Ist Bitcoin eine Blase?

In unserem Dreiteiler erkunden wir, was Spekulationsblasen ausmacht, ob wir uns momentan in einer Blase befinden und wie die Zukunft aussehen könnte. Heute: Ist Bitcoin eine Blase?

Phillip Horch
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Wie wir in Teil 1 unter anderem gelernt haben, ist die Spekulationsblase eine Marktsituation, in der die Preise von Gütern über ihrem inneren Wert liegen. Wie bei der Tulpenmanie oder der Dotcom-Blase lassen sich Menschen von der Gier nach dem schnellen Geld treiben. Während einige Wenige als Gewinner dastehen, verlieren viele, die in ihrer Verblendung blind investierten. Doch befinden wir uns aktuell auch in einer solchen Situation? Ist Bitcoin eine Blase? Hier stellt sich zunächst die Frage nach dem inneren Wert, dem Fundamentalwert von Bitcoin.

Die Frage nach inneren Werten – des Pudels Kern

Strenggenommen, da sind sich viele Forscher einig, hat Bitcoin keinen fundamentalen Wert. Man kann ihn weder essen noch jemanden damit bewerfen – was soll er schon wert sein? Theoretisch könnte man hier die Betrachtung schon abbrechen. Ist Bitcoin eine Blase? Ja. Doch erinnern wir uns an die Grundidee hinter Bitcoin.

Bitcoin, so die Vision von Satoshi Nakamoto, soll ein digitales Peer-to-Peer-Bezahlsystem darstellen. Ohne Mittelsmänner, ohne Institutionen und damit: ohne Banken. Ohne Zinsen, ohne Vertrauen in etwas außerhalb der Technologie legen zu müssen. Und das ist, im weitesten Sinne, der fundamentale Wert von Kryptowährungen beziehungsweise: der Technologie, also der Blockchain und all ihrer Kinder.

Immer wieder Venezuela – Geld ist Vertrauenssache

Venezuela verdeutlicht auf tragische Weise, welchen Wert Kryptowährungen haben können: Die Inflationsrate stieg in dem südamerikanischen Land irgendwann so stark an, dass das Geld am Abend nur noch einen Bruchteil dessen wert war, was es am Morgen gekostet hatte. Der Staat schaffte die landeseigene Währung ab, die Blase war geplatzt. In der Folge verwendete der Staat Fremdwährungen, doch auch diese stießen bald an ihre Grenzen. Entweder berechneten die Banken viel zu hohe Gebühren oder es war schlicht und einfach kein Geld da, das aus dem Automaten kommen konnte. Und hier kam Bitcoin ins Spiel – die Menschen vertrauten der Technologie viel mehr als den Institutionen. Ist Bitcoin also eine Blase? Das spielt hier keine Rolle. Hat die Kryptowährung fundamentalen Wert? Offenbar schon.

Sollte Bitcoin also eine Blase sein, kann die Kryptowährung wie in Venezuela den größten aller Blasen den Rang streitig machen: dem von Zentralbanken herausgegebenen Fiatgeld. Denn: Fiatgeld ist auch „nur“ eine Blase; der US-Dollar besteht zu 75 Prozent aus Pappe und zu 25 Prozent aus Papier. Der tatsächliche fundamentale Wert ist letztlich Vertrauen. Fiatwährungen sind genau so viel Wert wie das Papier, auf dem sie gedruckt sind.

Welche Blase platzt zuerst?

Und hier kommt es letztlich doch auch darauf an, welche Blase nun zuerst platzt. Man muss gut abwägen. Wird sich das Misstrauen gegenüber Institutionen durchsetzen? Kann es dazu kommen, dass das Vertrauen in die Technologie auf der anderen Seite groß genug ist, um die andere Blase zum Platzen zu bringen?

Noch eine wichtige Frage drängt sich auf: Wie misst man den Wert von Vertrauen? Für manche ist es unbezahlbar, für andere vollkommen überbewertet. Die Marktsituation der Kryptowährungen hat sich inzwischen geändert. Auch wenn der Bitcoin-Kurs bisweilen stark schwankt, scheint der Spekulationsanteil insgesamt weniger hoch. Spätestens mit dem Kapital der institutionellen Investoren sowie einer größeren Verbreitung scheint Bitcoin eine bessere Geldanlage zu sein als noch etwa im Dezember 2017.

Dennoch: Der Markt hat ganz klaren Blasencharakter, streng genommen ist Bitcoin genau so wie Fiatwährungen eine Blase. (Und beide sind schon oft geplatzt!) Doch soll uns das tatsächlich stören?

Ist Bitcoin eine Blase?

Fest steht: Im Kryptoversum werden noch mehrere Blasen platzen – die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Denn unsere Situation ist eine ganz ähnliche wie zu Beginn der Dotcom-Blase. Da gibt es diese neue bahnbrechende Technologie auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es Trittbrettfahrer, die so viel Kapital wie möglich aus der Blase ziehen wollen, bevor sie platzt. 

Was wir brauchen, sind weniger Kryptowährungen, dafür solche, die funktionieren. Ob Bitcoin und das Lightning Network es schaffen, die Skalierungsprobleme in den Griff zu bekommen oder ob sich Ethereum mit den Smart Contracts letztlich etablieren wird – das weiß man bisher nicht. 

Eins ist sicher: Die Krypto-Blase wird noch öfter platzen. Doch die Blockchain-Technologie wird sich durchsetzen, in welcher Form auch immer. Ob sich Bitcoin als Währung durchsetzen wird, ist ungewiss. Als klassische Anlageform im Sinne eines Assets oder als digitales Gold hat es viel mehr Chancen. 

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