Vom Wert Bitcoins – Die BayernLB versammelt das Who-is-Who der BIockchain-Szene in München

Bitcoin: Wertanlage, Zahlungsmittel oder Blase? Skalierbarkeit, Nachhaltigkeit, Sicherheitsaspekte und internationale Finanzpolitik – die Themen der Konferenz „Value of Bitcoin“ am 3. Juni in München waren breit gefächert. Die Bayerische Landesbank hatte ausgewiesene Bitcoin-Kenner, namhafte Autoren und Größen aus der Finanzwelt als Redner gewinnen können und ein abwechslungsreiches Programm aus Vorträgen und Podiumsdiskussionen zusammengestellt. Ziel der Organisatoren um Daniel Wingen war es, eine Veranstaltung der Extraklasse zu den spannendsten Fragen rund um Bitcoin auf die Beine zu stellen. Das Konzept ging auf.

Brigitte Bernhardt
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Valoe of Bitcoin Conference Munich

Beitragsbild: Courtesy of VoB taken by Enid Valu

| Courtesy of VoB taken by Enid Valu

Als Auftakt stimmte Giacomo Zucco mit viel Esprit das Publikum auf einen spannenden Konferenztag ein. „Alles, was sie dir über Bitcoin erzählt haben, ist eine Lüge“ lautete der Titel seines Vortrags. Der Bitcoin-Maximalist räumte mit einigen Mythen um die Mutter aller Kryptowährungen auf und verkündete selbstbewusst:

Ich weiß, dass Bitcoin scheitern könnte, aber ich weiß auch, dass alle anderen scheitern werden.

Mit der Technik hinter Bitcoin beschäftigte sich der Quantenphysiker Dr. Stepan Snigirev in seinem Vortrag zur Sicherheit von Private Keys. Er erläuterte die verschiedenen denkbaren Angriffe, einschließlich Quantenangriffe.

In der ersten Podiumsdiskussion des Tages „Sicherheit und Risiko bei Bitcoin aus technischer Sicht“ wurde dieses Thema fortgesetzt. Mit Stepan Snigirev diskutierten Jörg Hermsdorf und Dan Held, deren Vorträge später zu hören waren. Moderator war der bekannte Podcaster Peter McCormack. Eine Erkenntnis aus dieser Runde: Etwas zu besitzen, das man ganz alleine kontrollieren kann, gibt einem Freiheit – auch die Freiheit, seine Coins für immer zu verlieren. Ferner benannte McCormack einen weiteren Aspekt des Freiheitsgedankens: nämlich dem von Bitcoin als Instrument für Menschen, die in Ländern mit totalitärem Regime leben.

„Good money, bad money“

Über gutes Geld und schlechtes Geld sprach Prof. Dr. Thorsten Polleit in seinem Vortrag. Der Chefökonom der Degussa, Europas größtem Anbieter für Edelmetalle, ist ehemaliger Investmentbanker und glühender Verfechter eines freien Geldmarkts. Neben Gold und Silber ist Bitcoin seiner Meinung nach ein vielversprechender Kandidat im Wettbewerb um gutes Geld. Ein Highlight der Veranstaltung konnte das Publikum schon am Vormittag genießen: die Rede von Prof. Dr. Saifedean Ammous, dem Autor des Buches „The Bitcoin Standard“. Er sprach über den negativen Einfluss der Zentralbanken auf Wirtschaft und Gesellschaft und stellte die These auf, dass Bitcoin die härteste Währung ist, die jemals erfunden wurde.

Um die Frage ob Zentralbanken durch Bitcoin unter Druck geraten, ging es in der anschließenden Podiumsdiskussion, die Valentin Schmid moderierte. Zu den beiden Vorrednern kamen als Vertreter der Banken Dr. Christopher Waller und Jochen Metzger hinzu. Polleit warf in die Runde:

Wir sprechen hier über Bitcoin, diesen neuen Geld-Kandidaten, wie ich ihn bezeichnen würde. Das größere Thema ist jedoch das Recht auf Selbstbestimmung, das Geld wählen zu dürfen, das man verwenden möchte. Dies wird durch das System der Zentralbanken systematisch verhindert.

Jochen Metzger, Generaldirektor bei der Deutschen Bundesbank intervenierte mit einem erfrischend ehrlichen Statement:

Ohne die EZB und ihre (missbräuchliche) Währungspolitik würde es den Euro nicht mehr geben. Ob das gut ist oder schlecht, ist eine andere Frage. (…) Wenn er so beschaffen wäre, wie Bitcoin, hätte der Euro die Euro-Krise nicht überstanden.

Dies kommentierte Saifdean Ammous mit dem Einwurf „Nein! Es hätte die Krise nicht verursacht.“ Das Publikum genoss den respektvoll geführten Schlagabtausch offensichtlich und spendete dem Panel reichlich Lacher und Szenenapplaus.

Zentralbanken: Verursacher oder Retter in der Krise?

In den Nachmittagsvorträgen ging es zunächst um die Themen digitales Zentralbankgeld und Digital Cash. Referenten waren Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom bei der Hamburg Commercial Bank und Lehrbeauftragter an der Frankfurt School of Finance and Management. und Prof. Dr. Gerald Mann, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der privaten Fachhochschule FOM in München und Mitautor des Buches „Bargeldverbot“.

