutzer einer bestimmten Klasse blockiert, würde dies dazu führen, dass alle diese Nodes offline gehen". Den Worst Case, einen Ethereum-Totalausfall, könne man aber ausschließen. "Ethereum-Nodes müssen nicht alle Validatoren sein, die Betriebszeit der Validatoren ist das, was die fortlaufende Blockproduktion der Chain gewährleistet". Ein Wegbruch vieler Nodes bedeute somit "nicht notwendigerweise, dass Ethereum als Blockchain offline geht", darunter leiden würde "nur der geschäftliche Anwendungsfall". Auch daher sei es, so der Entwickler, "extrem wichtig, dass Ethereum-Nodes in einer Vielzahl von Regionen und Diensten gehostet werden, um einen Single Point of Failure zu vermeiden". Das gewährleiste "eine sehr widerstandsfähige Blockchain". Außerdem schützt sich das Netzwerk so auch vor regulatorischen Eingriffen. "Staatenlose" Ethereum-Nodes Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin macht die Zentralisierung der Nodes als eine der größten Schwachstellen des Netzwerks aus. Auf der diesjährigen Korea Blockchain Week schätzt der geniale Programmierer: Bis sich Ethereum aus den Klauen von Amazon und Co. befreit, könnten gut 10, vielleicht eher 20 Jahre vergehen. Eine Lösung, die unter "Statelessness" diskutiert und entwickelt wird, ist die Verringerung der Datenmenge. "Heute braucht man Hunderte von Gigabytes an Daten, um eine Node zu betreiben", so Buterin. "Mit stateless Clients können Sie eine Node mit praktisch null Daten betreiben". Dieser Ansatz würde es, erklärt Parithosh, "ermöglichen, die Blockchain auf triviale Weise zu verifizieren". Dadurch könne "eine weitaus größere Anzahl von Nodes der Blockchain folgen", die das Netzwerk wiederum "zu extrem niedrigen Kosten nutzen" könnten. Win-win also. Zudem würde sich auch "die Einstiegshürde erheblich reduzieren". Der Node-Betrieb werde letztlich günstiger, schlucke weniger Ressourcen, soll dadurch in Zukunft auch vom Smartphone aus händelbar sein. "Längerfristig gibt es einen Plan, vollständig verifizierte Ethereum-Nodes zu unterhalten, die man buchstäblich auf seinem Telefon nutzen kann", stellt Buterin in Aussicht. Derzeit befinden sich solche Konzepte, technisch gesprochen: der Wechsel von Merkle zu Verkle trees, noch "in der Implementierungs- und Testphase". Auch Parithosh rechnet mit einigen Jahren Forschungsarbeit. Solange wird der Schatten von Amazon wohl noch über Ethereum liegen.

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