Telegram Open Network US-Investoren müssen auf 28 Prozent ihrer Gelder verzichten

Nachdem die US-amerikanische Börsenaufsicht den planmäßigen Start von Telegram Open Network (TON) verhindert hat, sollen die TON-Investoren nun ihr Investment zurück erhalten. US-Amerikaner*innen müssen dabei jedoch Abstriche hinnehmen. Unterdessen hält Telegram an TON fest – allerdings wird sich der Start der Telegram Blockchain wohl um mindestens ein Jahr verschieben.

Christopher Klee
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Beitragsbild: Shutterstock

Die Blockchain-Plattform des Messaging-Anbieters Telegram hätte ursprünglich bereits Ende Oktober 2019 an den Start gehen sollen. Das Datum hätte gleichzeitig die erstmalige Ausgabe von Grams, der plattformeigenen Kryptowährung, markiert – hätte die US-amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) dem nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Grund: Die US-Börsenaufsicht stuft Grams als Wertpapiere (Securitiy) ein, deren Ausgabe bei der Behörde hätte angemeldet werden müssen.

Der neue Grams-Deal: 10 Prozent für ein Jahr Geduld

Regulatorische Komplikationen antizipierend, hatte Telegram den Investor*innen deshalb eine Entschädigung in Aussicht gestellt, sollte es die Token nicht fristgerecht liefern können. So hatten sie bereits bei der ersten SEC-bedingten Verschiebung des Mainnet-Starts von TON die Möglichkeit, 72 Prozent ihres Investments erstattet zu bekommen. Ein Gros der Geldgeber*innen hatte Telegram seinerzeit noch die Treue gehalten und den weiteren Verlauf des Rechtstreits abgewartet.

Nun ist mit dem 30. April die nächste Deadline verstrichen. Von einer Veröffentlichung scheint TON nach wie vor weit entfernt zu sein. Telegram hat die Investor*innen nun abermals vor die Wahl gestellt: Geld zurück oder „Treuebonus“ in Höhe von 10 Prozent, falls sie an dem Projekt festhalten wollen. Letzteres erfordert indes einen langen Atem von den Geldgeber*innen. Mindestens ein Jahr müssten sie sich in diesem Fall gedulden, bis sie ihr Investment samt Bonus zurückerhalten. So heißt es in einem Brief an die Investor*innen vom 29. April:

Als Zeichen des Dankes für Ihr Vertrauen in TON bieten wir Ihnen auch eine alternative Option an, 110 Prozent Ihrer ursprünglichen Investition bis zum 30. April 2021 zu erhalten, was 53 Prozent höher als der [ursprünglich vereinbarte] Kündigungsbetrag ist. Detaillierte Dokumente, die diese Option beschreiben, einschließlich eines Darlehensvertrags, werden denjenigen, die ihr Interesse bekunden, in Kürze zur Verfügung gestellt.

Telegram an die GRAM Investoren, Quelle: tginfo.me

Kein Bonus: US-Amerikaner*innen gucken in die Röhre

Offenbar gelten dabei nicht für alle die gleichen Spielregeln: US-Amerikaner*innen scheinen das Bonus-Angebot nicht in Anspruch nehmen zu können. So heißt es in einem weiteren Brief von Telegram, der dem russisch-sprachigen Nachrichtenportal The Bell vorliegt:

Leider haben wir angesichts Ihres Status als Investor aus den Vereinigten Staaten und auf der Grundlage späterer Gespräche mit den zuständigen Behörden und unseren Anwälten die schwierige Entscheidung getroffen, diese Option mit Ihnen aufgrund einer unsicheren regulatorischen Haltung in den Vereinigten Staaten nicht zu nutzen. Wir entschuldigen uns für die durch diese Änderungen verursachten Unannehmlichkeiten, aber wir glauben, dass die Reduzierung unnötiger regulatorischer Risiken im Interesse aller Parteien liegt.

Telegram an US-Investor*innen, Quelle: thebell.io

Bei dem rekordverdächtigen „Vorverkauf“ von Grams konnte Telegram 1,7 Milliarden US-Dollar für das Telegram Open Network einsammeln. Wieviel davon nun übrig bleibt, ist ebenso unklar wie das weitere Schicksal von Grams. Die Möglichkeit einer anderen Kryptowährung hatte Telegram bereits im Brief vom 29. April ins Spiel gebracht:

Wenn wir die entsprechenden Genehmigungen vor dem 30. April 2021 erhalten, haben Käufer, die sich für das Darlehen entschieden haben, die weitere Option, Grams oder möglicherweise eine andere Kryptowährung zu den gleichen Bedingungen wie in ihren ursprünglichen Kaufverträgen zu erhalten (soweit dies nach den geltenden gesetzlichen Beschränkungen zulässig ist).

Ob sich die Community ein weiteres Jahr gedulden will, ist fraglich. Bereits im März wurden Stimmen laut, die einen Launch von TON auch ohne SEC-Segen fordern. Schließlich sollte sich, so die Kritiker, ein Open-Source-Projekt nicht verbieten lassen.

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