Für de la Rubia sollten Kryptowährungen unbedingt auch aus der Perspektive von Entwicklungsländern betrachtet werden, in denen Bitcoin einen großen Mehrwert bieten kann. Gerald Mann erläuterte in seiner Rede eindrucksvoll, wie die Abschaffung des Bargelds den Befürwortern der Negativzinsen in die Hände spielt, was wiederum Konsum und Investitionen fördern soll. Er bezeichnet Negativzinsen als „Konsumverweigerungssteuer“ und kam zu dem Schluss, dass Bitcoin ein Ausweg aus der Negativzins-Politik sein kann.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit Moderator Jürgen Seitz haben sich die Zentralbank-Vertreter Christopher Waller und Jochen Metzger erneut in die Höhle des Löwen begeben. Neu hinzu kam Prof. Dr. Aleksander Berentsen, Wirtschaftstheoretiker an der Universität Basel und Mitautor des Buches „Bitcoin, Blockchain and Cryptoassets“. Er sieht in Bitcoin den wichtigsten Beitrag zur Wirtschaft im 21. Jahrhundert, mit dem Potenzial, das Finanzsystem und viele Bereiche in Wirtschaft und Verwaltung grundlegend zu verändern.

Bitcoin – eine missverstandene Technologie

Sein fundiertes Fachwissen teilte Michel Rauchs, Forschungsleiter am Cambridge Centre for Alternative Finance in seinem Beitrag „Alle (Krypto-)Wege führen zu Bitcoin“. Er argumentierte, dass Bitcoin und andere Kryptowährungen ineffizient sein müssen, um zu verhindern, dass ein einzelner Akteur die Kontrolle übernimmt.

Einen spannenden Exkurs sowohl in die Geschichte der Technik als auch in die hochaktuellen Themen Lightning Network und Streaming Money unternahm Jörg Hermsdorf in seinem Vortrag „Bitcoin – Beyond money as we know it today“. Der Mitbegründer von Conserve Blockchain Service zeigte auf, dass es sich bei Bitcoin um eine meist missverstandene Technologie handelt. Nur wenige würden die monetären und nicht-monetären Use Cases für das 21. Jahrhundert erkennen, die Bitcoin ermöglicht. „Bitcoin könnte unsere Spezies vom 21. ins 22. Jahrhundert führen“, so sein Fazit.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Dr. Alexis Eisenhofer, Hans-Jörg Naumer, Max Keidun and Giacomo Zucco standen sich indes erklärte Bitcoin-Befürworter und rigorose Skeptiker gegenüber. Für Hans-Jörg Naumer, Leiter Global Capital Markets & Thematic Research bei der Allianz, erfüllt Bitcoin nicht die Kriterien für eine Anlageklasse. Wir befänden uns zudem inmitten der Bitcoin-Blase, so sein Statement. Alexis Eisenhofer, Geschäftsführer von financial.com stimmte den Ausführungen von Naumer zu und hatte mit seinen Ergänzungen zu Regulierung und Finanzpolitik keinen leichten Stand beim überwiegend Bitcoin-affinen Publikum. Max Keidun, CEO der Bitcoin P2P-Börse Hodl Hodl und Organisator der Baltic Honeybadger Konferenz, fand wie Giacomo Zucco selbstverständlich zahlreiche Argumente für die Seite der Bitcoin-Fans.

Diese kontrovers geführte Diskussion, an der sich auch der nun im Publikum sitzende Saifedean Ammous beteiligte, wurde souverän von Mai Santamaria moderiert. Sie leitet die Abteilung für Finanzberatung des irischen Finanzministeriums, ist Mitverfasserin des 2018 veröffentlichten Berichts „Virtual Currencies and Blockchain Technology“ und vertrat Irland bei Rundtischgesprächen und Foren zu Blockchain-Themen in der EU, der OECD und der G20.

Bitcoin Mining verbraucht Strom – und das ist okay!

Eine differenzierte Betrachtung zur Frage des Energieverbrauchs bot der Vortrag von Dan Held, Director of Business Development bei Interchange, einem Kryptoportfolio-Abstimmungs-Tool und Autor sehr lesenswerter Artikel auf Medium. Er erläuterte unter anderem, dass Miner weltweit nach der billigsten Elektrizität suchen – nach Elektrizität, für die sich sonst niemand interessiert. Zudem würden 78 Prozent des für Bitcoin Mining verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen.

Etwas kritischer sieht indes Alex de Vries, Gründer von Digiconomist.net, die Problematik.

„Die (Un-)Nachhaltigkeit von Bitcoin“ nannte er seine Präsentation. Neben dem Energiethema haben wir auch ein Müllproblem erklärte er im Hinblick auf den Elektronikschrott, der durch das boomende Mininggeschäft der vergangenen Jahre entstanden ist. Weiter vertieft wurde das Thema in der letzten Diskussionsrunde des Tages mit Alex de Vries, Dan Held und Michel Rauchs, moderiert von Peter McCormack.

Etwas off-topic, doch durchaus interessant war der Bericht von Holger Wolff, Managing Director bei MaibornWolff. Er schilderte ein Modell zur Bezahlung von Angestellten mittels Bitcoin und die Erkenntnisse daraus im eigenen Unternehmen.

Die einzige weibliche Expertin der Konferenz, Mai Santamaria, durfte den Schlusspunkt bilden und hatte dafür einen Gast aus Fernost zum Kamingespräch gebeten. Shunichi Kimuro aus Japan, unter anderem leitender Manager bei DG Lab, sprach mit ihr über den Bitcoin-Markt in Japan, die globale Adaption und den aktuellen Stand bei der Regulierung.

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