Vaultoro-Gründer im Interview über Gold und Bitcoin: „Zukünftig wird die Korrelation zunehmen“

Die beiden Brüder Joshua und Philip Scigala haben 2015 Vaultoro gegründet. Die Börse, die sich bislang auf das Handelspaar Gold und Bitcoin spezialisiert hat, soll in den nächsten Monaten um weitere Assets wachsen. In welchem Verhältnis Bitcoin und Gold zueinander stehen, ob der Brexit eine Gefahr für das in England niedergelassene Unternehmen ist und ob Litecoin das Krypto-Pendant zum Edelmetall Silber ist, haben uns die beiden Brüder im persönlichen Interview verraten.

Sven Wagenknecht
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Vaultoro

Beitragsbild: Vaultoro

BTC-ECHO: Ob es eine Korrelation zwischen Gold und Bitcoin gibt oder nicht, darüber wird trefflich gestritten. Eine Zeit lang war eine negative Korrelation zu beobachten, nun ist sie in den letzten Wochen eher ins Positive gedreht. Wie schätzt ihr die zukünftige Entwicklung ein? Wird es in Zukunft eher eine positive oder eine negative Korrelation zwischen Gold und Bitcoin geben?

Philip Scigala: Was wir während der letzten fünf Jahre am Markt gesehen haben, ist, dass der Goldmarkt im Vergleich zum Bitcoin-Markt deutlich größer ist. Nichtsdestotrotz teilen sich die beiden Assetklassen dieselbe Zielgruppe. Beide Assets werden von Gruppen gekauft, die etwa Fiatwährungen oder dem Staat nicht sehr viel Vertrauen schenken. Beide Gruppen wollen zudem die Kontrolle über ihr eigenes Geld behalten. Wir versuchen auf unserer Plattform, Gold und Bitcoin zu verbinden.

Zukünftig wird die Korrelation zunehmen. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass auch mikroökonomische Faktoren einen Einfluss auf den Bitcoin-Kurs haben werden. Etwa, wenn es negative Nachrichten über Tether gibt.

BTC-ECHO: Inwiefern wird denn der Bitcoin-Kurs überhaupt von wirtschaftspolitischen Nachrichten beeinflusst? Ein statistisch signifikanter Zusammenhang konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Wird sich das ändern?

Philip Scigala: Ich glaube, dass wir heute bereits an einem Punkt angelangt sind, an dem Nachrichten über Trump oder Iran auch Einfluss auf den Bitcoin-Kurs haben werden – insbesondere deshalb, weil mittlerweile verstärkt institutionelle Investoren am Markt sind.

Viele Menschen vergessen auch, dass Bitcoin nach wie vor ein sehr spekulatives Investment ist. Investoren betrachten nach wie vor Gold als den sicheren Hafen schlechthin. In Krisenzeiten stecke ich mein Geld nicht in hochvolatile Wertanlagen wie Bitcoin.

BTC-ECHO: Aber dieses Wertspeicher-Narrativ ist ja trotzdem recht populär. Könnt ihr euch perspektivisch vorstellen, dass etwa Notenbanken langfristig Bitcoin halten?

Philip Scigala: Könnte sein. Aber frühestens in 20 Jahren. Interessanter sind zur Zeit Assets wie digitales Gold oder digitale Fiatwährungen wie der Euro.

Joshua Scigala: Stell dir mal vor, Bitcoin Wallets von Banken werden angegriffen. Gold kann man nicht hacken, Bitcoin Wallets theoretisch schon. Und wer besitzt die Private Keys zu staatlichen Bitcoin-Vorräten? Als Notenbankreserve ist Bitcoin gegenwärtig noch schwer darzustellen.

BTC-ECHO: Stichwort Tokenisierung. Eure Exchange beschränkt sich auf Gold und Metalle. Wollt ihr darüber hinaus noch andere reale Werte über Token handelbar machen?

Philip Scigala: Zurzeit handeln Investoren auf unserer Plattform Bitcoin und echtes physisches Gold. Die jeweilige Besitzurkunde ist bei uns gespeichert. In unserem Tokenisierungsprozess arbeiten wir daran, dass man auch das Gold in einem Token abbilden kann. Ich denke aber, dass man darüber hinaus viele Assetklassen wie Immobilien oder Kunst tokenisieren kann. Dabei hat man vermutlich aber mehr Schwierigkeiten als bei Edelmetallen wie Gold. Das wird Schritt für Schritt passieren, aber der Markt für tokenisierte Assets wird riesig sein.

Joshua Scigala: Unsere Kunden machen sich für tokenisiertes Gold stark. Denn sie sehen, dass Tether sehr unsicher performt. Gold hingegen ist versichert. Und so macht sich langsam die Erkenntnis breit, dass Gold und Bitcoin zusammengehören.

BTC-ECHO: Gibt es Zahlen dazu? Wie viele Investoren parken ihr Bitcoin-Vermögen vorübergehend in Gold?

Philip Scigala: Zurzeit halten unsere Kunden etwa 20 Millionen Euro in Gold. Im Laufe der Zeit haben wir insgesamt etwa 90 Millionen Euro in Gold gehandelt. Der Vorteil unserer Plattform ist, dass Anleger sofort wieder in Bitcoin einsteigen können, sobald sie das Marktumfeld als dafür geeignet einschätzen. Andererseits kann man sein Gold auch schnell in Bitcoin liquidieren.

BTC-ECHO: Euer Firmensitz ist in England. Stellt der Brexit eine Gefahr für euer Geschäftsmodell dar?

Philip Scigala: In Hinblick auf den Brexit sehen wir das ähnlich wie andere Firmen, die Geschäftsbeziehungen in oder aus dem Vereinigten Königreich unterhalten. Jede Firma ist sauer auf die britische Regierung, weil sie keine klaren Worte spricht und die Verhandlungen nicht zu Ende führt. So können Firmen überhaupt nicht planen – dadurch entsteht ein massiver wirtschaftlicher Schaden. Durch die Unplanbarkeit wird der Verhandlungsspielraum enger und Geschäftspartner könnten im schlimmsten Fall abspringen.

Im Krypto- und Online-Geschäft ist das zwar nicht so tragisch, wir müssen aber dennoch abwarten, was nach dem Brexit passiert.

BTC-ECHO: Was sind bei euch die nächsten Schritte, wo wollt ihr in den nächsten ein bis zwei Jahren hin?

Philip Scigala: Für die nächsten ein bis zwei Jahre haben wir zwei große Meilensteine. Meilenstein eins kommt im September: der Relaunch unserer Plattform. Wir wollen neben Bitcoin auch andere Kryptowährungen wie Dash oder Ethereum anbieten. Auch neue Edelmetalle wie Silber sind interessant.

Zweiter Meilenstein ist die Tokenisierung von physischen Assets. Aktuell arbeiten wir dafür mit den Regulierungsbehörden zusammen.

BTC-ECHO: Oft wird Bitcoin mit Gold und Litecoin mit Silber verglichen. Findet ihr diesen Vergleich sinnvoll?

Philip Scigala: Manchmal machen wir diesen Vergleich auch. Man muss aber dazu sagen, dass Litecoin nicht dieselben Eigenschaften wie Silber hat. Schließlich hat Silber etwa für die Solar- und Medizinindustrie einen großen Nutzen. Trotzdem ergibt der Vergleich für das Anfängerverständnis Sinn.

Joshua Scigala: Vermutlich wird es bald auch ein Litecoin-Silber-Handelspaar auf unserer Plattform geben.

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